Würzburg (POW) Eines gleich vorweg: Das Buch „Weichen stellen im Pfarrgemeinderat – Ein Leitfaden zur Gemeindeentwicklung“ von Dr. Klaus Roos sollte zur Pflichtlektüre für die Mitglieder der neuen Pfarrgemeinderäte im Bistum Würzburg werden. Der stellvertretende Leiter des Instituts für Theologisch-Pastorale Fortbildung und der Hauptabteilung Außerschulische Bildung der Diözese Würzburg bringt in dem neuen Band seinen reichen Erfahrungsschatz aus der jahrzehntelangen Tätigkeit in der Fortbildung von Pfarrgemeinderäten und hauptberuflichen kirchlichen Mitarbeitern ein. Roos macht Mut, sich ehrenamtlich im Pfarrgemeinderat zu engagieren und gibt viele Impulse für eine gelingende Gremienarbeit.
In verständlicher Sprache – ohne dabei theologisches Fachwissen auszuklammern – zeigt Roos zunächst Hintergründe der „Unternehmensphilosophie“ der Kirche auf und erklärt, wozu Kirche da ist, wie sich die Kirche in 2000 Jahren entwickelt hat, wie vielfältig ihre Gestalt heute ist und wie es zur Bildung von Pfarrgemeinderäten kam. Näher beleuchtet er die schwierige Doppelstruktur des Pfarrgemeinderats als beratendes und beschließendes Gremium. Bei seinen Erörterungen bietet Roos immer wieder Denkanstöße, die der Leser für sich oder im Pfarrgemeinderat beantworten kann: „Stellen Sie sich vor, die Kirche würde den Laden dicht machen, wie eine Firma, die Pleite gegangen ist oder für die der Firmeninhaber keinen Nachfolger mehr gefunden hat, der den Betrieb fortführt. Was würde Ihnen persönlich fehlen? Wer würde die Kirche vermissen? Welche gesellschaftlichen Folgen würden eintreten? Würden Sie sagen, die Welt sei ärmer geworden dadurch? Inwiefern?“
Ganz für die Praxis des Pfarrgemeinderats ist der zweite Teil des Buchs, „Gemeinde gestalten“, ausgerichtet. Hier geht es um Qualitäts-, Personal-, Gemeinde- und Leitbildentwicklung sowie um die Wahrnehmung von Leitung. Besondere Aufmerksamkeit legt Roos auf das Engagement der Ehrenamtlichen und die gesellschaftlichen und kirchlichen Veränderungsprozesse, die sich auf die Entwicklung der Gemeinde auswirken. „Wert legen auf Qualität, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen, begleiten und fördern, sich zur lernenden Organisation entwickeln und dabei ein klares Leitbild vor Augen haben – das sind Kernpunkte, an denen der Hebel angesetzt werden müsste. Voraussetzung dafür ist, dass der Dienst der Leitung kompetent wahrgenommen wird“, schreibt Roos.
Im dritten Teil des Buchs stellt der Autor schließlich unter dem Titel „Akzente setzen“ Optionen vor, die ihm für die Zukunft von Kirche und Gemeinde wichtig sind: Die Gremien sollen Weite und Tiefe gewinnen. Für Roos bedeutet dies, pluralismusfähig zu werden und Profil zu zeigen. Deutlich macht er, dass Gott wichtiger ist als die Kirche, der Glaube wichtiger ist als die Moral und der Mensch wichtiger ist als die Tradition. Eine Anregung zur Bibelarbeit, „An die Wurzeln gehen“, rundet das Buch ab.
Mit dem Band will Roos die Pfarrgemeinderäte erreichen, aber auch Ehrenamtliche in den Verbänden und Gruppen sowie Seelsorgerinnen und Seelsorger ansprechen. Der Autor ist davon überzeugt, „dass Gemeinde bei allen Umbrüchen und neuen Kirchenstrukturen kein überholtes und absterbendes Gebilde ist, solange noch Frauen und Männer hauptberuflich oder ehrenamtlich ihre Zeit, ihre Kraft und ihr Herz in ihre Gestaltung einbringen. Es kommt darauf an, im Pfarrgemeinderat die Weichen zu stellen, damit Gemeinde lebt.“
Klaus Roos: Weichen stellen im Pfarrgemeinderat – Ein Leitfaden zur Gemeindeentwicklung. 152 Seiten. 16,80 Euro. Matthias-Grünewald-Verlag, Ostfildern 2006, ISBN 3-7867-2591-8.
(1806/0665)