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Reportage

„Wie Lagerfeuer früh um drei“

Band „Sternallee“ bringt Ende 2021 ihre fünfte CD „wie du bist“ mit 13 Liedern heraus – Musiker gewähren einen Nachmittag lang Einblick in die Aufnahmen – „Wichtig, dass jeder Song seine eigene Atmosphäre hat“

Münsterschwarzach/Würzburg (POW) „A-Dur – E-Dur – H-Moll – D-Dur“. Seit Minuten spielt Rolf Wenner nur diese vier Akkorde auf der Gitarre. Sein Blick schweift vom Notenständer nach rechts zu Gerhard Barth am Mischpult, aus den bodentiefen Fenstern hinaus in die Ferne und wieder zurück auf den Notenständer. Außer der Gitarre ist kein Laut zu hören. Die übrigen Mitglieder der Band „Sternallee“ – Susanne Scherer (Gesang), Matthias Gahr (Texter, Komponist, Keyboards, Gesang) und Sebastian Volk (Drums, Percussion) – hören über Kopfhörer mit. Michael Aust (Bass, Technik, Gesang) kommt heute etwas später. Nach dem letzten Ton ist für einen Moment Stille. „Das hast Du sehr sauber durchgespielt, ich hätte schon längst die Flinte ins Korn geworfen“, sagt Matthias Gahr beeindruckt. „Das ist wie Lagerfeuer früh um drei“, kommt es von Sebastian Volk, der tiefenentspannt auf einem Drehstuhl sitzt. Die Gitarrenspur für den Song „Sommerleicht“ ist fertig. Ende 2021 wird die neue CD von „Sternallee“ mit dem Titel „wie du bist“ mit insgesamt 13 neuen Liedern erscheinen.

Genau acht Tage hat die Band Zeit, um alle Lieder einzuspielen. Das Egbert-Gymnasium in Münsterschwarzach hat dafür den Kunstraum zur Verfügung gestellt. In der Mitte des Raums sitzt Gerhard Barth am Mischpult. Der Toningenieur aus Wetzlar begleitet die Band seit ihrer ersten CD „größer“ aus dem Jahr 2009. Rechts steht ein Schlagzeug, links hängen an einer großen grünen Tafel die Einsatzpläne für die Aufnahmen – einmal aufgeschlüsselt nach Liedern und einmal für jedes Bandmitglied. Sebastian Volk streicht bei „Sommerleicht“ schwungvoll die Zeile „Akustik-Gitarre“ aus.

Für einen Laien ist es zunächst eine Überraschung, dass jedes Instrument und jede Stimme auf einer eigenen Spur aufgenommen werden. „Eine Band kann zusammen alles gleichzeitig einspielen“, erklärt Matthias Gahr. Aber da die Mitglieder von „Sternallee“ über das ganze Bistum verstreut leben und arbeiten, habe man wenig Möglichkeiten für gemeinsame Proben. Susanne Scherer ist für die Aufnahmen mit Mann und Kindern aus Goldbach angefahren, Rolf Wenner aus Gochsheim und Sebastian Volk aus Würzburg. Um dennoch gut vorbereitet in die Aufnahmen starten zu können, hat Matthias Gahr mit Rolf Wenner und Sebastian Volk die Vorproduktion übernommen. Dabei wurden beispielsweise die Tonarten und Tempi sowie die benötigten Instrumente festgelegt. „Mir ist es wichtig, dass jeder Song seine eigene Atmosphäre hat“, sagt Matthias Gahr. Die meisten Lieder habe er in den vergangenen drei, vier Jahren eigens für diese CD geschrieben. Der Song „Warum weinst Du?“ aber sei bereits 23 Jahre alt. „Wir haben es neu entdeckt und von der Atmosphäre ziemlich umgekrempelt. So bekommt ein altes Lied doch noch mal ein neues Gewand.“

Die Aufnahmen folgen keinem strikten Plan. „Das, worauf man gerade am meisten Lust hat, fällt am leichtesten“, sagt Matthias Gahr. Für „Sommerleicht“ etwa will Susanne Scherer noch eine zweite Stimme für den Refrain einsingen. Sie setzt ihre Kopfhörer auf und stellt sich ganz nahe an das Mikrofon. Konzentriert lauscht sie auf die bislang aufgenommenen Tonspuren, darunter auch ihre eigene Stimme. Ihr ganzer Körper wippt im Takt. Dann setzt sie mit leicht jazziger Stimme beim Refrain ein: „Und ich fühl mich sommerleicht – alles Schwere in mir weicht – nur blau, soweit der Himmel reicht – wolkenlos und sommerleicht.“ Zweimal hintereinander. Sie nimmt die Kopfhörer ab und sieht ihre Bandkollegen mit einem fragenden Lächeln an. Die sind begeistert – alles perfekt.

