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"Wir brauchen Mutmacher"

Ansprache von Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele beim Neujahrsempfang der Stadt Würzburg am 11. Januar 2009

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

verehrte Mitglieder des Stadtrates, liebe Angestellte und Beamte unserer Stadt!

Stellvertretend für alle Gäste und gewiss auch für viele, die jetzt nicht dabei sein können, darf ich ein Wort des Dankes sagen: Ihnen, Herrn Oberbürgermeister, dem gesamten Stadtrat und allen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wie komme ich zu dieser Ehre? Das ist leichter gefragt als beantwortet. Die einfachste Antwort lautet: „Weil mein Nachfolger Bischof Friedhelm verhindert ist.“ Damit ist aber nicht alles gesagt. Vielleicht soll beispielhaft gezeigt werden, dass die Alten doch noch zu was zu gebrauchen sind; dass die Sorge für die älteren Semester sich nicht auf Vorsorge und Fürsorge beschränken darf, dass man sie, soweit es geht, aktiv wirken lässt. Mag sein, dass dabei auch der Gedanke mitschwingt, den Wert der ehrenamtlichen Kräfte herauszustellen. Was wären wir in Würzburg ohne sie? Wenn der Hauptamtliche nicht kann, muss der Ehrenamtliche ran. Schließlich könnte man auch daran denken, dass wir heutzutage gut beraten sind, wenn wir Modelle des Recyclings probieren, also der Wiederaufbereitung und Zweitverwertung bereits verwendeter Dinge. Sei es wie es sei.

Ich möchte von Herzen allen danken, die sich für das Wohl unserer Stadt einsetzen. Dass ich das hier und heute nur im Blick auf die gesamte Situation tun kann, liegt auf der Hand. Keine Angst, ich möchte nicht die Zahl der Bedenkenträger vermehren; Miesmacher haben wir genug, wir brauchen Mutmacher. Im übrigen bin ich der Überzeugung, dass man mit Optimismus und Zuversicht und deshalb auch mit einem kräftigen Lachen mehr erreichen kann als mit Jammern und Klagen. Wir brauchen in Würzburg kein Museum für Schwarzmalerei. Mit John Milton bin ich der Überzeugung, dass es „keine Pflicht gibt, die nicht der Heiterkeit bedürfe, um recht erfüllt zu werden.“

Kennzeichnend für unsere Lage ist die offizielle Feststellung: Das Wort des Jahres heißt „Finanzkrise“. Wer will das bezweifeln. Wer weiß aber, dass die Stadt Würzburg schon viel früher Finanzkrisen gehabt hat, sogar ganz saftige. Und alle haben wir überlebt. Würzburg war auch hier mal wieder ganz vorn!

In der aktuellen Krise gibt es zwei Zeichen der Hoffnung: Zum einen hat man in den letzten Wochen mit Freude festgestellt, dass das Konsumverhalten der Deutschen bislang von der Krise unbeeindruckt ist. Wer dafür einen Beweis braucht, soll sich hier umschauen. Hier wird doch kräftig konsumiert! Das hängt wiederum mit der zweiten Beobachtung zusammen: Aufs Ganze gesehen hat sich gezeigt, dass die Deutschen trotz großer finanzieller Sorgen weiterhin großzügig gespendet haben. Wieder gibt es einen handgreiflichen Beweis: Trotz aller finanziellen Engpässe spendet die Stadt uns heute Gutes, sie gießt uns reinen Wein ein, was nicht überall vorkommen soll. Auch dafür sage ich im Namen aller Konsumenten herzlichen Dank!

Danken möchte ich überdies für die im Mai getroffene Entscheidung des Stadtrates, den Kiliansbrunnen vor dem Hauptbahnhof endgültig zu sanieren und dafür einen beträchtlichen Betrag bereitzustellen. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Geld gut angelegt ist. Vielleicht kommt die Bundesbahn dann endlich dazu, das Bahngebäude und das zu ihm gehörende Gelände schneller als bislang in Angriff zu nehmen. Für Einreisende, die den wiederhergestellten Brunnen bewundern können, ist Kilian mehr wert als ein raffinierter Werbeprospekt für unsere Stadt oder ein Transparent mit der Inschrift: „Achtung, Sie betreten jetzt die Provinz mit Weltniveau.“ Die Gestalt Kilians signalisiert: Hier ist kein anonymes Stadtmonstrum, hier ist eine Stadt mit Herz und mit Profil, hier weiß man noch umeinander und um eine gemeinsame große Geschichte. Kenner der Passio Kiliani können sich an die Worte erinnern, die dem irischen Missionar zugeschrieben werden. Wörtlich heißt es: „Als er den Ort in seiner wunderbaren reizenden Lage und die in ihrem Ansehen sehr schöne Menge von Menschen edler Art sah …, sprach er: Brüder, ihr seht den herrlichen Ort und die uns sehr angenehmen Menschen“ (n.4). Wer will da widersprechen!

