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„Weihnachten war schon immer das Fest der Feste“

Schwester Juliane Friedrich, Generaloberin der Erlöserschwestern, erinnert sich an Weihnachtserlebnisse als Kind im Steigerwald – Kleine Dinge und Rituale sorgten für Glückseligkeit – So feiern die Schwestern im Kloster

Würzburg/Prölsdorf (POW) Auch hinter Klostermauern wird gefeiert – gerade an kirchlichen Festtagen. Schwester Juliane Friedrich, Generaloberin der Erlöserschwestern, gibt einen Einblick in die Weihnachtszeit im Würzburger Mutterhaus der Schwestern in der Ebracher Gasse, erläutert die Botschaft des Weihnachtsfests und verrät, was sie sich zu Weihnachten wünscht.

POW: Schwester Juliane, wie verbringen Sie mit Ihrer Klostergemeinschaft den Heiligen Abend?

Generaloberin Juliane Friedrich: Für uns im Kloster hat Weihnachten einen besonders hohen Stellenwert. Wir feiern den Geburtstag unseres menschgewordenen Gottessohnes als Hochfest. Jesus kam auf die Erde und ist Mensch geworden, um uns zu erlösen. Wir möchten seine Erlöserliebe weiterschenken. Wir wollen uns ganz bewusst auf dieses Festgeheimnis konzentrieren. Die Gottesliebe hat ein Gesicht angenommen, Hände und Füße. Diese Liebe wollen wir in der Spiritualität unserer Gemeinschaft weitergeben. Die Vorbereitung darauf ist der Advent. Da stimmen wir uns auf das Fest ein und pflegen besondere Zeiten des Innehaltens. Höhepunkt ist dann die Christmette an Weihnachten, die sehr festlich mit unserem Schwesternchor gestaltet wird. Vorher verbringen wir einen schönen gemeinsamen Heiligen Abend. Nach dem Abendessen versammeln wir uns in unserem Festsaal. Dort schenkten uns bis vor zwei Jahren einige Schwestern sehr eindrucksvoll ein Krippenspiel. Das ist jetzt leider nicht mehr möglich. Aber einige Schwestern bereiten für unsere Gemeinschaft Meditationen, besinnliche Gedanken und weihnachtliche Impulse vor. Wir singen und tauschen unsere Gedanken aus. Das ist sehr, sehr schön.

POW: Bauen Sie auch eine Krippe auf?

Friedrich: Die Krippe ist für uns ganz, ganz wichtig. In unserem Mutterhaus werden Sie an vielen Stellen Krippen vorfinden. Wir haben eine wunderschöne größere Krippe im Vorraum der Kirche stehen, die von unseren Schwestern aus den Kunstwerkstätten vor vielen Jahren geschaffen wurde. Und natürlich haben wir auch in der Kirche eine Krippe, die in der Weihnachtszeit als Mittelpunkt vor dem Altar steht.

POW: Gibt es zum Abendessen auch ein festliches Weihnachtsgericht oder nur ein schlichtes Abendbrot?

Friedrich: Ja, unser Weihnachtsessen ist festlich. Wir haben das ganze Jahr hindurch eine sehr gute Küche, aber die Festtage haben ihren besonderen Akzent. Am Heiligabend gibt es etwas Besonders wie die sogenannten „blauen Zipfel“ (Würste, die in einem Sud aus Zwiebeln, Karotte und Sellerie gegart werden) oder auch mal Lachs und anderen Fisch. Zum Weihnachtsfeiertag gehört dann traditionell die Weihnachtsgans. Dazu laden wir auch unseren Spiritual, Prälat Kurt Witzel ein. Wenn Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele kommen kann, ist er ebenso herzlich willkommen. Er gehört ja zu unserer großen Klosterfamilie.

POW: Beschenken Sie sich gegenseitig zur Bescherung?

