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„Wir können uns nicht isoliert von der Welt sehen“

Akademienachmittag „Die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens“ – Impulsreferat betrachtet Auswirkungen des Dekrets „Perfectae caritatis“ auf das Ordensleben – Ordensvertreter berichten von aktuellen Herausforderungen

Würzburg (POW) Was ist der Auftrag der Ordensgemeinschaften in der Welt von heute? Mit dieser Frage haben sich rund 150 Teilnehmer beim Akademienachmittag „Die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens. 50 Jahre Dekret ,Perfectae caritatis‘ des Zweiten Vatikanischen Konzils“ am Dienstagnachmittag, 2. Februar, im Würzburger Burkardushaus befasst. Ein Impulsreferat befasste sich mit den durch das Dekret angestoßenen theologischen und kirchlichen Weichenstellungen für eine Erneuerung der Orden. Vertreter von vier in der Diözese Würzburg ansässigen Ordensgemeinschaften stellten das Charisma und die Zukunftsperspektiven ihrer Orden vor. Die Veranstaltung markierte zugleich das Ende des von Papst Franziskus ausgerufenen „Jahrs des geweihten Lebens“.

Absonderlichkeiten in der Tracht, Muffigkeit, ungesunde Askese, Tratsch und Kleinlichkeit, verzopfte Gewohnheiten: Mit solchen Begriffen sei das Ordensleben vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil beschrieben worden, sagte Dr. Ute Leimgruber, Privatdozentin und Studienleiterin von „Theologie im Fernkurs“. „Es ist nicht verwunderlich, wenn manche Eintrittswilligen abgeschreckt wurden.“ Bereits Anfang der 1950er Jahre sei von vielen Seiten eine Reform des Ordenslebens gefordert worden. „Und so verordnete das Konzil den Orden eine Schocktherapie“, sagte Leimgruber.

Die Referentin lenkte den Blick auf zwei zentrale Aspekte des Konzils: die allgemeine Berufung zur Heiligkeit und die Forderung nach Erneuerung. So habe das Konzil im Dekret „Lumen gentium“ die Berufung aller Christinnen und Christen zur Vollkommenheit betont und damit das spezielle Vollkommenheitsideal der Ordensleute aufgehoben. „Damit hatten alle Glieder der Kirche, ob Kleriker, Laien oder Ordensleute, Teil an der einen Sendung der Kirche.“ Auf dieser Grundlage seien im Dekret „Perfectae caritatis“ Grundsätze für eine zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens aufgestellt worden. Dabei habe das Konzil auch die Bewältigung der Gegenwart in den Mittelpunkt gestellt. So sollten die Orden unter anderem „Kenntnisse und Verständnis für die heutige Welt“ entwickeln, um den Menschen wirksam helfen zu können. Weitere Punkte waren etwa eine spirituelle Erneuerung, die Überprüfung der Lebensform oder die Abschaffung veralteter Vorschriften. Um die Ausbildung zu verbessern, wurde das Juniorat eingeführt. „Die Forderung nach Anpassung an die Zeit findet sich in fast jedem Artikel.“

Dabei hätten gerade die Ordensgemeinschaften die Erfordernisse ihrer jeweiligen Zeit schon immer sehr deutlich gehört und danach gehandelt, sagte Leimgruber. Sie nannte als Beispiele etwa Franz von Assisi, der mit offenen Augen durch die Straßen seiner Stadt gegangen sei und ein neues Armutsideal etabliert habe, oder Antonia Werr, die Gründerin der Franziskanerinnen von Oberzell. „Sie alle haben das Charisma in oft radikal neuen Weisen an buchstäblich gott-erbärmliche Orte getragen.“

„Wir können uns im Kloster nicht isoliert von der Welt sehen“, sagte Benediktinerabt Michael Reepen. „Die Krisen unserer Zeit sind auch unsere Krisen im Kloster.“ Er führte als Beispiel die Aufnahme von Flüchtlingen im Kloster Münsterschwarzach an. „Die Flüchtlinge standen plötzlich vor der Tür und es war klar, dass wir schnell und unkompliziert handeln müssen.“ Zugleich sei im Kloster eine neue Energie und Lebendigkeit zu spüren gewesen. Es sei eine Aufbruchsstimmung zu spüren, zugleich aber auch große Verunsicherung. Er verglich das Kloster mit einem Schiff auf hoher See, das im Sturm der Gegenwart bestehen müsse. „Es geht darum, dem Heiligen Geist zu vertrauen, ohne die genaue Route zu kennen. Aber wir wissen, wir werden ankommen.“

Das Charisma der Gemeinschaft stellte Augustinerpater Peter Reinl in den Mittelpunkt. Gemeinschaft bedeute, um die Würde des einzelnen Menschen zu wissen und zu wissen, was er oder sie brauche. „Das ist auch in Zeiten abnehmender Ordensberufungen problemlos zu leben.“ Bei der Frage, wozu gerade die Augustiner in Würzburg gebraucht werden, sei man auf die Bereiche Trauer und Trauerarbeit gekommen. Auch beim Umbau der Augustinerkirche habe man das Ideal der Gemeinschaft im Blick gehabt. „Wir haben versucht, den Gedanken der Statusgleichheit zu verwirklichen. Es ging uns darum, die Grenzen zwischen Klerus und Laien aufzuheben“, erklärte Reinl. „Es wird nie darauf ankommen, wie viele da sind. Wir können unser Charisma nur leben, wenn wir an den Menschen dranbleiben.“

Schwester Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, knüpfte an den offiziellen Namen ihrer Gemeinschaft an: Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu. „Am Umgang mit den Schwächsten der Gesellschaft zeigt sich zu allen Zeiten das humane Potenzial des Christentums. Wir treten ein für das verwundbare Leben.“ Es sollte zu denken geben, wenn Überlegungen salonfähig würden, zur Sicherung der Grenzen notfalls Waffengewalt zu gebrauchen, mahnte sie. Sie erinnerte auch an den Brief von 45 Vertretern bayerischer Ordensgemeinschaften und Kongregationen an Ministerpräsident Horst Seehofer im vergangenen Jahr, in dem ein menschenfreundliches Engagement der Politik für Flüchtlinge gefordert wurde. „Ordensleben hat Zukunft, wenn es wieder stärker prophetische Rede und zeichenhaftes Handeln zum Vorschein bringt. Wir können und sollen als Ordensleute heute unsere Meinung sagen.“

„Ein Leben des Gebets und der Gastfreundschaft“, so beschrieb Pater Alberto Onofri von der Franziskanischen Gemeinschaft von Betanien in Aschaffenburg das Charisma seiner Gemeinschaft. „Wir sind auf einer spirituellen Suche, aber auf praktische Weise.“ Er beschrieb, wie die Gemeinschaft Gastfreundschaft lebe und sie allen anbiete, die sich dafür interessierten. „Alle, die sich interessieren, dürfen teilnehmen“, erzählte er. Dazu gehöre die Teilnahme an den Gebetszeiten, aber auch die Mithilfe in Haus und Garten. Angesprochen seien alle, die sich vom hektischen Alltagsleben zurückziehen wollen. Unter den Gästen befänden sich Priester und Ordensleute, Menschen auf der Suche nach ihrer Berufung, aber auch Jugendliche ohne Orientierung.

sti (POW)

(0616/0159; E-Mail voraus)

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