Lassen Sie mich noch auf ein weiteres Projekt hinweisen: In Kürze soll in nächster Nähe eine große Eisfläche entstehen. Aus gutem Grund wird sie nah beim Rathaus angelegt. Man hätte ja auch an andere Plätze denken können: Etwa zwischen Dom und Neumünster mit freiem Blick auf das Museum am Dom, als Teststrecke für die Standfestigkeit des Domkapitels; oder vor dem Mainfrankentheater als Möglichkeit, unterschiedliche Positionen in aller Öffentlichkeit handfest oder schlagfest gegeneinander auszuspielen. Indes spricht vieles für die Nähe zum Rathaus. Bevor einer hierher kommt kann er auf dem Eis üben, damit er nicht im Rathaus ausrutscht und auf die Nase fällt. Außerdem gibt es Gelegenheit, vor aller Augen und nicht erst bei den Sitzungen des Stadtrates ein Schaulaufen zu veranstalten und sich dabei besonders zu profilieren. Es sollte zudem geprüft werden, wie es mit den Möglichkeiten für Eishockeykämpfe bestellt ist: Im positiven Fall könnte sich manche unnütze Streiterei im Rathaus erübrigen, wenn man die Gelegenheit hat, auf dem Eis gegeneinander anzustürmen. Dabei könnte man verschiedene Koalitionsmöglichkeiten ausprobieren. Es sollte freilich dafür gesorgt werden, dass man nicht mit den Schlägern aufeinander losgeht, wie das gelegentlich im Fernsehen zu beobachten ist. Im Blick auf mögliche Mannschaftsnamen bietet die Eishockey-Bundesliga reiche Anregungen. Wenn man die Tabelle oberflächlich liest denkt man, es ginge um Reklame für einen Zoo: Da tauchen Pinguine auf, Füchse, Eisbären, Adler und sogar Haie. Da ich hier überparteilich rede verzichte ich darauf, einzelne Namen für verschiedene Parteimannschaften bzw. Koalitionen vorzuschlagen. Die Entscheidung darüber kann getrost den Parteien selber oder den Koalitionären überlassen bleiben. Ich möchte nur eine Warnung aussprechen, die vielleicht für alle wichtig ist: Bei einer tierischen Namensauswahl muss man mit Beschwerden der Naturschützer rechnen: Sie könnten einen anklagen, vielleicht sogar anzeigen, wegen Beleidigung der Tiere!

Es mag die Naturfreunde wiederum versöhnen, dass sich die Stadt darum bemüht, die Landesgartenschau 2016 nach Würzburg zu holen. Dabei sollte man ähnlich wie 1990 darüber nachdenken, wie etwas Bleibendes für unsere Stadt zu schaffen ist. Unsere Erfolgsaussichten sind gar nicht so schlecht. Überlegen sie: Andere Städte haben andere Oberbürgermeister. Wen bewegt es schon, wenn die unter ihren Antrag Müller oder Mayer oder Ude schreiben. Bei uns steht unter den notwendigen Papieren: „Rosenthal!“ Wenn das nicht für eine blumige Schau spricht, dann weiß ich es nicht. Hoffen wir das Beste!

Lassen Sie mich zum Schluss noch etwas weitergeben, was mir vor kurzem Freude gemacht hat. Der Zukunftsforscher Horst Opaschowski hat im Gegensatz zu den üblichen negativen Beiträgen ein gutes Ergebnis seiner Wissenschaft publiziert. Er erklärt: Es zeichnet sich eine neue „Generation V“ ab, eine Generation, die Vertrauen, Verantwortung und Verlässlichkeit schätzt und erstrebt. Zurecht sagt er von diesen drei Vs: Sie sind „der soziale Kitt, der die Gesellschaft und die Welt zusammenhält.“ Mein Wunsch ist, dass sich alle Generationen in unserer Stadt als „Generation V“ erweisen, dass bei uns Vertrauen, Verantwortung und Verlässlichkeit gesucht und gefunden wird! Trinken Sie mit mir auf das Wohl unserer Stadt! Prosit!