Oder doch nicht? Beim gemeinsamen Anhören stellt Sebastian Volk mehr zu sich selbst fest: „Da fehlt irgendwie noch was.“ Wer die Ukulele dann ins Spiel bringt, ist im Nachhinein nicht mehr festzustellen. Rolf Wenner ist es nicht: „Ich kann keine Ukulele.“ „Die Ukulele würde gut passen, das unterstreicht die Atmosphäre nochmal“, ist Sebastian Volk überzeugt. Schließlich schnappt sich Gerhard Barth das Instrument und spielt konzentriert die gleichen vier Akkorde wie zuvor Wenner. „Selbst wenn man eine Vorstellung von einem Lied hat, kann es noch am Ende völlig anders klingen“, findet Matthias Gahr. Die Ukulele habe er nicht auf dem Plan gehabt. „Aber wenn Ideen kommen, werden sie gleich aufgenommen. Ich bin echt dankbar, dass ich so kreative Musiker habe.“

Susanne Scherer ist das jüngste Mitglied der Band. Es ist ihre zweite CD mit „Sternallee“. Die ersten drei wurden noch mit Christina Siebert, Sängerin und Gründungsmitglied, aufgenommen. „Die Kunst der Sängerin ist es, meine Vorstellungen umzusetzen“, sagt Matthias Gahr: „Susanne hat es noch viel besser umgesetzt, als ich mir das vorgestellt habe.“ Beim Katholikentag in Münster 2018 habe sie das Publikum auf dem Platz des Westfälischen Friedens dazu gebracht, mit ihr zusammen dreistimmig zu singen, erzählt er. „Da bekommst du auch als Musiker schon mal eine Gänsehaut“, ergänzt Rolf Wenner. Vor Corona habe die Band zwischen sechs und neun Auftritten im Jahr im ganzen Bistum und darüber hinaus absolviert. „Mit Corona haben wir keine Chance, aufzutreten“, sagt Matthias Gahr. Das hatte auch die Finanzierung des neuen Albums gefährdet. Doch mittels einer Crowdfunding-Aktion ist es gelungen, die nötigen Mittel zusammenzubekommen. „Das Funding-Ziel haben wir erreicht. Und es haben sogar Leute angeboten, den Betrag aufzustocken, falls am Schluss noch etwas fehlen sollte. Das war besonders schön.“

Vielleicht kann die neue CD die Fans für die lange Pause entschädigen. Susanne Scherer mag darauf vor allem die Gute-Laune-Lieder wie „Und ich flieg‘“ oder „Danke Himmelblau“, verrät sie. „Sie liegen mir vom Singen und sind leicht, fluffig, positiv. Jeder kann sich etwas aus ihnen ziehen.“ Die Musik von „Sternallee“ wolle die Menschen dort abholen, wo sie stehen, erklärt Matthias Gahr. Auf der Homepage der Band heißt es zur neuen CD: „Die Songs, die man gerne in die Seele lässt, sind vielleicht etwas entspannter und intimer als bisher – auf der Suche nach unseren Bildern und Worten für Gott.“ Auf der CD werden 13 Eigenkompositionen, allesamt in deutscher Sprache, zu hören sein. Erscheinungsdatum ist, wie auch für das dazugehörige Songbook, im November/Dezember 2021. Und dann freut sich die Band schon darauf, die Lieder wieder live zu ihrem Publikum zu bringen – die ersten Konzerte sind dafür schon geplant.

Weitere Informationen über die Band, ihre Auftritte und die Möglichkeit zur Vorbestellung gibt es auf der Homepage von „Sternallee“. Die CD kostet 15 Euro (Bestellnummer 91-369), das Songbook mit rund 32 Seiten 9,95 Euro (Bestellnummer 71-369).

sti (POW)

(3421/0815; E-Mail voraus)

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