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„Weit über den Fokus Pfarreiengemeinschaft hinaus“

Interview mit Pastoralreferentin Monika Albert zum Gesprächsprozess im Bistum Würzburg – Ab 1. November 2011 Koordinatorin des Dialogs in der Diözese

Würzburg (POW) Monika Albert (45), bisher Pastoralreferentin in der Pfarreiengemeinschaft „Sankt Albert und Sankt Jakobus“ in den Würzburger Stadtteilen Lindleinsmühle und Versbach, übernimmt zum 1. November 2011 die neu geschaffene Stelle als Koordinatorin des Gesprächsprozesses „Im Heute glauben“ im Bistum Würzburg. Ihr Dienstsitz ist in der Hauptabteilung Seelsorge im Kilianshaus in Würzburg, institutionell ist die Stelle beim Generalvikar angebunden. In folgendem Interview spricht Albert über ihre neue Aufgabe und ihre Erwartungen an den Gesprächsprozess.

POW: Bis 2015 soll in der katholischen Kirche in Deutschland der Gesprächsprozess „Im Heute glauben“ stattfinden. Wie soll dieser Prozess im Bistum Würzburg umgesetzt werden?

Monika Albert: 1996 endete in der Diözese Würzburg der groß angelegte Gesprächsprozess „Wege suchen im Gespräch“. Aus diesem Grund wird in der Diözese der im Sommer angekündigte Dialogprozess nicht mehr solch einen Umfang haben. Eineinhalb Jahre nach Errichtung der Pfarreiengemeinschaften macht es Sinn, Bilanz zu ziehen und sich zu fragen: Wo stehen wir und wo werden und wo wollen wir uns hin entwickeln? Das ist der Anknüpfungspunkt für den Dialogprozess in unserer Diözese. Allein am Fragehorizont wird aber deutlich, dass der Prozess weit über den Fokus Pfarreiengemeinschaft hinausgeht. Dazu sind Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften, Gruppen und Verbände herzlich eingeladen, ihre Wahrnehmungen und Beobachtungen zu schildern. Und auch Einzelpersonen können sich beteiligen. Dazu können die Fragestellungen auch bald online unter www.dialog.bistum-wuerzburg.de beantwortet werden.

POW: Welche Aufgabe kommt Ihnen dabei zu?

Albert: Meine Aufgabe wird es sein, diesen Prozess zu koordinieren, die Ergebnisse zusammenzutragen und den Gremien auf Dekanats- und Diözesanebene wieder vorzulegen, wo dann Entscheidungen zu treffen sind. Gerne stehe ich für Fragen aus Gemeinden, Pfarreiengemeinschaften, Dekanaten zur Verfügung. Ab 2. November 2011 bin ich unter der Telefonnummer 0931/38665160 und per E-Mail unter dialog@bistum-wuerzburg.de zu erreichen.

POW: Was motiviert Sie persönlich, nach Jahren in der Gemeindearbeit jetzt diese neue Aufgabe zu übernehmen?

Albert: Nach fast 20 Jahren Gemeindearbeit ist der Reiz groß, etwas ganz Neues, etwas ganz Anderes anzugehen. Manches wird mir sicher fehlen und vermisse ich schon jetzt. Aber ich kann meinen Erfahrungshintergrund auch bei meiner neuen Aufgabe gut einbringen. Wenn ich zum Beispiel an Trauer- oder Taufgespräche denke, bin ich immer wieder Menschen begegnet, die auf der Suche nach „mehr“ waren, aber mit dem, wie wir in den Gemeinden unseren Glauben leben, ausdrücken und feiern, nur schwer oder nur punktuell anknüpfen können. Im Grunde geht es um die Frage: Wie müssen wir als Kirche, als Gemeinde und Pfarreiengemeinschaft vor Ort aufgestellt sein, wo geht es hin? Ich erlebe bei Haupt- wie Ehrenamtlichen gerade in diesem Punkt eine große Verunsicherung. Hier gemeinsam nach Lösungen zu suchen, mutig und kreativ nach vorne zu schauen, ist nicht nur ein bemerkenswerter Impuls der Deutschen Bischofskonferenz. Für mich ist dies eine Herausforderung, der ich mich gerne stelle.

POW: Umgangssprachlich ist immer wieder von einer Dialoginitiative die Rede, offiziell ist vom Gesprächsprozess die Rede. Sehen Sie hier einen Unterschied?

Albert: Egal wie wir es nennen – Gesprächsprozess oder Dialoginitiative –, am Ende darf nicht stehen: „Schön, dass wir mal miteinander gesprochen haben, weiter geht es wie gehabt.“ Die Menschen in den Gemeinden und Pfarreiengemeinschaften wie auch die Hauptamtlichen vor Ort, die motiviert sind beziehungsweise sich motivieren lassen, erwarten mehr als nette Gespräche.

POW: Wie erleben Sie die Bereitschaft zum Dialog aktuell in den Gemeinden?