Friedrich: Die Bescherung an Weihnachten gehört zum Fest, und wir wollen uns unsere Liebe auch gegenseitig zum Ausdruck bringen. Unsere Bäckermeisterin, Schwester Emmanuela, hat bereits vor Wochen eingeladen, ihr beim Plätzchenbacken zu helfen. Das machen die Schwestern natürlich gerne. Jede freie Zeit sind sie in der großen Backstube und backen Plätzchen für uns und zum Weiterverschenken. Wir haben auch einen Gabentisch und freuen uns über unsere kleinen Geschenke im klösterlichen Rahmen. Auch gegenseitig beschenken wir uns. Da gibt es beispielsweise das „Wichteln“, wo man sich einen Namen zieht und dieser Schwester schon während des Advents in Stille eine besondere Aufmerksamkeit schenkt.

POW: Wie verbringen Sie den ersten und zweiten Weihnachtstag?

Friedrich: Früh feiern wir gemeinsam in unserer Mutterhauskirche das weihnachtliche Hochamt sehr festlich, sogar mit Ministranten und Weihrauch. Den Altardienst übernehmen unsere Schwestern. Der weihnachtliche Gesang und die Musik stimmen die Herzen froh. Dann haben wir unser schönes gemeinsames Festessen und am Nachmittag die feierliche Weihnachtsvesper. Wir feiern bewusst die Liturgie mit der Kirche und lassen uns gerne von den tiefen, ausdrucksstarken Texten inspirieren.

POW: Haben Sie als Ordensfrau an Weihnachten oder zwischen den Jahren die Möglichkeit, Ihre Verwandten zu sehen?

Friedrich: Ja, es ist schön, dass wir auch den Kontakt zu unseren Familien pflegen können. Wer will und in der Lage ist, kann während der Weihnachtszeit im Rahmen des Urlaubs nach Hause. Es kommen aber auch viele Besucher ins Mutterhaus.

POW: Sie stammen aus dem Steigerwald. Wie haben Sie in Ihrer Kindheit in Prölsdorf Weihnachten gefeiert?

Friedrich: Für mich persönlich war Weihnachten schon immer das Fest der Feste. Ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen, in der das Weihnachtsfest einen hoch geschätzten Platz im gesamten Jahreskreis eingenommen hat. Unsere Eltern verstanden es ausgezeichnet, die weihnachtlichen Bräuche und Rituale in der Familie zu pflegen, zum Beispiel, dass der Christbaum geholt wurde, dass die Krippe gemeinsam aufgestellt wurde und so weiter. Anfangs, das heißt in der frühen Kindheit, war das natürlich immer ein Geheimnis. Da hat dann erst am Heiligen Abend das Glöckchen geklingelt, und wir durften in das stimmungsvolle Weihnachtszimmer. Ich sehe uns jetzt noch, wie wir – mein Bruder, meine Schwester und ich – den schön geschmückten Christbaum bestaunten und wir mit unseren Eltern gemeinsam gesungen haben. „Stille Nacht“ war natürlich das schönste Lied. Dann durften wir unsere Geschenke auspacken. Ich kann mich noch an viele Dinge erinnern, die für mich höchste Glückseligkeit waren, nicht zuletzt auch, dass wir gemeinsam in die Christmette gingen.

POW: Über welche Geschenke haben Sie sich damals als Kind besonders gefreut?

Friedrich: Ganz spontan erinnere ich mich an eine wunderschöne Puppe, die zu Weihnachten immer ein neues Kleid bekommen hat. Vor Weihnachten war sie einfach verschwunden, weil sie ja das Christkind geholt hatte. Unsere Mutter hat sie jedes Jahr mit viel Liebe neu eingekleidet, das war für meine Schwester und für mich wohl das schönste Weihnachtsgeschenk. Es waren oft gerade die kleinen Dinge wie Buntstifte und die damals noch eher seltenen Orangen, die uns am Heiligen Abend wirklich glücklich machten. Das sind so Kinderfreuden, die mich einfach erfüllten und die ich wohl nie vergessen werde.

POW: Sie haben Weihnachten als „Fest der Feste“ bezeichnet. Hat sich dieser persönliche Stellenwert nach den vielen Jahren im Kloster verändert?

Friedrich: Der Stellenwert hat sich im tiefsten Sinn nicht verändert. Im Kloster konzentrieren wir uns natürlich besonders auf das Festgeheimnis, die frohe Botschaft von Weihnachten, sodass sowohl die Vorbereitung im Advent als auch das Fest sehr spirituell geprägt sind. Ich sage so gern, wenn ich nach Weihnachten gefragt werde, wie meine Feiertage waren, sie waren „klösterlich sehr schön“.

