Würzburg (POW) Einen unterhaltsamen Einblick in die Geschichte und Themen der Klinikseelsorge im Bistum Würzburg haben 45 Klinikseelsorgerinnen und -seelsorger bei der 75. Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Krankenhausseelsorge in der Diözese Würzburg am Freitagabend, 24. November, im Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg bekommen. Domkapitular Albin Krämer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, dankte den Anwesenden für ihren Dienst und versprach, sich für die Zukunft der Klinikseelsorge einzusetzen. „Die Krankenhausseelsorge hat zwei Stärken: erstens ihre Kompetenz in Sachen Spiritualität und Ethik, zweitens ihre gute Vernetzung im System Krankenhaus. Wir haben etwas zu bieten!“, sagte er. Klinikclownin Johanna Schießl, in Krankenhauskluft und mit roter Nase, begleitete das Programm mit einem eigenen Motto. Sie schmetterte zusammen mit den Gästen immer wieder das Lied „Wunder gibt es immer wieder, heute oder morgen können sie gescheh‘n“.
Anstelle eines chronologischen Überblicks hatten Wiltrud Stoer, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, und ihr Stellvertreter Christian Hohm die Themen der Fachtagungen gebündelt und führten dazu kurze Interviews mit Klinikseelsorgerinnen und -seelsorgern. „Als Seelsorger bringen wir die ethische Perspektive ein“, sagte etwa Thomas Hart, Klinikseelsorger am Rhön-Klinikum in Bad Neustadt, zum Themenbereich „Medizinethik, Ethikberatung und Ethikkomitee“. Im Gesundheitswesen spielten Zahlen und Fakten eine wichtige Rolle, nicht nur das Wohl der Patientinnen und Patienten. „Es ist wichtig, dass Seelsorger präsent sind und wahrgenommen werden, in Kontakt mit dem Pflegepersonal und den Ärzten sind. Dann wird man auch angefragt“, erklärte er. Eine Blitzumfrage ergab, dass die Mehrheit der Anwesenden in einer Einrichtung tätig ist, in der es ein Ethikkomitee gibt.
Schon immer hätten sich in der Krankenhausseelsorge ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagiert, leitete Hohm zum Thema „Ehrenamt“ über. Er nannte als Beispiel die Besuchsdienste, die in den 1980er Jahren entstanden, um im Namen einer Pfarrei kranke Menschen zu besuchen. Sigrid Burkard und Anna Schmitt haben das Diakonische Grundseminar absolviert, das seit 2016 im Bistum angeboten wird. „Es tut den Menschen gut, wenn man sich Zeit nimmt und zuhört, ohne gute Ratschläge geben zu wollen. Wenn man in diesem Moment einfach da ist“, sagte Schmitt. Auf die Frage, was sie von den Hauptamtlichen erwarte, erklärte Burkard: „Dass wir weiterhin in Verbindung bleiben. Das gibt uns Sicherheit und die Gewissheit, dass Ihr für uns da seid.“
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Für den Themenbereich „Spiritualität“ hatte Stoer den Sterbesegen ausgewählt. Im Jahr 2013 sei die erste liturgische Handreichung „Die Feier des Sterbesegens“ erschienen. Mittlerweile gebe es die fünfte Auflage. Er sehe den Sterbesegen als eine „wichtige Ergänzung“ der Rituale bei der Begleitung von Kranken und Sterbenden, sagte Pfarrer Jürgen Schwarz, Krankenhauspfarrer am Rhön-Klinikum in Bad Neustadt/Saale. „Die Feier der Rituale ist bedingt von der Situation: Was willst Du, das ich Dir tue?“ Gabriela Amon, Klinikseelsorgerin am Rhön-Klinikum, unterstrich die Bedeutung des Buchs. So sei der „Sterbesegen“ ein wichtiges Thema in der Ausbildung von Hospizbegleiterinnen und -begleitern. „Eine neue Kollegin, sie ist evangelische Pfarrerin, hat das Buch als sinnhaftig und sehr bereichernd bezeichnet“, erzählte sie.
