Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Im Gespräch

„Wir schenken uns Aufmerksamkeit“

Die Würzburger Ritaschwestern genießen in der Vorbereitung auf Weihnachten vor allem die Stille — Ein Gespräch über Strohsterne, Gebetswichtel und den heiligen Josef

Würzburg (POW) Schwester Rita-Maria Käß, Generaloberin von 60 Ritaschwestern, und ihre Stellvertreterin Vikarin Schwester Angela Zehe erzählen, was ihnen der Advent bedeutet, wie sie Weihnachten feiern und welches Lied sie durch die Adventszeit begleitet.

POW: Weihnachten steht vor der Tür. Wie bereiten Sie sich im Kloster darauf vor?

Vikarin Schwester Angela Zehe: Der Advent ist für uns eine wichtige Vorbereitungszeit. Durch stille Zeiten und das Thema, das sich die Schwestern selbst ausgesucht haben, lassen wir uns durch den Advent führen. In diesem Jahr haben die Schwestern die Person des heiligen Josefs als den Hörenden gewählt.

Generaloberin Schwester Rita-Maria Käß: Der heilige Josef, der sich öffnet für Gott und lauscht. Es gibt jedes Jahr ein anderes Thema oder eine andere Adventsgestalt. Wir hatten schon Maria, die auch eine große Hörende und Empfangende war. Manchmal ist es auch einfach dieses „Still sein“. Wie können wir in dieser lauten Welt im Advent Stille leben? Wenn wir nicht bewusst Ruhe suchen und still sind, jede Einzelne und auch wir als Gemeinschaft, dann rauscht der Advent vorbei, das ist auch im Kloster so.

POW: Was macht diese stille Zeit mit Ihnen?

Zehe: Letztendlich verwandelt sie einen. Der Schwerpunkt wird anders gesetzt. Es ist ja eine innere Ausrichtung in der stillen Zeit. Ich finde da auch eher wieder zu meiner inneren Quelle. Eine stille Zeit ist für mich zum Beispiel, am Fluss zu laufen und mit Gott unterwegs zu sein. Das ist ein äußerer und innerer Weg.

POW: Und wie äußert sich das „Still sein“ in Ihrem Tagesablauf?

Zehe: Vor dem Frühstück, am Abend und in der Nacht ist das klösterliche Schweigen. Das ist eine ganz lange Tradition und wir haben im Advent, ähnlich wie auch in der Fastenzeit, bei Tisch eine Zeit, in der wir schweigen.

Käß: Wir schweigen, während wir die Suppe essen. Da kommen wir um 12 Uhr vom Gottesdienst und das ist eine Zeit, in der man nochmal seinen eigenen Gedanken nachhängen kann. Danach reden wir miteinander. Unser Adventsthema führen wir übrigens immer am Tag der Stille ein, das ist der Samstag vor dem ersten Advent. An diesem Tag ziehen wir auch Gebetswichtel. Das heißt, wir geben alle Namen der Schwestern in ein Körbchen, dann beten wir und jede zieht eine Schwester, die sie im Advent mit ihrem Gebet oder ihrem Wohlwollen besonders begleitet.

POW: Das bedeutet, Sie schenken sich nichts Materielles, sondern das Gebet zu Weihnachten?

Zehe: Wir schenken uns Aufmerksamkeit. Dass ich eine Schwester zum Beispiel im Gebet begleite, dass ich sie immer wieder an das Herz Gottes lege. Und das ist eben konzentriert auf eine Mitschwester, die ich gezogen habe.

Käß: Man hat eine Mitschwester besonders im Blick. Wenn es eine ältere Mitschwester ist, kann ich sie ja zum Beispiel mal besuchen oder ihr Hilfe anbieten, aber ohne, dass sie es weiß. Wir werden es eventuell an Heiligabend auflösen, wer wen begleitet hat. Zu den Geschenken gehört auch, dass wir einander Zeit schenken. Auch an den Feiertagen, dass wir in Ruhe ein schönes Essen genießen und die Gebetszeiten miteinander schön gestalten. Außerdem bekommt jede Schwester eine große Tüte selbst gebackener Plätzchen.

Zehe: Wir sind ja Beschenkte. Wir beschenken uns gegenseitig, aber es ist ja gerade an Weihnachten auch das große Geschenk, dass Jesus seine Menschenfreundlichkeit zeigt.

Käß: Ich denke das Geheimnis, dass Jesus Mensch geworden ist und in uns Mensch werden will  heute, jetzt und vor allem an Weihnachten , damit sind wir reich beschenkt.

POW: Wie gestalten Sie das Weihnachtsfest?

Käß: Wir freuen uns, dass die Familien aus der Pfarrei in unserem Hof um 17 Uhr ihre Kindermette machen. Wir schmücken dafür den Hof mit Lichtern und einige Schwestern nehmen an der Mette teil. Unsere Aufgabe ist es ja, Familien zu unterstützen. Die Schwestern, die nicht mehr dazukommen können, beten still in der Kapelle und fühlen sich mit den Familien verbunden. Danach haben wir ein schönes Essen und trinken noch ein Glas Glühwein. Um 19.30 Uhr feiern wir anschließend die Christmette. Zu unserem Gottesdienst können auch Menschen aus der Pfarrei dazukommen. Im kleinen Kreis kann man dann noch ein Glas Wein trinken oder einen Sekt. Oder man kann nach der Mette persönlich in die Nacht rausgehen. Die Heilige Nacht ist ja auch etwas sehr Eindrückliches.

