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„Was zu allen Zeiten galt, das gilt auch heute“

Predigt von Weihbischof Ulrich Boom beim Pontifikalamt Samstag 23. Juni 2018, zum Abschluss der Klosterrestaurierung des Franziskaner-Minoriten-Konvents Würzburg

Wer das Franziskanerkloster hier in Würzburg betritt, geht durch ein einfaches aber doch beeindruckendes Renaissance-Portal, das Fürstbischof Julius Echter bei dem Umbau des Klosters 1611 bis 1616 errichten ließ. Es zeigt die Stigmatisierung des heiligen Franz von Assisi im Spätsommer des Jahres 1224 auf dem Berg La Verna. Kniend empfängt Franziskus die Wundmale vom gekreuzigten Jesus. Was über jeden Getauften und Gefirmten gesagt ist in seiner Firmung: „Du wirst gesalbt, um Christus ähnlich zu werden“, ist hier ins Bild gesetzt. Auch dem „kleinen Franzosen“ Giovanni Bernardone wurde dies bei seiner Firmung gesagt: „Christus ähnlich werden“. Ob er schon ahnte, was ihm zugesprochen wurde? Ich denke nein. Der Erbauer dieser Pforte ist Fürstbischof Julius Echter. Vielleicht war ihm zum Ende seines Lebens hin klarer geworden, worum es im Christsein geht. Wir wissen von ihm, dass er wohl zu unterscheiden wusste zwischen seinem weltlichen Amt als Fürst und seinem geistlichen Amt als Bischof. Als Fürst lebte und regierte er auf der Festung Marienberg oberhalb seiner Stadt. Als Bischof lebte er im Juliusspital bei den Kranken und Pilgern. Das hat schon etwas Franziskanisches an sich: Bei denen sein, die arm und schwach, obdachlos und hilflos sind. Er und viele andere, ob sie nun hier ihre Bleibe hatten und Hilfe suchten in geistlicher oder materieller Not, sind durch dieses Tor gegangen und tun es bis in unsere Tage. Wer dieses Kloster betritt schaut auf zu dem, der uns in der Nachfolge Jesu ein Vorbild ist: Der heilige Franz von Assisi (1181 – 1226).

Wir befinden uns hier an einem Ort, der mit seiner Gründung bis in die Tage des Hl. Franz zurückgeht. Diese Zeit vor fast 800 Jahren war im Letzten ja gar nicht so anders im Vergleich zu unseren Tagen. Reichtum und Armut, Macht und Ohnmacht gab es Tür an Tür. Wie damals ist heute die Frage: Ist dies das wahre Leben? Franz und seine Freunde und Freundinnen, mit seinen Brüdern und Schwestern verteufeln wohl nicht den Reichtum, aber sie lassen ihn hinter sich, lassen los von all dem Vermögen in der Tasche und im Kopf. In einer bisweilen bestechenden Naivität gehen sie auf die Welt zu, dass sie oft für verrückt und ketzerisch gehalten wurden. Auch der Cäsarius von Speyer, dem unser Franziskanerkloster die Gründung von 1221 verdankt. Wer von Christus ergriffen ist, der ist in Vielem nicht mehr mit der Welt kompatibel. Er ist wie Christus in der Welt, aber nicht von der Welt.

Über viele Generationen, gewiss mit großen Bewegungen in den vergangenen Jahrhunderten, hat das Kloster unsere Stadt geprägt. Es gab immer wieder Zerstörungen und Umbrüche, aber von den Anfängen bis in die Jetztzeit haben hier immer Brüder des heiligen Franziskus gelebt und gewirkt.

Für diese Heilige Messe habt ihr zwei Schriftlesungen ausgesucht. Einmal den ersten Petrusbrief (1 Petr 2,4-10), das Wort von dem Stein, den die Bauleute verworfen und der zum Eckstein wurde. Zum anderen aus dem Johannesevangelium (Joh 2,13-22) die Tempelreinigung. Ich denke mir, ihr habt es getan im Blick auf die Klostersanierung und die Neuordnung im und am Kloster. Ihr habt Boden abgegeben, um die Sanierung zu finanzieren. Beide Schrifttexte sagen mir aber auch noch einmal, worum es in unserem Christsein geht, wenn wir wenigstens etwas Christus ähnlich werden wollen, wie der heiilge Franz von Assisi. Wir dürfen aus den Schriftstellen nicht einmal zuerst den Anspruch hören, den es in der Christusnachfolge gibt, sondern den Zuspruch.

Was ist das für ein Stein, der da verworfen wird? Er ist wenigstens äußerlich nicht brauchbar. Also nicht das Erlesene, das Besondere, das Gewichtige hält hier alles zusammen, sondern das Alltägliche und Schwache, ja das Geringgeschätzte. Das will Christus sein und das dürfen all die sein, die in seiner Nachfolge sind.

Bei der Tempelreinigung geht es ja nicht um den Gottesdienst im Tempel, sondern um unser Vermögen und unsere Machenschaften, mit denen wir meinen den Glauben und das Vertrauen in Gott aufrechtzuerhalten. Es ist eine Ansage und Absage an unsere Vermögensverhältnisse. Franziskus brüskiert seine Stadt und Familie anders, er stößt keine Händlertische um, sondern er steht nackt da und sagt damit: Ich brauche nichts. Gott ist mein ein und Alles. Er gibt mir immer alles, was ich zum Leben brauche.

Ich wünsche euch als Brüder vom heiligen Franz zusammen mit all euren Gemeinschaften, dass dieses große Vertrauen in Gott bei und durch euch gestärkt wird und so das Evangelium Hand und Fuß bekommt. Wie sagt es der heilige Franz: „Immer das Evangelium verkünden und wenn es sein muss in Worten“.

So geben wir alle einen wichtigen Impuls, ja Beitrag für unsere Zeit heute. Vielleicht wussten das die deutschen Bischöfe 1848, eine Zeit gewaltiger Umbrüche und Aufbrüche, als sie sich hier im Refektorium des Klosters im November zur ersten Deutschen Bischofskonferenz trafen. Bewusst oder unbewusst sind sie auch durch die Klosterpforte mit dem Bild von der Stigmatisierung des heiligen Franz gegangen. Erneuerung und Umkehr in unserem eigenen Leben, in unserer Kirche und in der Welt gelingt nur, wenn wir gleich dem heiligen Franz immer mehr Christus ähnlich werden. Was zu allen Zeiten galt, das gilt auch heute. Amen.