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Wie Weihnachten früher war

Charlotte Breyer liest aus ihrem Buch „Christbaumkugeln und Lametta“

Würzburg (POW) Weihnachten – das ist das Fest der Liebe und vielfältiger Erinnerungen. Blickt man zurück, so erinnert man sich an schöne und traurige, turbulente und besinnliche Christfeste. Weihnachten war und ist geprägt vom Umfeld und von aktuellen Ereignissen. „Wie Weihnachten früher war“, beschreibt das Buch „Christbaumkugeln und Lametta“ von Charlotte Breyer. Am Mittwoch, 15. November, stellte die Autorin und Journalistin ihr jüngstes Werk im Sankt Burkardushaus in Würzburg vor zahlreichen Gästen vor. Eberhard Schellenberger vom Bayerischen Rundfunk führte durch den Abend.

Von Menschen und Christbäumen, von persönlichen Schicksalen und Lebensumständen an den Weihnachtsfesten der Kriegs- und Nachkriegszeit sowie der Aufbaujahre der 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bis hin zum ersten Weihnachtsfest nach der politischen Wende 1989 erzählt Breyer in ihrem Buch. Die Geschichten, die sie für diesen Band gesammelt hat, stammen aus ihrem familiären Umfeld und aus dem Freundeskreis. „Es sind aber auch selbsterlebte Geschichten darunter. Schließlich bin ich auch ein Kind der Kriegs- und Nachkriegszeit“, sagte Breyer. Dankbar ist sie denen, die ihr Geschichten berichtet haben. „Diese Erinnerungen sind so einzigartig wie die Menschen, die sie mir anvertraut haben. Ohne sie wäre dieser Band nicht zustande gekommen“, betonte Breyer.

„Weihnachten ist immer ein Thema, auch in Zeiten von Entbehrung und Not“, sagte Moderator Schellenberger. Viele der Geschichten seien ihm beim Lesen bekannt vorgekommen, einige hätten ihn ganz besonders berührt. Zum Beispiel die Geschichte „Post vom Vater“. Die Geschichte erinnere ihn an den eigenen Vater, der russischer Kriegsgefangener war und erst viele Jahre nach Kriegsende nach Hause zurückkehrte. Breyers „Post vom Vater“ berichtet, dass Weihnachten für die heute 60- bis 70-Jährigen damals meistens ohne Vater stattfand. „Erst war er an der Front, dann in Gefangenschaft, und mancher Vater kam nie nach Hause.“ Doch einige Familien erhielten „Post aus dem Lager“ – weißlich-graue Feldpostbriefe, bedruckt mit einem roten Kreuz und einem roten Halbmond, dazwischen eigenartige Buchstaben einer fremden Sprache. Zunächst war die Freude groß, bedeutete die Post doch, dass Ehemann, Sohn oder Vater noch lebte. Aber die Angehörigen lernten bald zwischen den Zeilen zu lesen, dass „Ich bin gesund“ nicht stimmen musste, und der Schreiber zu diesem Zeitpunkt vielleicht gar nicht mehr am Leben war.

Die Frau, die Breyer davon berichtete, ist selbst längst Großmutter und erzählt heute ihren Enkeln von dieser Zeit. Ihr Vater kam zurück und habe sich trotz der schrecklichen Erfahrungen während Krieg und Gefangenschaft immer auf Weihnachten gefreut. „Ich wusste immer, dass ich eines Tages wieder zu Hause vor einem Christbaum stehen werde“, habe er dann gesagt.

Breyers Buch hat nicht nur solch traurige und wehmütige Erinnerungen zu bieten. Der Leser erfährt von „Verlobungen unter dem Christbaum“, dass Weihnachten ohne Romy Schneider und die „Sissi-Filme“ für viele gänzlich undenkbar wäre, und welch wunderbare Erinnerungen die weihnachtlichen Westpakete in ehemaligen DDR-Bürgern noch heute wachrufen. Jedem der 14 Kapitel schließt die Autorin zusätzliche Hintergrundinformationen an, in denen der jeweilige Zeitkontext erläutert wird. „Es war mir wichtig, nicht nur nette Anekdoten zu schreiben, sondern diese durch Fakten näher zu beleuchten. So verbinden sich Erinnerungen und Zeitgeschehen.“

Mit ihren Geschichten nahm Breyer ihre Zuhörer mit auf eine ganz eigene Erinnerungsreise. Während ihres Vortrags gingen Seufzer oder auch spontanes Lachen durch die Reihen. Die jüngeren unter den Gästen bat sie, sich auf die Einladung der Geschichten einzulassen und zu erfahren, „wie es damals war“.

Charlotte Breyer: Christbaumkugeln und Lametta. Wie Weihnachten früher war. 78 Seiten. 9,90 Euro. Echter Verlag Würzburg 2006, ISBN 3-429-02828-0.

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