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„Wir sind alle Geschwister!“

Ökumenisches Gebet in der Marienkapelle erinnert an die auf der Flucht gestorbenen Menschen

Würzburg (POW) Wenn das Leid von Menschen auf Gleichgültigkeit trifft, verwandelt sich das Leben in den Tod. Darauf hat Domvikar Dr. Matthias Leineweber, Sprecher der Gemeinschaft Sant’Egidio, beim ökumenischen Gedenken an auf der Flucht gestorbene Menschen am Freitagabend, 4. Juli, in der Würzburger Marienkapelle erinnert. Das Gebet unter der Überschrift „Sterben auf dem Weg der Hoffnung“ fand anlässlich des Weltflüchtlingstags statt. Die Namen und beispielhafte Geschichten von den Verstorbenen wurden vor Gott gebracht. Pfarrer Leineweber, stellvertretender Dekan des Dekanats Würzburg, und Pfarrerin Tanja Vincent von der evangelisch-lutherischen Kirche Würzburg standen dem Gebet vor. Beteiligt waren auch der Diözesan-Caritasverband Würzburg, die Diakonie Würzburg und syrisch-orthodoxe Gläubige von der Ostkirchlichen Bruderschaft Würzburg.

Erinnert wurde zum Beispiel an Sufyan, Qusnain, Muhammad und Sajjad aus Pakistan, die am 15. Januar dieses Jahres vor der Küste Marokkos ertrunken sind, als sie versuchten, die Kanarischen Inseln zu erreichen. Sie gehören damit zu den über 72.000 Menschen, die seit 1990 bei dem Versuch, Europa zu erreichen, ums Leben gekommen sind oder vermisst werden. Der Großteil davon, mehr als 46.000 Personen, kam seit 2015 ums Leben. „Vergangenes Jahr waren weltweit 123 Millionen Menschen auf der Flucht“, sagte Pfarrerin Vincent zu Beginn der Feier. Alle diese Personen flüchteten, „weil sie dort, wo sie Zuhause sind, keine Zukunft mehr für sich sehen“.

In seiner Predigt erinnerte Leineweber eindringlich an das Schicksal geflüchteter Menschen, die auf der Suche nach Hoffnung ihr Leben verloren haben. Er verwies auf das Gleichnis vom Weltgericht im Matthäusevangelium. Darin sagt Jesus: „Ich war hungrig, und ihr habt mir nicht zu essen gegeben; ich war fremd, und ihr habt mich nicht aufgenommen.“ Sowohl die Gerechten als auch die Ungerechten seien überrascht – sie hätten den leidenden Christus nicht erkannt. „Sie haben im Mitmenschen keinen Bruder, keine Schwester erkannt“, sagte Leineweber. Die gleichgültige Frage des Kain, „Bin ich der Hüter meines Bruders?“, ziehe sich durch die Menschheitsgeschichte – auch heute.

Domvikar Leineweber erinnerte an die vielen Flüchtlinge, die auf dem Mittelmeer, der Balkanroute oder in anderen Regionen gestorben sind: „Sie sind Ikonen unserer Zeit – Gesichter, Augen, ausgestreckte Hände in der Not.“ Es seien Menschen gewesen, „die durch das Fenster eines behelfsmäßigen Bootes vielleicht ein Stück Land gesehen haben und gedacht haben: Es gibt auch Leben für uns!“ Stattdessen seien sie im Meer ertrunken.


Leineweber rief dazu auf, das Leid der anderen nicht als fremdes Problem zu betrachten: „Je mehr sich die Denkweise verbreitet, dass wir nur an uns denken dürfen, umso mehr erfahren wir den Tod.“ Dagegen gelte es, die „Logik Jesu“ zu verinnerlichen: „Denn ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen.“ Leineweber zitierte mehrfach Papst Franziskus, der 2013 seine erste Reise nach Lampedusa unternommen hatte – „ein Stück Europa zwischen Afrika und Italien“. Franziskus habe an das Gewissen Europas appelliert, eine „Kultur der Gastfreundschaft“ zu schaffen. Und er habe appelliert: „Fratelli tutti – wir sind alle Geschwister!“ Zum Schluss rief der der Domvikar zum Gebet auf – nicht nur für die Toten, sondern auch für alle, „deren Gewissen einzuschlafen droht“. Alles beginne mit dem Herzen und dem Blick, sagte Leineweber: „Wir hätten auch woanders leben können. Aber die Vorsehung hat es so gewollt, das Leben hat uns bewahrt.“ 

mh (POW)

(2825/0706; E-Mail voraus)
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