POW: Viele Alleinstehende werden gerade am Familienfest Weihnachten an ihre Einsamkeit erinnert. Wie können sie trotzdem Hoffnung daraus schöpfen?

Friedrich: Hier im Mutterhaus haben wir die Elisabethstube. Dort bekommen Bedürftige vor Weihnachten ein kleines Weihnachtsgeschenk und ein Festessen, das an diesem Tag feierlich gestaltet wird. Auch gibt es weihnachtliche Gedanken von unserem Herrn Spiritual. In kleineren Konventen laden unsere Schwestern an Weihnachten durchaus auch Menschen ein, die sich einsam fühlen.

POW: Können Sie auch einen spirituellen Impuls nennen, wie man für sich persönlich die Weihnachtsbotschaft spürbar machen kann?

Friedrich: Gottes Sohn wurde Mensch, um uns nahe zu sein. Daran zu glauben, ist ein Geschenk des Himmels. Dafür muss man aber offen sein und wirklich an die Weihnachtsbotschaft glauben, „Ja, ich bin nicht allein. Gott ist da, er steht mir immer zur Seite und hilft mir in jeder Lebenssituation.“ Ich würde auch empfehlen, die Bibel herzunehmen und mit dem Wort Gottes seine Nähe zu spüren und daraus Kraft zu schöpfen.

POW: Inwieweit spüren Sie bei Ihrem Engagement für bedürftige Menschen eine andere Stimmung um Weihnachten als sonst im Laufe des Jahres?

Friedrich: Vor wenigen Tagen habe ich einen Brief von einer Frau erhalten, die mir ihre Not geschildert hat. Sie wohnt weiter weg und hat unsere Adresse wahrscheinlich aus dem Internet. Es ist im Brief kein Konto angegeben. So werde ich der Familie ein schönes Paket schicken lassen. Gerade in der Zeit vor Weihnachten erreichen uns viele, viele Bettelbriefe. Wir versuchen wirklich, soweit es uns möglich ist, Bedürftigen und Menschen in ihrer Not zu helfen – übrigens nicht nur an Weihnachten.

POW: Ist die Not in den zurückliegenden Jahren größer geworden?

Friedrich: Was mich vor allem immer wieder neu erschüttert ist, dass zunehmend junge Leute Hilfe brauchen. Hier eine schöne Erfahrung von unserer Elisabethstube: Vor einigen Monaten habe ich eine E-Mail aus München erhalten von einem Mann, der inzwischen 30 Jahre alt ist. Es war ein Dankesbrief, verbunden mit der Anfrage, ob es denn diese Einrichtung noch gäbe. Er war als junger Mensch hier in Würzburg und – so hat er von sich berichtet – aus eigener Schuld in Not gekommen. Er hat täglich bei uns ein warmes Essen bekommen. Es wurde nicht gefragt, warum er kommt, sondern es wurde ihm einfach geholfen. Das war ihm eine so große Hilfe, dass er wirklich Fuß fassen konnte. Er hat seinen Beruf abgeschlossen, ist jetzt in führender Stellung und möchte sich bedanken. Er hat auch angefragt, ob es die beiden Schwestern noch gibt und schrieb: „Ich weiß wohl nicht ihren Namen, aber ich fühle immer noch ihr warmes Lächeln.“

POW: Was denken Sie von Menschen, die nur aus Tradition Weihnachten in die Kirche gehen?

Friedrich: Ich bin der Auffassung und auch der Überzeugung, dass es gut ist, wenn die Menschen wenigstens zu Weihnachten in die Kirche kommen. Jeder nimmt von der Christmette etwas mit in seinen Alltag. Wenn sie nur aus Tradition kommen würden, kämen sie mit Sicherheit nicht jedes Jahr. Aber es ist ein Bedürfnis da, die Sehnsucht nach dem, was der Glaube uns schenken kann. Irgendetwas aus einem Lied, aus der Predigt oder aus einem Schriftwort nehmen die Gottesdienstbesucher immer mit nach Hause.

