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„Wichtig im Netzwerk Kirche“

Diözesanrat der Katholiken im Bistum Würzburg blickt auf die Bedeutung kirchlicher Verbände – Grundsatzreferat von Dr. Elfriede Schießleder vom Landeskomitee der Katholiken in Bayern – Generalvikar Thomas Keßler regt engere Kooperation der Verbände an

Würzburg (POW) Ein deutliches Plädoyer für die kirchlichen Verbände in ihrer Vielfalt hat am Freitagabend, 18. Oktober, Dr. Elfriede Schießleder, stellvertretende Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, gehalten. „Wer, wenn nicht Kirche, bringt heute noch verschiedene Meinungen zusammen?“, fragte sie bei der Herbstvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg im Würzburger Exerzitienhaus Himmelspforten. Die katholische Kirche in Deutschland brauche nach den Skandalen der vergangenen Jahre jetzt beim Synodalen Weg die Beratung durch Fachfrauen und -männer, die ernst genommen und umfänglich diskutiert werden müsse, sagte sie vor dem höchsten Laiengremium des Bistums Würzburg. „Anders kommen wir nicht aus der Miserere. Aussitzen geht nicht mehr.“

In ihrem Vortrag erläuterte die Theologin, dass Kirche seit ihren Anfängen die Gesellschaft mitgestaltet habe, ob bewusst oder unbewusst. Die Verbändelandschaft in Deutschland sei weltweit einmalig. Entstanden sei diese als spezifisch deutsche Antwort auf die seit der Säkularisation entstandenen Umwälzungen. Als Beispiel nannte Schießleder die Initiativen Adolph Kolpings, von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler, Initiator der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), oder Caritas-Gründer Lorenz Werthmann. Sie alle hätten für ihr Handeln zunächst Ablehnung und erst mit der Enzyklika „Rerum Novarum“ eine – „wenn auch späte“ – Legitimation erfahren. „Initiativen ohne Zahl gestalteten durch ihr Wirken und ihre rasante Verbreitung die Gesellschaft, im urbanen ebenso wie im ländlichen Umfeld.“

Nicht zuletzt auch deswegen hätten die kirchlichen Verbände und Vereine durch ihre Arbeit die Anerkennung im Klerus gefunden. Anders als in Österreich Anfang des 20. Jahrhunderts sei es in Deutschland daher nie notwendig gewesen, die Laien explizit zum Engagement in Gesellschaft und Staat aufzurufen, betonte die Referentin. Ob die Not während des ersten Weltkriegs, die Wirren der Revolution und der Weimarer Republik oder das Erstarken der Nationalsozialisten: „Wache Geister hatten schon früh eine Antenne dafür, was zu tun war.“

Es sei daher wenig verwunderlich, dass die Nationalsozialisten innerhalb weniger Jahre die „katholischen Umtriebe“, wie sie sie nannten, verboten. „Verbände überlebten in Sakristeien und beim gemeinsamen Gebet, manche zahlten auch teuren Tribut in diesen schrecklichen zwölf Jahren. Aber sie überlebten.“ In Schießleders Heimatbistum seien es KAB, Kolping und Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) gewesen, die im Nachkriegswinter den Passauer Exerzierplatz unter Wasser setzten und in eine Eisbahn verwandelten. Das sei ein erster Schritt in ein friedliches und unbeschwertes Miteinander nach den Schrecknissen des Kriegs gewesen. „Auch beim Passauer Hochwasser 2016 haben diese Verbände übrigens entscheidend daran mitgewirkt, dass die Hilfe der vielen Freiwilligen koordiniert werden konnte und mit der nötigen Logistik unterstützt wurde.“

Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sei der Glaube in die neue Zeit übergeführt worden. „Vergessen wir nicht, dass die Liturgiereform vollendete, was in Verbänden wie der Liturgischen Erneuerung, Neudeutschland oder Heliand längst im konkreten Handeln der Mitglieder und der aufgeschlossenen Präsides längst angebahnt war“, hob Schießleder hervor. Deutlich kritisierte sie das „Zaudern und Zweifeln“ am Synodalen Weg. „Die Folgen einer selbstgerechten Abkehr von Fachberatung haben wir bezüglich der unseligen Pillenenzyklika schon einmal erlebt. Bis heute leiden wir alle – nicht nur die Bischöfe – unter dem daraus folgenden Relevanzverlust des kirchlichen Führungsamts. Das sollte uns weise vorgehen lassen.“ Eine spontane Umfrage Schießleders unter den Delegierten des Diözesanrats brachte zudem deutlich zu Tage, dass eine enge Verknüpfung zwischen Mitgliedschaft in kirchlichen Verbänden und der Mitwirkung in Pfarrgemeinde-, Dekanats- und Diözesanrat sowie Kirchenverwaltung besteht. Viele der Ehrenamtlichen engagieren sich mehrfach. Wiederholt berichteten Delegierte verschiedener Altersstufen außerdem davon, dass gerade die Jugendverbandsarbeit wichtiger Lernort für die erforderlichen Schlüsselkompetenzen gewesen sei.

Bei der Podiumsdiskussion zur Zukunft der Verbände im Anschluss an den Vortrag nahm neben Vertretern verschiedener kirchlicher Gruppierungen auch Johannes Kirchhoff von „Fridays for Future“ als Vertreter des „Außenblicks“ teil. Er bezeichnete Verbände wie den Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) als wichtige Kooperationspartner. Zugleich regte er an, Beteiligungshürden so niedrig wie möglich zu halten. „Dann kann sich jeder so lange und so intensiv einbringen, wie er das wünscht.“ Damit mache gerade „Fridays for Future“ beste Erfahrung. Generalvikar Thomas Keßler hob hervor, dass die Verbände nicht „in Abhängigkeit der Hierarchie“ arbeiteten. Zugleich aber sei beispielsweise die KAB im Bistum Würzburg aus Tradition in der Betriebsseelsorge aktiv. Mit Blick auf zurückgehende Einnahmen seien alle kirchlichen Vereine angehalten zu prüfen, wie und wo eine Kooperation mit anderen katholischen Gruppierungen, die ähnliche Felder beackerten, aussehen könne. „Im Blick auf die Pastoral der Zukunft spielen Verbände eine wichtige Funktion im Netzwerk Kirche“; sagte der Generalvikar.

Im Kreuzgang des Exerzitienhauses informierten im Anschluss zahlreiche Verbände mit Ständen und Informationstafeln über die Bandbreite ihrer Angebote.

mh (POW)

(4319/1148; E-Mail voraus)

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