Das Hauptgeschäft der Klinikseelsorge sei das Gespräch, sagte Stoer. Doch ein Gespräch so zu führen, dass es heilsam sei, der Einzelne mit seinen Fragen, Ängsten und Gedanken Raum bekomme, Gott aufscheinen könne, das sei eine Kunst. „Das ist Fragekunst, und Kunst kommt von Können.“ Menschen könnten durch einen Klinikaufenthalt traumatisiert werden, und in der Notaufnahme fänden sich immer wieder Personen mit einem akuten Schockerlebnis. „Wir müssen einen sicheren Rahmen bieten, aber auch gut auf uns selbst achten“, sagte Stoer. Wie wichtig Besuche und Zuwendung seien, habe die Corona-Pandemie gezeigt. Peter Kees, Mitarbeiter der Krankenhausseelsorge an der Universitätsklinik Würzburg, zog für seinen Beitrag eine komplette Schutzausrüstung samt Maske an. Die Pandemie sei eine große Herausforderung gewesen, berichtete er. Auch er selbst habe damals Angst gehabt, das Virus zu seinem Vater zu bringen. Aber im Team habe man gute Lösungen gefunden und aufeinander Rücksicht genommen. Vom Ärztlichen Direktor habe das Team gleich zu Beginn eine Dankesmail bekommen, erzählte Kees: „Wir haben gemerkt, dass wir wirklich akzeptiert sind und einen guten Stand haben.“ Von Klinikclownin Schießl gab es zum Dank eine innige Umarmung.
Die Zukunft der Klinikseelsorge nahm Stoer zum Abschluss in den Blick. Auf die Frage, wie viele der Anwesenden in zehn Jahren noch im Dienst sein werden, erhob sich nicht einmal die Hälfte. Auch an der Auflösung der Arbeitsgemeinschaft Katholische Altenheimseelsorge könne man sehen, welche Auswirkungen die Personal- und Finanzsituation der Diözese habe, sagte Stoer. Domkapitular Krämer sprach über seine eigenen Erfahrungen als Patient. „Ich habe es geschätzt, jemanden zu haben, der da ist, ein offenes Ohr und ein hörendes Herz hat. Jemand, der mich als ganzen Menschen sieht.“ Es gelte, das Bistumsmotto „Christsein unter den Menschen“ auch in Zukunft einzulösen, unterstrich er. Ökumenische Teams, Ehrenamtliche und Vernetzung in den Pastoralen Räumen seien „die Eckpfeiler, die wir brauchen, um die Krankenhausseelsorge auch in Zukunft gut zu organisieren“. Man müsse in einem guten Miteinander und mit den vorhandenen Ressourcen sicherstellen, dass die Patientinnen und Patienten auch künftig jemanden mit einem „offenen Ohr“ haben. Die Klinikseelsorge habe viel zu geben, sagte Stoer abschließend. Sie wünschte sich von Krämer, „dass Sie für den Wert der Krankenhausseelsorge kämpfen und unsere Anliegen in die entsprechenden Gremien einbringen. Damit wir mit unseren Ressourcen unserem Auftrag in diesen Zeiten gerecht werden.“
Katholische Krankenhausseelsorge im Bistum Würzburg
Seit rund 35 Jahren gibt es die Arbeitsgemeinschaft der katholischen Krankenhausseelsorge in der Diözese Würzburg. „Auch bei zunehmender Personalknappheit sollen an den großen Standorten ökumenische Teams erhalten bleiben, eine 24/7-Rufbereitschaft abdecken können, sich gegenseitig vertreten und Konzepte gemeinsam weiterentwickeln“, erklärt Pastoralreferentin Christine Endres, Leiterin der Abteilung Diakonische Pastoral.
Aktuell gibt es 37 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auf insgesamt 27 Vollzeitstellen tätig sind. Sie haben eine pastorale Ausbildung absolviert – als Pastoralreferent*in, Gemeindereferent*in, Diakon oder Priester – und bringen in der Regel einige Jahre Berufserfahrung mit. Zur Spezialisierung gehören eine sechswöchige „Klinische Seelsorge-Ausbildung“ (Vollzeit), regelmäßige Supervision und die zweimal jährlich stattfindenden Fortbildungen innerhalb der Arbeitsgemeinschaft.
Angaben zur Zahl der ehrenamtlich Engagierten sind nach den Worten von Endres schwierig, da es lokal große Unterschiede gebe. Insgesamt 65 Personen haben das Diakonische Grundseminar der Diözese Würzburg absolviert und sich so für die ehrenamtliche Seelsorge in Krankenhaus und Seniorenheim qualifiziert. Ehrenamtliche Klinikseelsorgerinnen und -seelsorger werden ein Jahr lang ausgebildet. Dazu gehören außerdem die stetige Weiterbildung sowie die regelmäßige Begleitung, etwa durch Supervision.
Weitere Informationen zur Arbeitsgemeinschaft sowie Ansprechpersonen für die Regionen gibt es im Internet unter seelsorge-im-krankenhaus.bistum-wuerzburg.de/regionen.
sti (POW)
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