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Was Joseph Roth so aktuell macht

„Galizischer Abend“ mit Bischof Dr. Franz Jung und Dr. Dr. Thomas Richter blickte auf ausgewählte Werke des Schriftstellers

Würzburg (POW) Mit spürbarer Begeisterung haben Bischof Dr. Franz Jung und Dr. Dr. Thomas Richter, Germanist und Apotheker, am Montag, 17. Juli, den Zuhörerinnen und Zuhörern im Dompfarrsaal im Medienhaus des Bistums Würzburg den Autor Joseph Roth (1894-1939) und sein Werk bei einem „Galizischen Abend“ nähergebracht. „Ich habe bei meiner Ankunft in Würzburg einen Fragebogen ausfüllen dürfen. Bei meinen Lieblingsschriftstellern habe ich damals Roth genannt“, erklärte der Bischof. Gemeinsam mit Richter hatte er für diesen Abend, wie die beiden es nannten, „ein Potpourri“ von Texten aus Roths Werken „Radetzkymarsch“, „Kapuzinergruft“ und „Die Büste des Kaisers“ zusammengestellt.

Die angesichts des russischen Einmarsches in der Ukraine von Bundeskanzler Scholz zitierte „Zeitenwende“ sei praktisch das große Thema im Leben und Schaffen des Journalisten und Schriftstellers Roth gewesen, erläuterte der Bischof. Dessen Heimat Galizien, heute der westlichste Teil der Ukraine, habe über die Zeit die Herrschaft durch Polen, Russland und die österreichisch-ungarische Monarchie erlebt. Berufliche Stationen führten Roth unter anderem nach Wien, Berlin und Paris. Wie Richter und der Bischof mit Textbeispielen ausführten, sei der Jude Roth jemand, der vielfach die Bedeutung der Religion für den Zusammenhalt der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn und ihrer vielen Völker als wesentlich betrachte. „Zugleich ist aber immer eine gewisse ironische Brechung zu spüren, zum Beispiel, wenn in der ‚Kapuzinergruft‘ von der Mutter des Protagonisten gesagt wird: ‚Sie war nicht gläubig, nur praktizierend‘“, sagte Bischof Jung.

Zudem sei der Zerfall der kaiserlichen und königlichen Monarchie Österreich-Ungarn in Folge des Ersten Weltkriegs vielfach Thema in den Werken Roths gewesen. „Alles ist verloren – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“, fasste der Bischof die Grundlinie zusammen. Ein ähnliches Gefühl, dass viel von dem, was bislang als sicher erachtet wurde, so nicht mehr bestehe, beschleiche gegenwärtig viele Menschen.

Besonders eindrucksvoll ist laut Bischof Jung der „Jahrhundertroman“ „Radetzkymarsch“, der drei Generationen der dem Kaiserhaus der Habsburger schicksalhaft verbundenen Familie Trotta beschreibe: einen hohen Militär, der Kaiser Franz Josef in der Schlacht von Solferino das Leben rettete, dessen Sohn, einen leitenden Beamten, und schließlich dessen lebensuntüchtigen Sohn, einen jungen Offizier. Roth gelinge es dank seiner journalistischen Vorbildung trefflich, Szenen wie die große Fronleichnamsprozession mit zahlreichen Militärs in ihren Prachtuniformen bildhaft werden zu lassen. Richter attestierte dem Gesamtwerk Roths eine gewisse Melancholie. „Aber Melancholie gehört zum österreichischen Wesen.“

mh (POW)

(2923/0817; E-Mail voraus)

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