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„Wir folgen Jesus Christus nach“

Michael Herberger, Produzent von „Söhne Mannheims“ und Xavier Naidoo, über christliche Musik und die angewandte Ökumene

Würzburg/Mannheim (POW) Seit fast zehn Jahren ziehen Xavier Naidoo und die „Söhne Mannheims“ ihre Kreise in der deutschen Musiklandschaft. Weitere Projekte wie „Zeichen der Zeit“ und „Brothers Keepers“ füllten den Terminkalender. Jetzt nehmen Naidoo und die Band eine kreative Auszeit. Manfred Müller, Pastoralreferent und Jugendseelsorger im Landkreis Main-Spessart, sprach mit Michael Herberger, dem musikalischen Kopf, Produzenten und Partner von Xavier Naidoo, über die Hintergründe der Band, ihr wohltätiges Engagement und seinen Glauben.

POW: Unser letztes Interview liegt etwa fünf Jahre zurück, damals noch in den alten Studioräumen. Was hat sich für Dich und die „Söhne Mannheims“ in den vergangenen fünf Jahren verändert?

Michael Herberger: Für die „Söhne Mannheims“ hat sich in diesen fünf Jahren mit der zweiten Platte sehr viel geändert: meine erste große Produktion, Xaviers erster Befreiungsschlag während der Trennung von 3p. Die Band steckte beim ersten Album „Zion“ noch in den Anfängen. Das zweite Album „Noiz“ hat uns dann auf ein ganz anders Level katapultiert, auch dadurch, dass es so erfolgreich war. „Söhne Mannheims“ sind seit dem zweiten Album eine feste Größe geworden, nicht nur so etwas wie ein Ersatz für Xavier Naidoo solo. Für mich persönlich hat sich jede Menge verändert, ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen sollte. Ich habe geheiratet. Die Studios sind umgezogen, die Popakademie wurde gegründet, es gab das nächste Soloalbum mit Xavier dazwischen, „Zeichen der Zeit“ vor einem Jahr. Bibel- und Hauskreise haben sich gegründet und wieder geschlossen. Es ist Wahnsinn, was da alles passiert ist.

POW: Stichwort „Zeichen der Zeit“. Die zweite CD ist vor kurzem erschienen. Was macht für Dich den Reiz des Projektes „Zeichen der Zeit“ aus?

Herberger: Die unmissverständliche Klarheit der Aussage. Wenn man unseren christlichen Hintergrund nicht weiß, könnte man sonst die Texte auch sehr allgemein verstehen. Aber unsere Texte sind mit Sicherheit kein zweischneidiges Schwert. Es ist das erste Mal, dass Xavier wörtlich von Jesus singt. Bei „Zeichen der Zeit“ geht es um eine klare Message: Wir folgen Jesus Christus nach. Und sobald der Name fällt, scheiden sich die Geister. Das ist der Unterschied zu den anderen Projekten. Und deshalb war es uns so wichtig, diese Platte zu machen.

POW: Wart Ihr mit dem Erfolg zufrieden? Es steht ja deutlich hinter den anderen Alben zurück.

Herberger: Das ist klar. Ich hab wirklich mein Bestes dafür gegeben, und der Rest liegt dann so oder so in Gottes Hand. Und da ist es auf jeden Fall gut aufgehoben.

POW: Zurück zu den „Söhnen Mannheims“. Die Mitglieder kommen ja aus unterschiedlichen religiösen Gruppen. Sind die unterschiedlichen Positionen und Konfessionen innerhalb der Band auch Streitthema?

Herberger: Ja. Leider. Ich kann das aber ganz gut zurückstellen. Wenn es hier um geistliche Offenbarungen geht, warum soll ich mich da mit jemandem streiten? Ich muss versuchen, ihn so zu nehmen, wie er ist. Wenn man sich die christliche Geschichte anschaut: Wenn man begeistert war für eine Sache, ging es oft sehr schnell darum, dass man auch dafür in die Schlacht zog. Das ist ein völliger Humbug. Jemandem meine Überzeugung aufzudrücken, wird nicht funktionieren. Ich kann jeden nehmen, wie er ist. Ich kann mit jedem eine geistliche Gemeinschaft haben, der mit mir den Glauben an Jesus Christus teilt. So steht es ja auch in der Bibel. „Wer mit dem Herzen glaubt und mit dem Munde bekennt ...“ Und wenn es Paulus reicht, dann sollte es mir auch reichen.

POW: Lassen sich die Menschen wieder mehr ein auf eine Dimension, die hinter den Dingen steht, die man Gott nennen könnte? Auch in die Popmusik scheint Religion mehr und mehr hineingekommen zu sein. Selbst in Grönemeyers „Ein Stück vom Himmel“ geht es jetzt um dieses Thema.

