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„Wir brauchen die Gewissheit, von Gott angenommen zu sein“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Pontifikalamt zum Jahresabschluss an Silvester, 31. Dezember, im Würzburger Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder,

der letzte Tag eines Jahres hat immer etwas Besonderes an sich. Man denkt an die vergangene Lebensspanne zurück, hält inne und besinnt sich auf das neue Jahr. So sind auch wir heute Abend in den Dom gekommen, um am Silvestertag vor Gott Rückschau zu halten und ihm für alles zu danken.

Papst Silvester (314-335), dessen wir heute gedenken, war im vierten Jahrhundert Nachfolger des heiligen Petrus. In seiner Zeit veränderte sich unter Kaiser Konstantin grundsätzlich das Verhältnis des Christentums zum Römischen Staat. In seiner Zeit fand das Konzil von Nizäa statt, auf dem die arianische Irrlehre verurteilt wurde „und die Gottheit Christi im Sinne der Wesensgleichheit mit dem Vater definiert wurde“. In seiner Zeit wurden auch die großen römischen Basiliken Sankt Johann im Lateran, Sankt Peter im Vatikan und Sankt Paul vor den Mauern gebaut und von ihm eingeweiht. Durch alle Jahrhunderte hindurch – bis heute – können wir in Rom zu diesen heiligen Stätten pilgern. Sie haben – wenn auch mit Blessuren und großen Veränderungen – die Zeiten überdauert.

Wir stehen am Ende eines Jahres, das uns viele Neuerungen und Aufgaben gebracht hat, die es noch zu bewältigen gilt. Erwähnen möchte ich nur:

- die beiden Visitationen in Bad Kissingen, woher unser neuer Generalvikar kommt, und Würzburg-Stadt,

- die Feier des 500. Geburtstages der heiligen Teresa von Avila,

- das Kunstprojekt der Deutschen Bischofskonferenz zum Gedenken an das Konzil vor 50 Jahren,

- die inspirierende große Wallfahrt der Generationen nach Assisi und Rom,

- den Besuch einer kleinen Pilgergruppe in Irland, am Geburtsort des heiligen Kilian,

- die vor Lebendigkeit sprühende Kiliani-Wallfahrtswoche mit über 17.000 Pilgerinnen und Pilgern allein in
  unserem Dom,

- die Eröffnung des renovierten Burkardushauses,

- das Ende des dreijährigen Dialogprozesses in Deutschland,

- und nicht zuletzt die Eröffnung des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit für die ganze Welt.

Hiermit können nur wenige Streiflichter das große Ganze beleuchten.

Die Kirchenaustrittszahlen sind auf 5100 zurückgegangen, aber immer noch erschreckend hoch. Weitere Zahlen über Geburten, Erstkommunionen, Firmungen, Eheschließungen und Beerdigungen liegen mir noch nicht vor. Lediglich kann ich sagen, dass die Erwachsenentaufen von 43 auf 54 zugenommen haben, dagegen die Konversionen von 63 auf 52 und die Wiedereingliederungen in die Kirche von 163 auf 132 im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sind.

Am letzten Tag des Kalenderjahres 2015 stehen wir an einer gedanklichen Schwelle. Der Philosoph Georg Werthmann formulierte: „Es ist das Zeichen des lebendigen Menschen, dass er sich stets von neuem als Anfänger bekennt. Immer wieder glaubt er am Ziel zu sein. Und kaum hat er erreicht, was er erstrebte, da entdeckt er in dem vermeintlichen Ende wieder einen neuen Anfang. Das Leben ist ein ständig neues Beginnen. Niemand soll glauben, dass ihm etwas gelingen oder auf lange Sicht bestehen könne, ohne dass täglich neu damit begonnen und ohne dass es täglich neu begründet wird. Es liegt etwas Großes und Vorwärtstreibendes in der Bereitschaft zu immer neuem Beginnen.“

Aus diesem Grunde habe ich, liebe Schwestern und Brüder, ein Jahresmotto für das kommende Jahr gewählt, das im Bewusstsein der Liebe Gottes zu uns einen täglichen Neubeginn im Lobpreis Gottes anregt. Es heißt: „Das Erbarmen des Herrn will ich ewig preisen“ (nach Ps 89,2). Im Gebet- und Gesangbuch „Gotteslob“ finden wir auch den lateinischen Text mit entsprechender Melodie: „Misericordias Domini in aeternum cantabo.“

Dieses Jahresmotto 2016 für unsere Diözese Würzburg fügt sich sehr gut in das Jahr der Barmherzigkeit ein, das Papst Franziskus am 8. Dezember 2015 für das kommende Jahr ausgerufen hat. Dieser Leitgedanke soll uns ermutigen, unser ganzes Leben unter das Erbarmen Gottes zu stellen. Aber nicht nur in diesem außerordentlichen Heiligen Jahr, sondern ein Leben lang soll Gottes Erbarmen in unserem Leben erfahrbar werden. Die Herausforderungen, die uns durch die Aufnahme der vielen Flüchtlinge gestellt sind, aber auch die täglichen leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit sind für uns Christen eine bleibende Aufgabe. Wer den Herrn durch sein Leben preist, lebt als zuversichtlicher und damit auch froher Mensch.

Als wachsende Herausforderung ist die Integration der vielen Flüchtlinge in unserem Land zu sehen. Gerade in unserem Bistum ist eine große Welle der Hilfsbereitschaft festzustellen. Deshalb soll auch hier und jetzt ein herzliches Danke all denen gesagt werden, die sich in der Asylarbeit, in den Flüchtlingsinitiativen und in Freundeskreisen um die hier angekommenen Menschen kümmern. Dank sei auch allen Spendern und Förderern unserer Hilfsmaßnahmen. Viele unter Ihnen sind aus christlicher Verantwortung heraus aktiv geworden und verschaffen den Geflüchteten nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern helfen ihnen auch, sich bei uns zu integrieren. Das geschieht durch Vermittlung der deutschen Sprache, durch ärztliche Versorgung, durch Begleitung zu den Ämtern, durch Teilnehmen lassen an unserem privaten Leben.

Um dauerhaft Hilfe leisten zu können, brauchen wir selbst die Gewissheit, von Gott angenommen zu sein. Deshalb ist es gut und wichtig, auch eine der Heiligen Pforten in unserem Bistum aufzusuchen (entweder hier in der Würzburger Franziskanerkirche, in der ehemaligen Kapuzinerkirche, der jetzigen Kirche der franziskanischen Gemeinschaft von Bethanien, in Aschaffenburg oder ab Frühjahr in der Franziskanerkirche auf dem Kreuzberg). Gerade der Empfang des Beichtsakramentes kann uns helfen, unmittelbar die Barmherzigkeit Gottes zu erfahren.

Der im Evangelium soeben gehörte Johannesprolog zeigt die große Linie auf, die die Menschwerdung Gottes in unsere geschöpfliche Dimension eingebracht hat. Es kann uns nicht nur trösten, sondern richtig froh machen, dass es dort heißt: „Allen ... die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben.“ Amen.