In wenigen prägnanten Sätzen fasst der heilige Petrus in der heutigen ersten Lesung die wichtigste Osterbotschaft von der Auferstehung Jesu zusammen: „Gott hat ihn am dritten Tag auferweckt.“ (Apg 10,40)
Diese Verkündigung war damals wie heute unerhört und provokativ. Petrus bemühte sich, den Glauben an dieses Geschehen so darzustellen, dass die staunenden Zeitgenossen Jesu, die ihn in seinen Predigten und Taten selbst erlebt hatten, nachdenklich wurden. Er spricht sie auf ihre Erfahrungen mit Jesus an, dann aber verweist er auf die Zeugen seiner Auferstehung:
Es ist Maria von Magdala, die frühmorgens zum Grab geht, um Jesu Leichnam zu salben, aber ein leeres Grab vorfindet.
Es sind Petrus und Johannes, die zum Grab laufen, um sich davon zu überzeugen, dass das Grab tatsächlich leer ist.
Es sind die Apostel im Abendmahlssaal, die den Herrn durch verschlossene Türen kommen sehen und mit ihm reden.
Es sind die beiden Emmausjünger, die Jesus zunächst für einen Fremden halten, ihn dann aber beim ‚Brotbrechen’ erkennen und voll Staunen und Ergriffenheit nach Jerusalem zurücklaufen.
Es ist Thomas, der erst eine Woche später seinen Finger in die Wundmale Jesu legt und voller Ergriffenheit ausruft: „Mein Herr und mein Gott.“
Petrus verweist sogar noch auf weitere Erlebnisse, die deutlich machen, dass es sich bei der Begegnung mit dem Auferstandenen nicht um eine Erscheinung oder gar um eine ‚Gespenst’ handelte, indem er sagte: wir, „die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben.“ (Apg 10, 41)
Die Zeugen sprechen im Wesentlichen von zwei Dingen: dem leeren Grab und der persönlichen Begegnung mit dem Auferstandenen. Das leere Grab ist nur ein Zeichen, aber die Begegnung mit ihm das Entscheidende. Die Berichte über die Begegnungen machen deutlich, dass sie nur möglich sind, wenn das Herz dazu bereit ist. Erst die Liebe macht zum Glauben fähig.
Warum aber ist die Auferstehung Jesu für unser Leben wichtig? Was ändert sich durch sie in unserem Leben?
Ist Christus auferstanden, so gibt es auch für uns die Möglichkeit einer Auferstehung. Mit Jesu Auferstehung verliert der Tod seinen äußersten Schrecken, denn er ist fortan nicht mehr das Ende des menschlichen Lebens. Er wird zum Tor, durch das wir in ein anderes, neues, unvorstellbares Leben eintreten. Das aber hat Konsequenzen für unser jetziges Leben!
Zwar bleibt unser Leben ein Weg durch die Dunkelheit, aber wir dürfen ihn als Getaufte und Gefirmte im Licht des Glaubens gehen.
Wie gesagt, unser Glaube und unsere daraus erwachsende Hoffnung stützten sich auf das Zeugnis derer, die dem Auferstandenen leibhaftig begegnet sind. Sie besitzen Glaubwürdigkeit, weil sie ihr Leben völlig verändert haben! Sie haben zu Hause alles verlassen und sind als Botschafter des neuen Glaubens in die Öffentlichkeit gegangen, haben auf Straßen, Plätzen und in Synagogen gepredigt. Sie haben sich vertreiben lassen oder sind in die damals bekannte Welt hinausgezogen. Sie haben sich verleumden, gefangen nehmen und auspeitschen lassen.
Die Liebe zum gekreuzigten und auferstandenen Herrn machte sie erst dazu fähig. Auch wir selbst werden aufgefordert, unserer Zeit und damit auch den Generationen nach uns diesen Glauben zu bekennen – und zu leben.
Darin liegt für viele eine Schwierigkeit. Denn wer dieser Auferstehungsbotschaft glaubt, der wird auf eine Zukunft verwiesen, die den irdischen Erfahrungsgrund sprengt: Das ewige Leben.
So ruft Paulus uns in der heutigen zweiten Lesung zu: „Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!“ (Kol 3,1 und 2)
Genau hier setzt das Problem für unsere Zeit an: Das Himmlische mehr schätzen lernen als das Irdische?
Der Völkerapostel sagt, dass wir durch Christus eine Neuschöpfung geworden sind. Paulus gebraucht dazu das Bild des Sauerteigs: Nicht der alte Sauerteig, der Bosheit und Schlechtigkeit als Lebensnorm gelten ließ, zählt mehr, nicht der Sauerteig – so können wir heute sagen – der Zersetzung, Gewalt, Unrecht, Gier und Lüge akzeptiert, wenn er nur zum irdischen Erfolg führt, sondern wir sind durch Christi Erlösungswerk in der Taufe ein neuer Sauerteig geworden, der Aufrichtigkeit, Wahrheit und Liebe im Blick auf das ewige Ziel, den Himmel, zum Maßstab des Denkens und Handelns macht. Dieser neue Sauerteig vermag die Welt zu verändern! Darin liegt die große Bedeutung und Chance für die ganze Menschheit. Gerade heute spüren wir, dass wir diese neue Werteordnung brauchen, damit die Menschheit Zukunft hat!
Um aber aus dieser Wirklichkeit leben zu können, brauchen wir das ‚brennende Herz’, das die Nähe des Auferstandenen spürt und damit die neue Lebensdimension auch in den Alltag einbezieht. Wenn wir uns darauf einlassen, dann ist Ostern in der Tat der Tag eines neuen Anfangs. Amen.