Albert: Die Motivation und Bereitschaft, die mit dem Dialogprozess verbunden sind, erlebe ich sehr divergent. Sie reicht von „Jetzt aber endlich los“ über ein skeptisches „Mal abwarten“ bis hin zu „Keine Gespräche mehr, endlich Entscheidungen“. Dahinter steht natürlich auch eine Bandbreite unterschiedlicher Erwartungen, die mit dem Dialogprozess verbunden sind. Die einen zu motivieren und die anderen in ihren Erwartungshaltungen zu erden, wird sicher eine Herausforderung sein.

POW: Warum ist der Dialogprozess beziehungsweise die Gesprächsinitiative wichtig für die Kirche in Deutschland und auch für das Bistum Würzburg?

Albert: Der Impulsgeber für den Dialogprozess war die Deutsche Bischofskonferenz. Deren Vorsitzender Erzbischof Zollitsch hat in seinem Impulsreferat bei seinen Mitbrüdern auf sehr eindringliche Weise zum Hören, Zuhören und Aufeinanderhören eingeladen und geworben. Die Delegation aus dem Bistum Würzburg, die die Auftaktveranstaltung zum Dialog über die Zukunft der Kirche in Deutschland in Mannheim besuchte, war beeindruckt von der Offenheit der Gespräche wie von der Hörbereitschaft der Bischöfe. Das gilt es ernst zu nehmen und die Chance des Gesprächsangebotes zu ergreifen. Für mich hat dies Signalwirkung nach innen und nach außen.

POW: Welche Chancen sehen Sie im Gesprächsprozess?

Albert: Der Gesprächsprozess kann uns wieder ins Bewusstsein rücken, dass wir alle als Getaufte und Gefirmte mitverantwortlich sind, eben als Volk Gottes unterwegs sind. Er kann uns zeigen, in der sich veränderten gesellschaftlichen wie kirchlichen Landschaft unseren Glauben zu leben und glaubwürdig Pastoral zu gestalten. Der Prozess ist im Bistum Würzburg auch daraufhin abgestimmt, dass alle Gremien vor Ort, auf Dekanats- und Diözesanebene in ihrer Handlungs- und Entscheidungskompetenz ernst genommen und zu Beteiligten möglicher Veränderungen werden.

POW: Welche besonderen Schwerpunkte sollen im Bistum Würzburg gesetzt werden und wie gestaltet sich der Zeitplan in den kommenden Monaten?

Albert: Kennzeichnend für den Dialogprozess im Bistum Würzburg ist, dass er auf Ebene der Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften ansetzt, aber eben darüber hinausgeht. Konkret sieht der Zeitplan wie folgt aus: Von Oktober bis Februar finden auf Ebene von Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften erste Gespräche statt. Dazu werden Hilfestellungen und Unterstützungsangebote versandt, die auch auf der Homepage www.dialog.bistum-wuerzburg.de bald für alle, die sich beteiligen wollen, zu finden sind. Bis zum 1. Fastensonntag 2012 sollen dann alle Ergebnisse zurückgeschickt werden. Von März bis Mai 2012 werden diese Ergebnisse gesichtet. Zusammen mit einem Projektbeirat, der noch zu errichten ist, findet ein Bündeln und erstes Auswerten der Ergebnisse statt, bevor diese dann an die Dekanatsräte und diözesanen Gremien – Diözesanrat, Diözesanpastoralrat, Priesterrat und Allgemeiner Geistlicher Rat – zum Sichten und Bewerten weitergeleitet werden. Bei Regionaltagen im November 2012 werden allen Interessierten die Ergebnisse präsentiert, nächste Schritte vereinbart und auf Basis der Rückmeldungen und Entscheidungen Überlegungen angestellt, wo und wie es sinnvoll sein kann, sich am Gesprächsprozess, der auf Ebene der Deutschen Bischofskonferenz bis 2015 angelegt ist, einzubringen und in unserem Bistum weitere Impulse zu setzen.

POW: Was sollte am Ende des Gesprächsprozesses stehen? Werden von den Gläubigen Entscheidungen zu bestimmten Themen erwartet?

Albert: Natürlich erwarten die Gläubigen, die sich am Dialogprozess beteiligen, Entscheidungen. Wir werden sortieren, was hier in der Diözese entschieden werden kann und was in den von der Deutschen Bischofskonferenz initiierten Prozess zurückgegeben wird. Auch wenn wir auf eine lange und bewährte Glaubenstradition zurückblicken und in eine weltweite Kirche eingebunden sind, darf der Dialog nicht von vornherein bestimmte Themen ausklammern. Ich bin davon überzeugt, dass ein ehrlich und offen geführter Dialogprozess Bewusstsein verändern kann. Mein Anliegen ist es, den Dialogprozess ergebnisoffen anzugehen mit dem Ziel, dass er nicht ergebnislos enden darf.

(4211/1061; E-Mail voraus)

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