Herberger: Dass durch Xavier Religion zum ersten Mal Thema in der deutschen Popmusik wurde, steht außer Frage. Dass die Menschen jetzt größeres Verlangen nach einem transzendenten Bezug haben, ist eine stetige Entwicklung der vergangenen zehn Jahre. Was dazu geführt hat, ist für mich sehr schwer zu beurteilen. Gerade in Deutschland gab es einen Bedarf, einiges zu ändern und ein stärkeres Verlangen nach Religiosität zu schaffen. Aber ich habe den Eindruck, dass es die beiden großen Kirchen nicht schaffen, dieses Verlangen zu stillen.

POW: Können sie das geistliche Bedürfnis nicht stillen?

Herberger: Ich sage Dir mein Problem mit beiden Kirchen: Es ist für mich sehr, sehr schwierig, einen Sonntagsgottesdienst zu finden, bei dem ich geistliche Nahrung bekomme. Und das kann nicht sein. Da ist etwas faul. Wenn ich eine Institution habe, die dafür da ist, dass sie mich mit geistlicher Nahrung versorgt, und das nicht schafft, dann stimmt da was nicht. Dann ist etwas grundlegend schief gelaufen. Die Pfarrer sind mit zu vielen anderen Dingen beschäftigt. Wo sollen die Leute denn hin? Und dieses Problem gibt es ja schon lange. Leute fragen mich, die geistlich wachsen wollen, und ich weiß nicht, wohin ich sie schicken soll.

POW: Wo schickst Du sie denn dann hin?

Herberger: Ich hatte sehr lange einen Hauskreis, aber die weiten Fahrstrecken machen das zurzeit etwas schwer. Ich persönlich habe für sonntags leider noch nichts. Ich habe schon einige Freikirchen „ausprobiert“, aber auch das war nichts.

POW: Und wo findest Du dann Deinen Platz?

Herberger: Ich mache eine Bibelschule bei „Wort und Geist“, einer geistlichen Bewegung im tiefsten Bayern. Was da an geistlicher Nahrung geboten wird, das ist der Wahnsinn. Man hat soviel von zentralen Punkten im Glauben verloren, dass man die einfach wieder oft hören muss.

POW: Zu Eurem Engagement im sozialen Bereich. Ihr habt für wohltätige Zwecke den „Söhne Mannheims e.V.“ gegründet. Gibt es da etwas, das Dir in den vergangenen Jahren besonders in Erinnerung geblieben ist?

Herberger: Ich habe den Eindruck, dass der Verein langsam dahin kommt, wo er hin soll. Das Problem war immer, dass wir alles selber gemacht haben. Vom Wollen bis zur guten Umsetzung, die richtigen Leute zusammen zu haben, das hat gedauert. Bei denen stimmt es nun auch auf der geistlichen Ebene, und das wirkt sich auf die Arbeit des Vereins aus. Unser größtes Projekt ist aktuell die Begegnungsstätte „Aufwind“, in Zusammenarbeit mit der Lutherkirche Mannheim. Dort ist im Gemeindehaus ein Zentrum entstanden, in dem Bedürftige günstig Mittagessen bekommen, Beratung von Arbeitslosen und Alleinerziehenden stattfindet. Gleichzeitig können dort Arbeitslose wieder den Einstieg ins Berufsleben finden. Unsere Einnahmen aus dem Verkauf der Single „Danke“ nach der Weltmeisterschaft 2006 sind da komplett rein geflossen.

POW: Ihr plant jetzt eine längere Auszeit. Geht das überhaupt, sich völlig rauszuziehen?

Herberger: Die Idee ist auf meinem Mist gewachsen. Ich habe die Leute dazu überredet. Wenn Du, wie Xavier, immer gleichzeitig acht Bälle in der Luft hast, dann steigt die Gefahr, dass irgendwann der eine oder andere runterfällt. Wir nehmen also derzeit nichts Neues mehr an, machen nur noch das, was bisher schon ausgemacht war. Leider ist das immer noch jede Menge.

POW: Nun noch ein paar kurze Stichworte: Mein Glaube ist für mich...

Herberger: ... das wichtigste in meinem Leben.

POW: Mannheim ...

Herberger: … meine Heimat.

POW: Ohne Musik ...

Herberger: ... wäre meine Leben sehr, sehr langweilig.

POW: Xavier ...

Herberger: ... ist einer meiner besten Freunde.

POW: In fünf Jahren ...

Herberger: ...bin ich fünf Jahre älter.

Das Interview führte Manfred Müller (POW)

(4507/1533; E-Mail voraus)

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