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„Wir können viel bewegen“

Mit religiöser Bildung stärkt Schwester Martina Thabah in Nordostindien Kirche und Gesellschaft – Ordensfrau informiert auf Einladung von Missio München über ihre Arbeit

Würzburg/Shillong (POW) „Mein Traum ist es, dass das Wort Gottes möglichst viele Menschen zum Handeln befähigt“, sagt Schwester Martina Thabah (54), Mitglied der „Missionary Sisters Of Mary Help Of Christians“. Ihr Ziel: eine harmonische Gesellschaft der Gerechtigkeit und Liebe zu bauen, die dauerhafte Früchte trägt. Tag für Tag setzt sie sich in ihrer nordostindischen Heimat dafür ein. Als „Graswurzelarbeit“ bezeichnet sie ihr Engagement. Seit 2007 wirkt sie beim Aufbau und der Begleitung so genannter „Kleiner Christlicher Gemeinschaften“ in den Bundesstaaten Assam, Arunachal Pradesh, Nagaland, Manipur, Mizoram, Tripura und Meghalaya mit. Auf Einladung von Missio München bereist die Ordensfrau zum Monat der Weltmission derzeit unter anderem das Bistum Würzburg, um von ihrer Arbeit zu erzählen.

Immer zwei Schwestern der Gemeinschaft besuchen die Orte beispielsweise im zu mehr als 75 Prozent katholischen Bundesstaat Meghalaya, wo auch Thabahs Heimaterzdiözese Shillong liegt. „Der Weg durch Flüsse, über Berge und durch Täler ist oft schon ein Abenteuer für sich. Aber wir tun letztlich genau das, wozu Papst Franziskus aufruft: Wir sind nahe bei den Menschen.“ Es sei ganz selbstverständlich, dass die Ordensfrauen dann mit den Menschen den Tagesablauf, das einfache Essen und die schlichte Unterkunft teilten. „Nur so entsteht Kontakt und Vertrauen.“ Hausbesuche, Gebete und tätige Hilfe für die Kranken, Schwachen und Benachteiligten gehörten ebenso zum Evangelisierungsprogramm wie gemeinsames Gebet, Katechesen oder Einkehrtage.

Thabahs persönlicher Schwerpunkt der Arbeit ist es, junge Gläubige zum ehrenamtlichen Engagement zu befähigen. Dafür erwarb sie neben dem Diplom in Katechese auch eines in Evangelisierung und absolvierte in Italien den Kurs „Dei Verbum“. Außerdem ließ sie sich in der Theologie für Kleine Christliche Gemeinschaften ausbilden. In insgesamt 15 Diözesen im östlichsten Teil Indiens ist sie seither unterwegs, um Laien für den Einsatz in Kirche und Gesellschaft zu befähigen. „Wir brauchen eine gesellschaftliche Veränderung, um die sozialen Missstände zu beseitigen.“

Neben einer ausführlichen Beschäftigung mit Gottes Wort gehöre es auch zu den Kursen, dass die jungen Menschen lernen, wie wichtig ihr Vorbild für das nahe und ferne Umfeld ist. „Korruption ist eines der Themen, die ich dabei ganz bewusst anspreche. Und auch, dass Führen vor allem durch Dienen geschieht, nicht durch Bedient-Werden.“ Am Ende jedes Kurses gebe es eine Aussendungsfeier, bei der jeder Teilnehmer ein Kreuz zum Umhängen erhalte. „Unser Herr Jesus Christus ist Trost und Ansporn zugleich.“ Als Folge engagierten sich immer mehr Laien in der Gegend, sowohl in den Kommunen als auch in den Pfarreien. Es gebe Hauskirchen und Bibelkreise. „Früher bekamen wir oft zu hören: Die Priester müssen die Bibel lesen und für uns auslegen. Jetzt lesen sie selbst Gottes Wort und lassen sich davon für ihr Leben inspirieren, auch aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil heraus, das betont, dass wir alle durch die Taufe gleich sind.“ Dieses Konzept mache vielen, insbesondere konservativen Klerikern Angst. „Priester, Bischöfe und Ordensleute, die ebenfalls einen dieser Kurse besucht haben, brennen aber seither für das partizipative Konzept von Kirche.“

Für die Ordensfrau ist klar, dass Gottes Reich sich am besten verwirklichen lässt, wenn alle gemeinsam daran bauen. „Wir können viel bewegen, wenn jeder anfängt, sich selbst zu verändern, dann in der Familie und schließlich auch einmal schaut, wer sein Nächster ist, der Hilfe braucht.“ Auch in Indien drohe, vor allem in den großen Städten, durch eine zunehmende Individualisierung viel vom Zusammenhalt zu zerbröseln.

Auch und gerade auf dem Land gebe es Herausforderungen, wenngleich dort traditionell und aus christlicher Nächstenliebe heraus niemand von der Gemeinschaft so im Stich gelassen werde, dass er seinen Lebensunterhalt als Bettler bestreiten müsse. „Für uns ist jeder Mensch ein Abbild Gottes.“ Wirtschaftlich sei die Lage schwierig geworden. Viele Menschen machten sich Sorgen um ihre Zukunft. „Die traditionelle Landwirtschaft mit Reis- und Kartoffelanbau, die wenig technisiert betrieben wird, lohnt sich kaum noch, seit Großkonzerne die Preise unter die Produktionskosten zu drücken versuchen“, schildert Thabah. Viele flüchteten sich angesichts der Perspektivlosigkeit in Drogen und Alkohol. Frauen und sogar junge Mädchen würden Opfer von Menschenhandel.

„Ich bin sehr dankbar für die finanzielle Unterstützung unserer Evangelisationsarbeit aus Deutschland“, betont die indische Schwester. Derzeit träume sie von einem Haus für die Evangelisierung der Laien. Dort könnte weltliche und religiöse Bildung zu einer Einheit zusammenfließen, indem die Teilnehmerinnen neben der theologischen Bildung auch einen Beruf, beispielsweise eine Ausbildung im Schneiderhandwerk oder im Hotelmanagement, erlernen und so auch eine berufliche Perspektive erhalten. Derzeit sei es für ihre Arbeit schon schwierig, die anfallenden Kosten für Fahrten und die Tagungshäuser zu decken. „Wenn Du für Gottes Reich arbeitest, kommt das notwendige Geld schon“, sagt Thabah mit einem entwaffnenden Lächeln.

Spendenkonto: Missio München, IBAN DE96 7509 0300 0800 0800 04, BIC GENODEF1M05, Stichwort „190112 Sr. Martina“. Nähere Informationen im Internet unter missio.com.

mh (POW)

(4219/1115; E-Mail voraus)

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