Zehe: Die Zeit der Christmette ist angepasst an unsere Seniorinnen. Es ist jedem selbst überlassen, ob man sich nach der Christmette mit einer Mitschwester noch im Wohnzimmer trifft oder nochmal an die Krippe in der stillen Kapelle geht. Da ist dann Raum für eine individuelle Gestaltung.

POW: Sie haben vorhin angesprochen, dass Sie sich besonders um Familien kümmern. Wie ist es denn an den Weihnachtstagen mit Ihren eigenen Familien? Bekommen Sie Besuch?

Zehe: In der Zeit zwischen den Jahren finden hauptsächlich Besuche statt. Ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag bekommen Schwestern, die noch Angehörige haben, Besuch. Ich persönlich fahre zu meinen zwei jüngeren Geschwistern.

POW: Schmücken Sie Ihren Christbaum eigentlich selbst?

Käß: Zwei Schwestern schmücken den immer, und Schwester Agnesia macht das ganze Jahr über Strohsterne. Sie hat dieses Jahr dem Dompfarrer wieder 100 Sterne für den Dom übergeben.

POW: Verzieren Sie alle Bäume im Kloster ausschließlich mit Strohsternen?

Käß: Das überlegen sich die Schwestern jedes Jahr neu. Und das Persönliche kann man sich ja auch schön machen: Ich habe im Zimmer einen großen Zweig, an den hänge ich, was ich im Laufe der Jahre geschenkt bekommen habe. Ich überlege auch jedes Jahr aufs Neue, welches meiner zwei Jesuskinder ich in meine Krippe lege.

POW: Wie unterscheidet sich das Weihnachtsfest im Kloster zu Weihnachten als Kind?

Zehe: Die Christmette war bei uns im Dorf echt noch ziemlich spät. Fast Mitternacht. An Heiligabend gab es ein eher einfaches Essen. Wir kamen ins Wohnzimmer mit Klingeln und Glöckchen und dann war der Baum geschmückt. Das war etwas Besonderes, da war die Atmosphäre positiv aufgeladen. Wir haben auch die Weihnachtsgeschichte gehört und Lieder gesungen, aber als Kind war es natürlich wichtig, Geschenke auszupacken und zu gucken, was die anderen Geschwister bekommen haben.

Käß: Als Kind war alles sehr spannend. Das war ein tiefes Familienerlebnis. Meine Mutter konnte das sehr schön gestalten. Ich denke, Weihnachten in Gemeinschaft zu feiern, egal ob in der Familie oder hier, ist schon etwas Prägendes.

POW: Wie verbringen Sie heutzutage für sich den Heiligabend?

Zehe: Es könnte sein, dass ich beim Wein dabei bin. Je nachdem, was in der Adventszeit los ist, kann es auch sein, dass ich sage „Ich geh nochmal raus, geht jemand mit?“, dass ich mich nochmal allein in die Kapelle setze oder mich an eine Krippe in meinem Wohnbereich setze.

Käß: Man ist da nicht so festgelegt. Den Gottesdienst in einer kleinen Runde ausklingen zu lassen ist für mich schön, oder nochmal kurz in die Nacht hinauszugehen und zu lauschen.

POW: Haben Sie in der Advents- und Weihnachtszeit ein bestimmtes Ritual, das Ihnen besonders gut gefällt?

Zehe: Unterwegs sein ist für mich das Stichwort. Ich stelle in meinem Wohnbereich gerne einen Adventsweg. Jede Woche kommt auf diesem Weg etwas anderes dazu, das den Advent von dem Dunklen ins Licht prägt, und der Zielpunkt ist die Krippe. Wie sich die Begegnung mit dem Menschgewordenen in dieser Nacht gestaltet, das kann ich nicht vorhersagen, aber ich kann mich für diese Begegnung vorbereiten, um mich von dem Menschgewordenen wieder berühren zu lassen, und das ist in gestalteten Wegen oder in Ritualen nochmal leichter.

Käß: Ich stelle auch gerne eine leere Schale auf, die sagt: „Ich warte.“ Gott ist immer da und trotzdem ist es jedes Mal neu, ihn zu erwarten, das ist ja auch diese Spannung. Durch ein Symbol ist das einfach augenfälliger.

POW: Die Zeit des Wartens auf Weihnachten ist auch geprägt von Ohrwürmern. Haben Sie ein Lieblingsweihnachtslied?

Zehe: „Adeste fideles“, das habe ich von meiner Mutter. Ansonsten „Maria durch ein Dornwald ging“ und „Komm du Heiland aller Welt“ vom heiligen Ambrosius (Bischof von Mailand).

Käß: Ich singe am liebsten „Ich steh an deiner Krippe hier“.

Das Interview führte Vincent Poschenrieder (POW)

(5122/1408; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen:Fotos abrufbar im Internet