Würzburg (POW) Am Sonntag, 12. Juli, ist die diesjährige Kiliani-Wallfahrtswoche zu Ende gegangen. Aufgrund der Corona-Pandemie musste das gewohnte Programm umgestaltet werden. Im folgenden Interview zieht Bischof Dr. Franz Jung eine Bilanz und erläutert, was er vermisst hat und welche Anregungen er mitnimmt.
POW: Die Kiliani-Wallfahrtswoche 2020 im Zeichen der Corona-Pandemie ist vor wenigen Stunden zu Ende gegangen. Wie hat Sie Ihnen gefallen?
Bischof Dr. Franz Jung: Corona-bedingt musste die Kiliani-Wallfahrtswoche in diesem Jahr ganz anders durchgeführt werden. An diesen Gedanken musste ich mich erst einmal gewöhnen. Wichtig war für uns nach dem Corona-Schock, die Kiliani-Woche nicht einfach abzusagen, sondern sie im Rahmen des Möglichen durchzuführen und dadurch die Erinnerung an unsere Bistumspatrone und die Einladung zum persönlichen Gebet und zur Verehrung am Schrein ihrer Reliquien auch in diesem Jahr wachzuhalten. Ich glaube, wir haben das Beste draus gemacht. Von daher bin ich zufrieden. Die Anzahl der Gottesdienstbesucher hat sich von Tag zu Tag gesteigert, auch das war schön zu sehen. Besonders unsere Kirchenmusik, aber auch alle anderen Beteiligten, angefangen von der sorgfältigen liturgischen Gestaltung bis hin zu den unermüdlich tätigen Medienschaffenden, haben erheblich dazu beigetragen, dass die Gottesdienste feierlich und ansprechend gestaltet waren. Dafür sage ich ganz herzlichen Dank!
POW: Was haben Sie im Vergleich zu den Vorjahren am schmerzlichsten vermisst?
Bischof Jung: Als allererstes die Feier der Ehejubiläen, die der eigentlichen Kiliani-Woche vorausgehen. Das hat mir und uns allen sehr wehgetan, die Ehejubiläumsgottesdienste abzusagen. Ich weiß, dass viele sehr enttäuscht waren, die sich so sehr auf diese Tage gefreut hatten und mit vielen anderen ihr Jubiläum begehen wollten in der wunderbaren Atmosphäre dieser Tage und der Zusage des persönlichen Segens für die Ehepaare am Ende des Gottesdienstes. Ich hoffe, dass wir einen guten Weg finden, das nachzuholen. Dann natürlich, dass wir auf die Prozession verzichten mussten von Sankt Burkard zum Dom, mit der die eigentliche Festwoche so eindrucksvoll eingeläutet wird. Auch dass die Segnungen am Schrein entfallen mussten, war schade. Am meisten fehlten mir in der Woche natürlich die Wallfahrtsgottesdienste und die Begegnungen mit den unterschiedlichsten Gruppen und Gruppierungen, den vielen Gläubigen aus den Dekanaten, den Jugendlichen, den Kindergarten- und Kommunionkindern und vielen anderen mehr. Gerade die Begegnungen machen den Reiz der Woche aus und tragen dazu bei, sich mit dem Bistum zu identifizieren und sich gegenseitig im Glauben zu stärken und zu ermutigen.
POW: Welche Impulse aus diesem Jahr möchten Sie in die zukünftigen Wallfahrtswochen mitnehmen?
Bischof Jung: Der Not geschuldet, kam die Idee auf, in den größeren Kiliani-Kirchen des Bistums das Gedächtnis unserer Bistumspatrone zu begehen. Das fand ich sehr schön, zumal ich zuvor weder in Mellrichstadt noch in Aschaffenburg-Nilkheim gewesen bin. Ich denke, es war ein wichtiges Zeichen, Kiliani gewissermaßen vor Ort zu feiern und den Gläubigen entgegenzukommen, wenn die Wallfahrtsgottesdienste für die Regionen in Würzburg leider nicht möglich waren. Ich hatte auch den Eindruck, dass man das durchaus gewürdigt hat und zu schätzen wusste. Heißt also: Es gibt viele verschiedene Weisen, Kiliani zu feiern, auch wenn das „klassische Format“ natürlich die Form ist, die viele Menschen schätzen und auf die sie sich freuen. Daneben sind viele über die Medien unseren Gottesdiensten gefolgt. Gerade an Kiliani ist das sicher eine wichtige Form, die Festfreude zu teilen und dazu einzuladen, das Gedächtnis an die Frankenapostel und ihre Verehrung zu erneuern.
POW: Und welche Anregung nehmen Sie für das ganze Bistum aus der diesjährigen Kiliani-Woche mit in die Zukunft?
Bischof Jung: Für mich persönlich stand in diesem Jahr das Jahresmotto aus dem Epheserbrief im Mittelpunkt der Kiliani-Woche: „Die Länge und Breite, Höhe und Tiefe der Liebe Christi ermessen, die alle Erkenntnis übersteigt“ – ein wunderbares Wort. Das geistliche Koordinatensystem, das mit diesen vier Dimensionen entworfen wird, gibt genug Stoff zur Betrachtung über das, was in den kommenden Jahren, ja was in den neuen Pastoralen Räumen wichtig sein wird: Die Höhe und die Sehnsucht nach Christus im Gebet, die Breite und der Dienst an den Armen, die Tiefe und das Aushalten des Kreuzes, die Länge und der lange Atem für jede Veränderung, die wirklich in die Tiefe geht. Für mich ist dieses Wort Inspiration und Ermutigung zugleich für den weiteren Weg. Immerhin haben uns die drei Frankenapostel vorgemacht, wie es geht: Sie haben den Raum der Liebe Christi neu vermessen, indem sie aus der Enge Irlands aufgebrochen sind, um uns in Franken neue Horizonte zu eröffnen. Ihr Vermächtnis ist uns bleibender Auftrag.
Interview: Markus Hauck (POW)
(2920/0732; E-Mail voraus)
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