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„Wir überspringen heute Abend Mauern“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Eröffnung der Kiliani-Wallfahrtswoche 2012 am Samstag, 7. Juli, im Neumünster in Würzburg

Es ist wieder soweit, liebe Schwestern und Brüder, mit dem heutigen Abend beginnt die Festwoche zum Gedenken an unsere Frankenapostel.

Das Jahresleitthema für unser Bistum Würzburg galt erst recht für sie: Mit meinem Gott überspringe ich Mauern!

Sie sind im siebten Jahrhundert von ihrer Insel auf das Festland gereist – wahrlich ein mutiges Unterfangen!

Sie haben Familie, Freunde und Heimat verlassen – wahrlich ein heroischer Schritt!

Sie haben die eigenen Interessen zurückgestellt und ihr ganzes Leben dem missionarischen Auftrag untergeordnet.

Sie haben persönliches Wohlergehen aufgeopfert und im Vertrauen auf Gottes Liebe alles gewagt.

Sie haben schließlich ihr Leben für das Leben der ihnen Anvertrauten hingegeben.

Man darf nicht – wie so oft auch in jüngster Zeit geschehen – aus heutiger Sicht historisch nicht einwandfrei belegbare Überlieferungen einfach in das Reich der Sagen und Legenden abtun. Der Schriftsteller Georges Bernanos sagte treffend: „Legenden geben abgründige Wirklichkeiten gleichnishaft wider.“ Unsere Quelle für das christliche Franken sind das Grab von Sankt Kilian, Sankt Kolonat und Sankt Totnan, der Ort, wo ihre Gebeine auf den Glauben an die Auferstehung verweisen.

Sie haben in Irland das Ewige wirksam werden lassen in ihrem Inneren. Sie haben das Ewige als formgebende Kraft erlebt und bezeugt. Sie haben so mit Gott die Mauern ihres engen Lebensumfeldes überwunden.

Die Entstehung der passio minor – der ältesten Überlieferung der Frankenapostel ist zwischen 768 und dem Ende des achten Jahrhunderts anzusetzen – also relativ früh nach dem Tod unserer Martyrer. Aus ihr entnehmen wir im zweiten Kapitel den Grund für die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellenden Entscheidung, als Missionare aufzubrechen: Auf Sankt Kilian hin gesprochen heißt es dort:

„Nun begab es sich aber, dass eines Tages an ihn durch das Evangelium gleichsam als der Stimme des Herrn eine Mahnung erging, durch die Stelle: ‚Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.’ (Lk 9,23) Der hochselige Mann, total im Herzen und im Geist davon ergriffen, erwog diese Worte. Er sammelte seine Gefährten und Schüler um sich, nämlich die Presbyter Colonat, Gallo und Arnuval, sowie Diakon Totnan, denen sich noch andere anschlossen, und begann sie zu überzeugen, das Eigentum zu verachten und gemäß dem Evangelium des Herrn Vaterland und Eltern zu verlassen und ohne alles Christus nachzufolgen.“

Schon im Martyrologium zwischen 781 und 783 wird das Fest des heiligen Kilian am 8. Juli erwähnt. Selbst Karl der Große war am Sankt-Kilians-Tag des Jahres 788 in Würzburg und hat auch an der Übertragung der Reliquien teilgenommen.

Auch wir überspringen heute Abend Mauern, indem wir uns zur Teilnahme an dieser Reliquienprozession entschieden haben. Unser öffentliches Bekenntnis und der damit sichtbare Verweis auf die Wurzeln unseres Glaubens im Frankenland hilft vielleicht auch anderen, sich neu dieses großen Geschenkes bewusst zu werden und mit und in dem Glauben, Mauern unseres Lebens zu überwinden.

Amen.