POW: Wenn Sie einem völlig Kirchenfremden Weihnachten kurz und prägnant erklären müssten: Was wäre für Sie die zentrale Botschaft, die Sie vermitteln würden?

Friedrich: Jesus ist Mensch geworden, um uns zu erlösen. Er ist ein Mensch geworden wie wir und ist uns durch seine Menschwerdung nahe bis zum heutigen Tag. Wenn wir daran glauben, dürfen wir auch seine Nähe und seine Hilfe spüren. Dies würde ich ihm auch wünschen.

POW: Die Erlöserschwestern sind nicht nur in Würzburg, sondern auch in den USA und Tansania aktiv. Unterscheidet sich das dortige Weihnachtsfest von dem hier in Würzburg?

Friedrich: Es ist klar, dass das Weihnachtsfest immer durch die jeweilige Kultur und Mentalität geprägt ist. In Tansania haben unsere Schwestern auch viel von den deutschen Schwestern übernommen. Fest steht, dass unsere Mitschwestern in Amerika und in Afrika die Festtage auch sehr, sehr spirituell gestalten.

Bei uns in Deutschland legen wir auch großen Wert darauf, dass wir unsere über 900 Mitarbeiter in unseren Sendungsauftrag mit hineinnehmen, soweit dies möglich ist. Das ist uns sehr, sehr wichtig. Da nehmen wir solche Feste auch zum Anlass, dass wir mit ihnen unsere Spiritualität teilen. Ich gehe gerne als Zeichen meiner Wertschätzung in jede Weihnachtsfeier und versuche, unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen spirituelle Impulse zu Weihnachten zu schenken. Es ist auch eine schöne Tradition, dass ich ganz bewusst vor Weihnachten in unsere Altenheime gehe. Ich spreche mit unseren Schwestern und möchte jeder einzelnen die Hand drücken. Dies bedeutet mir unglaublich viel. Unsere Mitschwestern freuen sich darauf und ich fühle mich jedes Mal beschenkt von ihren strahlenden Gesichtern und ihren leuchtenden Augen.

POW: Was wünschen Sie sich zu Weihnachten und das neue Jahr?

Friedrich: Was ich mir persönlich wünsche ist, dass ich wirklich viel Zeit finden kann, um das Geschenk des Glaubens auch anderen weitergeben zu können. Für unsere Kongregation wünsche ich eine gute Zukunft, dass wir unseren Sendungsauftrag weiterhin in Deutschland, USA und Tansania erfüllen können. Mein größter Wunsch ist – das übrigens ist meine Grundeinstellung –, dass es unseren Schwestern im Rahmen unserer klösterlichen Möglichkeiten gut geht.

Zur Person: Schwester Juliane Friedrich (69) stammt aus Prölsdorf im Steigerwald. Mit 14 Jahren trat sie in das klösterliche Internat der Erlöserschwestern ein und absolvierte die Ausbildung zur Fachlehrerin. Nach dem Noviziat übernahm sie die Verantwortung für das Internat sowie für eine Klassenleitung in der Haushaltungsschule im Maria-Theresia-Haus in Schweinfurt. Von 1972 bis 1976 studierte Schwester Juliane an der Technischen Universität in München für das Höhere Lehramt an beruflichen Schulen. Nach zwei Jahren als Referendarin in Landshut übernahm sie die Schulleitung des Maria-Theresia-Hauses in Schweinfurt. In ihre Amtszeit fielen die Einführung und die staatliche Anerkennung der Berufsfachschule für Hauswirtschaft. 2001 wurde sie zusätzlich als Generalassistentin in die Ordensleitung gewählt. Ende des Schuljahres 2006/2007 beendete Schwester Juliane den Schuldienst und übergab die Schulleitung in die Hände ihrer langjährigen Stellvertreterin Schwester Johanna-Maria Neuerer. Seit August 2007 ist sie Generaloberin der Würzburger Erlöserschwestern. Derzeit leben in den 18 Konventen der Ordensgemeinschaft weltweit 382 Schwestern, davon 308 im Bistum Würzburg, 53 in Tansania und 21 in den USA.

(5012/1300; E-Mail voraus)

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