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Reportage

Wie entsteht eine Krippe?

Von der Idee bis zur fertigen Figur: Krippenschnitzer Günter Metz lässt sich bei der Arbeit über die Schulter schauen

Langenleiten (POW) Günter Metz schnappt sich einen der heiligen drei Könige aus einer roten Klappkiste und setzt eines seiner zahlreichen Schnitzmesser am Holz an. In seiner lichtdurchfluteten Werkstatt dreht er sich mit dem Stuhl leicht nach links, sodass das Licht, das durch die Fensterwand scheint, die Figur optimal trifft. Nun beginnt Metz konzentriert zu schnitzen. Er trägt eine dunkelblaue Jeans, ein hellblaues Trachtenhemd, einen Schnauzer und eine runde, schwarze Brille. Für einen Laien ist auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen, warum er überhaupt noch an der Figur arbeitet, aber der gelernte Bildhauer erklärt: „Ich arbeite an meinen Figuren bis ich selbst mit dem Ergebnis zufrieden bin.“ Ganz flach hält er das Messer und schnitzt mit kleinen Bewegungen ein paar Späne vom Mantel der Figur ab.

„Meine Krippen sind mittlerweile Sammlerstücke. Menschen rufen bei mir an und wollen ungesehen neue Figuren kaufen“, erzählt der 80-Jährige. In seiner Ausstellung nur ein paar Meter entfernt von der Werkstatt stehen die Krippen dicht an dicht. In der Mitte des hell ausgeleuchteten Raumes ist eine Insel mit Krippen, und ringsum an den Wänden sind ebenfalls Krippen platziert. Es sind die Entwürfe und Arbeiten vieler Jahre. Stolz präsentiert Metz seine Lieblingsfiguren. So stehen an seinen Krippen zum Beispiel eine Ziege, die dem Hirten vor ihr das Brot aus der Tasche schnappen möchte, ein Mädchen, das schüchtern eine Puppe hinter dem Rücken versteckt, oder ein Großvater, der seinem Enkel aus der Heiligen Schrift vorliest. „Meine Figuren sind biblisch durchdacht“, beschreibt Metz. Jeder Künstler versuche das Weihnachtsevangelium „in seiner Vorstellungskraft so umzusetzen, wie er es empfindet“.

Hinter der Figur, die Metz gerade in der Hand hält, steckt viel Arbeit. Wenn er von seinem Wohnhaus in Langenleiten (Landkreis Rhön-Grabfeld) durch einen schmalen Durchgang in den Garten geht, von dort die geräumige Werkstatt betritt und nach dem passenden Schnitzmesser greift, hat seine Idee bereits die Arbeitsschritte Ölton, Silikon und Gips passiert, bevor er sie in Holz schnitzt. Zuerst formt er mit Ölton ein Modell der späteren Figur. Diese Modelliermasse sei für den Prozess gut geeignet, da sie im Gegensatz zu normalem Ton nicht ständig nass gemacht werden müsse, damit sie weich bleibe. Anschließend ummantelt er das Modell mit Silikon. Diese Hülle schneidet er vom Modell herunter, indem er sie in zwei Teile teilt, danach fügt er sie wieder zusammen. Metz zeigt eine zweiteilige Form, in die er die Silikonfigur einsetzt. Im Folgenden gießt er Gips in die Form. Die Gipsfigur, die aus diesem Prozess entsteht, stellt er vor sich „als Gedankenstütze“ auf den ansonsten mit Werkzeug und Holzfiguren völlig bedeckten Arbeitstisch und macht sich mit dem Schnitzmesser an die Arbeit.

„Er schöpft aus seiner Erinnerung“, erklärt sein Sohn Klaus Metz, der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg studiert hat, was die Kunst seines Vaters ausmacht. „Er hat den Menschentypus von damals verinnerlicht und kann ihn gut verwirklichen. Er kann aus der Erinnerung etwas Lebendiges schaffen.“ Echte Rhöner Leute wolle er in den Krippen darstellen, erklärt Günter Metz. So gleiche eine Hirtin der Großmutter seiner Frau Anna Metz, ein Hirte dem ehemaligen Langenleitner Gemeindeschäfer. „Außerdem gibt es Menschen, die Krippen bei mir bestellen, um zum Beispiel die Bilder von den Eltern in der Krippe verewigen zu lassen“, erzählt Metz. Anhand der Fotos schnitzt der Künstler die Krippe, den Rhöner Charakter behält er aber immer bei. „Mein Stil ist bodenständig, ohne Glanz und Glamour.“ Die Figuren tragen Rhöner Alltagskleidung, die Könige lange Gewänder.

Je nach Größe und Tagesform kann die Arbeit an einer Krippenfigur 30 bis 40 Stunden dauern. In einem zweiten Raum in der Werkstatt stehen eine Hobelmaschine und eine Bandsäge. Metz hat schon Figuren gemacht, die bis zu 2,40 Meter groß waren. Alle Figuren sind aus Lindenholz, das vorher sieben bis acht Jahre gelagert wurde. „Ein wunderbares Holz, das seit Jahrhunderten verwendet wird“, sagt Metz. Die Hobelmaschine bleibt bei der handgroßen Figur, die Metz heute bearbeitet, aber aus. Zum Schluss bemalt seine Frau die Figuren „lasierend dezent“. Nach dem Exkurs in den zweiten Raum legt Metz die Figur in den Korb zurück. Jetzt gibt es Kaffee und Kuchen mit seiner Frau. Ob er sich auch vorstellen kann, das Schnitzmesser ganz wegzulegen? „Nicht, solange es meine Gesundheit und Kraft zulässt“, sagt Metz schmunzelnd. „Ich muss in meine Werkstatt. Ich habe immer neue Ideen, das hört nie auf.“

Vincent Poschenrieder (POW)

(4922/1345; E-Mail voraus)

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