Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Wenn wir nicht glühen – wer dann?“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Freitag, 13. Juli, bei der Kiliani-Wallfahrt der Verantwortlichen in Erziehung und Schule

Liebe Schwestern und Brüder,

heute ist es wieder soweit. Im Rahmen der Kiliani-Wallfahrt wird 80 Frauen und Männern, den Verantwortlichen in Erziehung und Schule, die missio canonica erteilt.

Was ist das – missio canonica?

Im Unterschied zur Heilssendung der ganzen Kirche, an der alle Getauften teilhaben (also der missio universalis) und der spezifischen Sendung in der Nachfolge des Petrus (missio divina) und aller Apostel

(missio apostolica) gibt es auch die missio canonica, die das kirchliche Einverständnis und die Beauftragung für die Ausübung der Lehrfunktionen im Namen der katholischen Kirche enthält.

Damit wird den Lehrerinnen und Lehrern das Vertrauen ausgesprochen und die Erlaubnis erteilt, dass sie den Religionsunterricht aus innerer Verantwortung im Namen und Auftrag der Kirche ausüben sollen.

Zur Zeit der Heiligen Kilian, Kolonat und Totnan gab es das noch nicht. Diese Frankenapostel sind als Missionare im siebten Jahrhundert aus ihrer irischen Heimat in unser Frankenland gereist und haben glühend den Glauben verkündet. Sie hatten sich – innerlich brennend vor Eifer, den Glauben weitergeben zu dürfen – mit Haut und Haaren in die Sendung hineingegeben und in einem der vielen irischen Klöster eine innere Vorbereitungszeit absolviert.

Auch Sie, liebe Schwestern und Brüder, haben sich in einem mehrjährigen theologischen Studium auf Ihre Aufgabe vorbereitet.

Entscheidend für die Frankenapostel – aber auch für Sie – war und ist der Glaube, dass Gott uns in seinem Sohn Jesus Christus den Heilsweg erschlossen hat.

„Glaube ist nicht eine verminderte Form von Naturwissenschaft, eine antike oder mittelalterliche Vorstufe, die entschwinden muss, wenn das Eigentliche kommt, sondern etwas von Wesen anderes.“ schrieb unser Heiliger Vater als Joseph Ratzinger 1970 und fuhr fort: „Er ist nicht ein vorläufiges Wissen; in diesem Sinn gebrauchen wir das Wort Glauben freilich im Deutschen auch, wenn wir sagen: Ich glaube, es war so. Dann bedeutet glauben so viel wie: Ich traue dir, ich vertraue dir, vielleicht sogar: Ich baue auf dich. … Die Grundform christlichen Glaubens lautet nicht: ich glaube etwas, sondern: ich glaube Dir. Glaube ist eine Eröffnung der Wirklichkeit, die nur dem vertrauenden, dem Liebenden, dem als Mensch Handelnden zukommt und als solche nicht abkünftig von Wissen, sondern ursprünglich wie dieses, ja tragender und zentraler für das eigentlich Menschliche als dieses.“ (Ebd.)

Wir glauben an Jesus Christus, wir glauben den Aposteln, den Evangelisten, den Zeuginnen und Zeugen der Kirchengeschichte. Auch heute wird der Glaube durch die Zeugen des Glaubens, also durch uns, weitergegeben.

So haben Sie sich im Laufe der letzten Jahre die Wahrnehmungs- und Darstellungsfähigkeit des Glaubens und seine Deutungsfähigkeit erarbeitet. Sie haben sich um Urteilsfähigkeit und Dialogfähigkeit bemüht. „ Sie sollen“ wie es in den kirchlichen Anforderungen der deutschen Bischöfe heißt „das unterrichtliche Sprechen über den Glauben auf die Praxis der Kirche in Verkündigung, Liturgie und Diakonie beziehen können.“

Dabei steht der heutige Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen. Die religiöse Situation unserer Gesellschaft und damit auch unserer Kinder und Jugendlichen hat sich entscheidend verändert. Bei vielen gibt es kaum noch Erfahrungen mit dem gelebten Glauben: Weder kennen viele Kinder die einfachsten kirchliche Grundlagen, noch nehmen sie an dem religiösen Leben der Kirche in den Gottesdiensten teil, noch wissen sie um die vielen caritativ wahrgenommenen Aufgaben der Kirche. Das Desinteresse der Eltern überträgt sich oft genug auf die Kinder.

Aber auch die Situation von Schule und Unterricht hat sich verändert: Die PISA-Studie der letzten Jahren hat Mängel bei der Vermittlung von grundlegenden kulturellen Fähigkeiten angezeigt und darauf verwiesen, dass sozialisationsbedingte Lern- und Verhaltensdefizite bei uns weniger ausgeglichen werden als in anderen Staaten .

Die deutschen Bischöfe schrieben 2005: „Als ‚ordentliches Lehrfach’ (Art. 7 Abs. 3 GG) muss sich der Religionsunterricht denselben schulpädagogischen Herausforderungen stellen wie die anderen Fächer auch. … Dazu gehört, dass das religiöse Grundwissen, die Kompetenzen und Haltungen benannt werden, die im Religionsunterricht vermittelt bzw. gefördert werden sollen. Schließlich stellt sich die Frage, wie nachhaltig der Lernerfolg im Religionsunterricht ist und wie seine Nachhaltigkeit verbessert werden kann.“

Vielleicht kann man – wie in dem eben zitierten Heft der deutschen Bischöfe zu lesen ist – die Aufgaben des katholischen Religionsunterrichtes zusammenfassen: Es gilt, sich drei Aufgaben zu stellen, nämlich:

„- der Vermittlung von strukturiertem und lebensbedeutsamem Grundwissen über den Glauben der Kirche,

- dem Vertrautmachen mit Formen gelebten Glaubens und

- der Förderung religiöser Dialog- und Urteilsfähigkeit.“

Unser Heiliger Vater, Papst Benedikt XVI., hat im Rückblick auf den Beginn des II. Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren ein Jahr des Glaubens angekündigt. Sollten wir nicht die Chance nutzen, mehr über den Glauben zu erfahren und anderen zu vermitteln? Die eigene Zeugenschaft ist dabei entscheidend. Wenn wir nicht glühen – wer dann?

Amen.