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Was ist der Mensch?

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der ökumenischen Vesper am Mittwoch, 23. Mai, in der Augustinerkirche in Würzburg

In diesen Tagen vor Pfingsten richten wir alle miteinander den Blick auf den Heiligen Geist. Sein Kommen lässt uns miteinander zu Kindern Gottes werden (vgl. Lesungstext Röm 8,14-17), und er bezeugt unsere Gotteskindschaft (vgl. ebd. 8,16).

Unser Leitgedanke „Was ist der Mensch?“ ist aus dem Psalm Davids genommen, der die kosmische Größe Gottes preist. In diesem Zusammenhang fragt der Beter nach den Gründen, warum der Herr überhaupt an den Menschen denkt, ihn im Blick hat und sich seiner annimmt. Er rekurriert auf die besondere Stellung des Menschen in der Schöpfung, auf die ehrenvolle – unverdiente – Stellung, die ihn nur wenig unter den Engeln ansiedelt.

1. „Lasset uns Menschen machen nach unserem Bilde!“, heißt es in Gen 1,16.

Der Mensch wird von Gott zur Krönung der Schöpfung gemacht. Ja, er erhält den Atem Gottes. Gottes Geist wohnt in ihm.

Damit hat jeder Mensch eine einmalige, unverwechselbare und unaufhebbare Würde. Der Mensch ist nicht einfach ein Glied in der Evolutionskette, sondern aus dem Gedanken und der Liebe, ja aus Gottes Sein heraus geboren.

Das hat Konsequenzen: Der Mensch verdankt seine Würde nicht sich selbst – sondern Gott. Er hat in seiner Ebenbildlichkeit einen unverfügbaren Selbststand. Der Mensch gehört nicht seinen Eltern, erst recht keinem anderen Menschen und nicht einmal sich selbst. Er ist ganz und gar Gott zueigen.

2. In Jesus Christus tritt Gott in unsere Geschichte ein und wird Mensch. Er wird einer von uns. In Jesus von Nazareth verbinden sich Gottheit und Menschheit. Gottes unbegreifliche Liebe zu uns Menschen lässt ihn um unserer Rettung willen einer von uns werden. Dieses Geheimnis ist nicht fassbar. So wie ich letztlich Liebe nicht erklären kann, kann ich die Menschwerdung Gottes nicht verstehen – sondern nur in Liebe annehmen.

Das Fleisch gewordene Wort kann ich im Kind von Bethlehem nur ‚verstehen’, wenn ich mich ganz tief bücke, niederknie und anbete. Gerade weil Gott sich in diesem Menschenkind so klein macht, lässt er sich nur von denen finden, die sich ebenfalls in Wort und Taten ganz klein machen.

3. Diese Erkenntnis schreit nach dem Willen, ganz diesem Mensch gewordenen Gott anzugehören. Dazu gehört Nachfolge in der Annahme der Frohen Botschaft, im Glaubenszeugnis vor anderen (vor der Welt), in Treue zu Gott auch in schweren Prüfungen. Nicht mehr wir dürfen unser Glück und unsere Ehre suchen, sondern nur noch die Jesu Christi. Der Ausspruch des Pilatus im Angesicht des gefolterten Herrn: „Seht, welch ein Mensch!“ (Vgl. Joh 19,5) ist zugleich eine Anfrage an uns. Auch wir können nur in der Kreuzesnachfolge die Mitte unseres Menschsseins erlangen, wenn wir bereit sind, dem leidenden Christus mit allen Konsequenzen nachzufolgen. Dann aber werden wir auch mit ihm auferstehen! Wir hörten eben im Evangelium: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ (Joh 15,1-16). Ziel dieser Nachfolge – und damit des Menschwerdens – ist die vollkommene Freude. (Vgl. ebd.)

So dürfen wir auch den Ausspruch des heiligen Augustinus verstehen, der im Blick auf den Empfang der Heiligen Kommunion sagte: „Empfange, was du bist: Leib Christi. Werde, was du empfängst: Leib Christi!“ Amen.

(2207/0823)