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„Wir alle haben Gefühle und Bedürfnisse“

Fortbildung der Mitarbeiter der diözesanen Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen – Professor Dr. Paul Greenman stellt Emotionsfokussierte Paartherapie vor

Schmerlenbach (POW) Die Gefühle und die Bindungsbedürfnisse von Paaren sind im Mittelpunkt einer Fortbildung der Mitarbeiter in den Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen (EFL) der Diözese Würzburg gestanden. 27 Berater und Beraterinnen trafen sich Ende Oktober im Tagungszentrum Schmerlenbach, um mehr über die Emotionsfokussierte Paartherapie (EFT) zu erfahren. Als Referenten hatte Klaus Schmalzl, Fachreferent für die diözesanen Beratungsstellen, Dr. Paul Greenman, Psychologieprofessor und Therapeut von der Université du Québec en Outaouais, eingeladen. 

„Wir alle haben Gefühle und Bedürfnisse“, sagte Greenman. Um die gehe es bei dieser Therapieform von Anfang an. Nach seiner Erfahrung geht es bei chronischen Paarproblemen meist nicht um die offensichtlichen Streitpunkte wie beispielsweise das Thema Hausarbeit oder andere praktische Probleme. Das könne man in jeder Familie finden. „Wenn man in einer Beziehung den Eindruck hat, man wird vom Partner unterstützt, er liebt mich, ist für mich da, dann wird man die praktischen Probleme weitestgehend lösen können, ohne dass es in der Beziehung dramatisch wird“, sagte der Therapeut. Wo es anders läuft, fehle nach seinen Worten eine sichere Bindung. Die EFT versuche, zu diesem Problem vorzudringen und ihm einen Namen zu geben.

„Oft geht es dabei um die Angst, den Partner zu verlieren oder nicht gut genug zu sein, es geht oft um Traurigkeit, Enttäuschung und Ärger“, erläuterte Greenman. Dann verfielen Paare schnell in bestimmte Muster. Zum Beispiel verteidige sich der eine immer, während der andere sich immer zurückziehe. Der Therapeut hat laut Greenman dann die Aufgabe, den Klienten dabei zu helfen, diese Muster zu erkennen und dann die Emotionen zu entdecken, die dahinter liegen. Als nächstes gehe es darum, sie dem Partner gegenüber klar und direkt auszudrücken. „Wenn alles gut läuft, führt die Therapie zu einer sicheren Bindung“, beschrieb Greenman das Ziel der Sitzungen. Der Therapeut solle sich dabei bemühen, das persönliche Beziehungserleben jedes der beiden Klienten zu verstehen und es dann auch auszudrücken. In der EFT wurden dafür klare Schritte ausgearbeitet, die auf der Fortbildung in Schmerlenbach nicht nur in der Theorie gelernt, sondern mit Rollenspielen auch eingeübt wurden.

„Man sollte keine Angst vor starken Emotionen haben“, betonte Greenman als Grundvoraussetzung für Therapeuten, die damit arbeiten. Dr. Marie Pröscholdt gehört zu denen, die schon seit längerem diese Methode anwenden. Sie ist bei der EFL in Würzburg angestellt und macht sehr gute Erfahrungen mit diesem Therapieansatz. „Das ist eine Methode, die für die Paare sehr dauerhafte Verbesserungen mit sich bringt“, sagte die Psychologin. Wie lange es dauere, bis die Paare wieder Sicherheit in ihre Beziehung bekommen, sei sehr unterschiedlich. „Manche brauchen sehr lange, andere können mit weniger als fünf Sitzungen schon sehr viel erreichen“, berichtete Pröscholdt. Die Fragestellungen, mit denen die Menschen kommen, seien sehr unterschiedlich. Das reiche von Problemen mit Kindern aus einer früheren Beziehung bis zu Problemen in der Sexualität.

Dass Ehe und Familie einen hohen Stellenwert in der Diözese hätten, könne man laut Schmalzl daran sehen, dass sie viel in diese Beratungsarbeit investiert. „Wir und auch unsere Klienten sind dafür sehr dankbar“, sagte der Theologe. Die Nachfrage sei auf sehr hohem Niveau. Die EFL-Stellen seien vor allem bei Störungen in der Paarbeziehung eine Anlaufstelle, aber auch Einzelfallberatungen wie beispielsweise bei schwieriger Trauerarbeit und nach Scheidungen fielen unter den Begriff Lebensberatung. Die Auseinandersetzung mit der EFT, die sehr stark darauf abzielt, die Bindung der Partner zu stärken, hält er für einen wichtigen Ansatz. „Die Paare, die zu uns kommen, wollen sich oft gar nicht trennen, sondern sie ringen und kämpfen um ihre Liebe“, sagte Schmalzl.

Stichwort Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum Würzburg

Die Ehe-, Familien- und Lebensberatung gibt es seit fast 70 Jahren in der Diözese Würzburg. Heute arbeiten zehn Beratungsstellen, verteilt über ganz Unterfranken. 2017 kamen fast 5000 Frauen und Männer in die Beratungsstellen. In der Regel können die Beratungssuchenden innerhalb von maximal vier Wochen einen Erstberatungstermin bekommen. Der Schwerpunkt liegt auf der Paarberatung, aber auch Einzelberatungen sind möglich. Die Einrichtungen sind offen für alle Menschen, unabhängig von Weltanschauung und Religionszugehörigkeit. Weitere Informationen im Internet unter www.eheberatung-wuerzburg.de.

bv (POW)

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