Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Bolivienmissionare aus dem Bistum Würzburg (5)

„Wenn man uns nicht eingeladen hätte, wäre ich gar nicht mehr dortgeblieben“

Pater Max Wolfgang Schiller lebt seit 1974 in Bolivien – Politische Herausforderungen sind auch heute noch ein Problem – Lebenswerk in Titicachi hinterlassen

Cochabamba/Eibelstadt (POW) Pater Max Wolfgang Schiller hat mit der Delegation aus Deutschland etwas Besonderes vor: Er will auf den Markt „La Cancha“ in Cochabamba. Ein riesiger Markt, der online als „Mit Vorsicht zu genießen“ beschrieben wird. Bunt und vielfältig ist er, aber es sind auch Taschendiebe unterwegs. Überall sind Verkaufsstände für Lebensmittel wie frisches Obst und Gemüse, aber auch Haushaltsgegenstände. Eigentlich gibt es dort alles. Der 81-Jährige läuft zielstrebig durch den Markt. Erster Stopp ist ein Stand, an dem zwei seiner Mitbrüder Joghurt verkaufen. Gezuckert und ungezuckert, mit verschiedenen Toppings zum Essen auf die Hand. Den Joghurt stellen die Brüder selbst in ihrem Haus in Cochabamba her. Es ist eine Einnahmequelle der „Kleinen Brüder“ – so heißt der Orden, zu dem Schiller gehört.

Nach der kurzen Stärkung geht es weiter. Gemeinsam mit einem Mitbruder von Schiller geht es in einen bestimmten Bereich von „La Cancha“. Dort werden rituelle Gegenstände verkauft. Zum Beispiel Lamaföten. In Bolivien vermischt sich die Urreligion mit dem Christentum. Die Einwohner verehren die „Pachamama“ – die Mutter Erde. Für sie bringen sie regelmäßig Opfer. Vor allem der Freitag vor Fasching ist von besonderer Bedeutung.

Schiller kennt diese Mischung. Er ist seit 1974 in Bolivien. Heute lebt er mit vier Mitbrüdern in einer Gemeinschaft in Cochabamba. Mit mehr als 600.000 Einwohnern ist es die viertgrößte Stadt Boliviens. Ursprünglich kommt der Missionar aus Eibelstadt im Landkreis Würzburg. Dort gibt es auch einen Unterstützerkreis, der sich bis heute mit ihm verbunden fühlt. Schiller studierte von 1965 bis 1971 im Priesterseminar des Bistums Würzburg Theologie. Doch er wollte kein Diözesanpriester werden und trat dem Orden der „Kleinen Brüder“ bei. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sein Studium noch nicht abgeschlossen. Schiller ging erstmal zur Ausbildung nach Frankreich und Italien, bevor es für ihn und einen Mitbruder nach Südamerika ging. Zum Priester wurde er 1982 geweiht.

In Cochabamba lebt Schiller erst verhältnismäßig kurz. 2023 zog er aus Altersgründen dorthin. Vorher lebte er alleine in dem Ort Titicachi in den Anden. Sein Leben als Missionar beschreibt Schiller so: „Du kommst hier an als jemand, der von Jesus angerührt worden ist. Und das vergisst du nicht, das ist deine erste Liebe.“

Dann sei es an die Planungen vor Ort gegangen: „Man muss erst mal die Gesundheit auf die Reihe kriegen.“ Anschließend war Bildung für ihn ein wichtiges Anliegen, vor allem die Gründung von Grund- und Oberschulen. Die Stärkung der Frauen sei das nächste Thema gewesen. Dabei hatte Schiller Unterstützung von Schweizer Entwicklungshelferinnen. Sie hätten den einheimischen Frauen gezeigt, wie sich ihre Handarbeiten verkaufen lassen. Doch das laufe mittlerweile nicht mehr so gut. Die Gesundheitsstation habe Schiller mittlerweile dem Staat übergeben – „zum Nulltarif“. Die Behindertenarbeit werde von der Pfarrei weiterbetrieben, und auch der von ihm gegründete Radiosender, der von besonderer Bedeutung sei und auch einige Zeit vom Bistum Würzburg finanziell unterstützt wurde.

Die politische Lage in Bolivien sei immer wieder unruhig und die Menschen sehnten sich nach verlässlichen Informationen. Sie würden fragen: „Wie sollen wir denn denken, wem sollen wir vertrauen?“ Deshalb brauche es Sender, die Nachrichten ohne Propaganda ausstrahlen können. Die politische Situation macht den Missionar auch nachdenklich: „Wir sind nach wie vor an diesem Scheideweg.“ Für ihn stelle sich vor allem eine Frage: „Wie lange dieser Sozialismus, diese politische Einstellung für Russland, für Nicaragua, für Kuba, für Venezuela, wie lange sie noch hält?“

Dass der Begriff „Missionieren“ in Deutschland manchmal negativ benutzt wird, kann Schiller nicht verstehen. „Wir machen unsere Dienste und warten, dass die Leute zum Gottesdienst kommen.“ Das sei der Unterschied zu Sekten, die von Tür zu Tür gingen. „Man hat uns immer eingeladen. Wenn man uns nicht eingeladen hätte, wäre ich ja gar nicht mehr dortgeblieben.“

Anna-Lena Ils (Medienhaus des Bistums Würzburg)

(44 Zeilen/4824/1237; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet