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„Wir dürfen Maria nicht vergessen“

Predigt von Weihbischof Helmut Bauer am Sonntag, 11. September 2005, anlässlich des 250. Weihejubiläums in Limbach

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn !

Die Jubiläums-Festwoche euerer Wallfahrtskirche Limbach mag vielleicht nicht so sehr durch den fürstbischöflichen Glanz des Weihetages vor 250 Jahren geprägt gewesen sein. Ich meine aber im Blick auf das Programm dieser Jubiläumswoche sagen zu dürfen: Ihr habt euer Marienheiligtum nicht bloß als großartiges Bauwerk gewürdigt und gefeiert, vielmehr habt ihr deutlich gemacht: Das Vertrauen auf die Gottesmutter und die Nähe Marias zu uns Menschen hat damals Bischöfe und euere Vorfahren bewegt, dieses wunderbare Heiligtum zu Ehren unserer Lieben Frau hier zu errichten. Und nach 250 Jahren haben wieder Bischöfe und Gläubige zusammengewirkt, um diesen Gnadenort auch geistlich lebendig und besuchenswert zu erhalten. Im Triduum dieser Woche haben sie in den Triduumspredigten und Gottesdienstes das Motto des Eucharistischen Jahres bedacht: „Herr, bleibe bei uns“. So haben Sie den Wunsch des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. aufgegriffen, der uns ans Herz gelegt hat, Maria nicht zu vergessen, wenn wir über das Geheimnis der Eucharistie nachdenken. Denn alle Kathedralen der Welt, alle Dome, alle Dorfkirchen, alle Wallfahrtskirchen sind ja dazu geschaffen, das Geheimnis unseres Glaubens zu feiern – mit Jubel, Freude und Dankbarkeit. Ja – wir dürfen Maria nicht vergessen, sagt der Papst, wenn wir den Reichtum, die Schönheit und die einmalige Würde der Eucharistie wiederentdecken wollen.

Schließlich gibt uns die Segnung und Weihe des alten, neu renovierten Wallfahrerbildes zu den Heiligen 14 Nothelfern einen Hinweis, dass wir – wie der Papst auch sagte – in die Schule der Heiligen gehen sollen, die die Eucharistie gelebt haben, aus der sie gelebt haben, durch die die Heiligen verwandelt wurden. Wenn wir zu den Heiligen gehen, erfahren wir nicht bloß Hilfe, sondern zugleich auch eine Ermutigung, ganz konkret unserer Zeit, unsere Erde zu erneuern im Geiste Jesu.

Liebe Schwestern und Brüder !

In jeder katholischen Kirche ist ein Marienbild. Dieses Marienbild müssen wir vor Augen und im Herzen haben, um die innere Würde, Größe, kurz: das Geheimnis einer geweihten Kirche zu bedenken. Besonders die vielen Marienkirchen und Wallfahrtsstätten zur Gottesmutter mit den Gnadenbildern stellen uns vor Augen, wozu unsere Gotteshäuser gebaut wurden. Nicht so sehr als Versammlungsraum der Gemeinde zuerst, sondern als Ort, wo das ganze Marienleben im Vollzug der Heiligen Messe in das heilbringend erlösende Tun Jesu Christi eingebunden ist. Maria wird uns im Evangelium zuerst gezeigt, wie sie eine hörende Frau ist. Sie hat Gott, der Botschaft der Engel Gehör gegeben. Sie hat Gott in ihr Leben hineinsprechen lassen. Sie war hellhörig für die Botschaft Gottes und dachte darüber nach. Wunderbar wird erzählt, dass sie sehr wohl das Wort bedachte und auch Rückfragen hatte, als das Wort Gottes sie existentiell traf und ihre Lebensplanung buchstäblich durchkreuzte. Sie sprach wahrhaftig nicht unbedacht das „Fiat mihi secundum verbum tuum“. „Siehe ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort“. Ja – das Gotteshaus will und muss der Ort bleiben, wo Gott zu Wort kommt. Wo sein Wort – und nur sein Wort – Raum hat und noch mehr das Hören mit dem Herzen gelingt. Viele Menschen kommen gerade zu den Marienwallfahrtsorten, weil sie ähnliches wie Maria zu bewältigen haben: Gott mutet ihnen vielleicht in ihrem Leben viel zu. Er mutet ihnen Kreuz zu oder unterm Kreuze andere auszuhalten. Wer kann da besser helfen und zur Seite stehen als Maria? Der Höhepunkt der heiligen Messe ist Jesu: „Nimm hin, Vater!“ Das aber ist auch das Wort Mariens, des Gläubig-Mitfeiernden. Denn nur so erleben wir auch die Osterfreude der Gottesmutter und der Mutter Kirche. An einem Marienwallfahrtsort dürfen und sollen wir alle unsere Tränen, Trauer und Klagen bringen. Maria zeigt uns den Weg zur österlichen Begegnung mit Jesus.

Liebe Schwestern und Brüder !

Zur bleibenden Erinnerung und Gleichsam zur Verpflichtung aus diesem Jubiläumstag wird das alte Wallfahrerbild der Pfarrei Maria Limbach gesegnet. Es wird damit eine Tradition bestärkt, die in schweren Zeiten entstanden ist. Unsere, ihre Vorfahren mussten viele äußere Gefahren und Bedrängnisse bestehen. Sie wussten aber, wohin mit ihren Sorgen. Sie gingen zu den 14 Heiligen. Vielleicht erliegen wir heute zu sehr dem Wahn der modernen Menschen? Wir können aus eigener Kraft alle Herausforderung des Lebens bewältigen. „Ohne Gott und Sonnenschein – bringen wir die Ernte ein .....“. So stand auf einem LPG-Feld in der ehemaligen DDR. So dachten aber auch viele bei uns – und denken immer noch so. Eines Tages stand unter dem Spruch in der DDR ein anderer Satz, der bald entfernt wurde: „Ohne Sonnenschein und Gott – geht jeder Staat bankrott“.

Viele Sorgen und Nöte bedrängen heute zunehmend die Menschen. Auch äußerer Art. Doch beängstigend ist, dass man trotz der Erfahrung mit den Nazis und den Kommunisten anscheinend immer noch meint: „Der Glaube an Gott sei ein Privatvergnügen.“ O nein: Alle kirchlichen und staatstragenden Werte unserer Gesellschaft und des Staates hängen mit Gott zusammen. Nur Gott ist Garant, dass die Politik, die Wirtschaft, die Technik, die Forschung ihre Grenzen nicht überschreiten und dem Gemeinwesen nicht Schaden zufügen. Die Heiligen sind nicht bloß Lückenbüßer oder Nothelfer. Wer bei ihnen Hilfe sucht, wird von ihnen und der Mutter des Herrn an die Hand genommen und zu Jesus geführt. Die Wallfahrt nach Vierzehnheiligen kann eine Erfahrung vermitteln, dass wir ganz konkret wie einst die Heiligen in ihrem Leben aus und nach dem Evangelium leben können. Ja können! Christ sein, ganz Christus zu eigen sein, ist möglich. Unter allen konkreten Lebensbedingungen. Und gerade die Heiligen machen uns ja Mut, dies auch zu versuchen. Darum wünsche ich mit meinem Segensgebet, dass viele sich wirklich und geistlich aufmachen, zu den Heiligen 14 Nothelfern zu gehen. Denn wer in rechter Weise geht und wallt, wird selber so ein Nothelfer für andere, für unsere Heimat, für unser Volk. „Die eigentlichen Stätten, an denen Weltpolitik gemacht wird, sind die Wallfahrtsorte“, soll einmal Bundeskanzler Dr. Adenauer gesagt haben. In entscheidungsvollen Stunden feiern wir 250 Jahre Maria Limbach. Viele pompöse Gebäude der Nazis, der Kommunisten, sind verschwunden. Das Kleinod im Maintal leuchtet immer noch, erneuert. Das ist ein Hoffnungszeichen auch für eine gesegnete Zukunft.

Maria, die Siegerin in allen Schlachten Gottes, bleib uns nahe!

(3805/1193)