Würzburg (POW) Die Freiheit der Person und gemeinschaftlicher Zusammenhalt sind kein Widerspruch. Das hat Weihbischof Paul Reder am Sonntag, 1. Juni, bei der Pontifikalmesse zum Mozartfest im Würzburger Kiliansdom hervorgehoben. Dafür seien ein Chor oder ein Orchester beredtes Beispiel. „Nur weil und wenn alle bereit sind, der musikalisch vorgegebenen Ordnung zu folgen, also der musikalischen Idee einer Komposition Ausdruck zu verleihen, durch Übereinstimmung in Melodik, Rhythmik, Harmonik, Dynamik und so weiter, wird die musikalische Idee zu einer hörbaren Erfahrung.“ Wohl kein Mitglied von Chor oder Orchester würde ernsthaft behaupten, es sei durch diesen Zusammenklang im Grundrecht seiner Freiheit eingeschränkt.
Wenn Jesus im Tagesevangelium die Einheit ans Herz lege, so falle auf, dass er ihnen das nicht direkt sage, als Mahnung, Warnung oder Motivation. „Er betet um die Einheit.“ Die Einheit, von der Jesus spreche, basiere nicht auf Zwang, sondern auf Freiheit. „Ohne Freiheit gibt es keine Liebe“, betonte der Weihbischof. Recht verstanden, sei diese Freiheit des Einzelnen die Grundlage jeder Gemeinschaft. „Ganz gleich ob Ehe oder Familie, Verein oder Kirchengemeinde: Einheit kann nur dort bewahrt und gefördert werden, wo die Freiheit ein wesentliches Element für den Zusammenhalt ist.“ Es gebe auch andere bindende Elemente wie gemeinsame Interessen oder Projekte. „Doch die sind eben wandelbar. Wir erleben das alle gerade im Blick auf unser europäisches Haus. Was hält uns eigentlich zusammen, wenn wir nicht nur eine Wohlstandsgemeinschaft sind?“
Für alle Formen von Gemeinschaft braucht es nach den Worten von Weihbischof Reder eine miteinander geteilte Ausrichtung auf ein gemeinsames Gut. „Diese Ausrichtung lässt sich nicht sehen, aber vernehmen. Sie ist etwas Geistiges.“ Das Wort Teamgeist sei eine moderne, aber sehr brauchbare Formulierung für jene Kraft, die Jesus von seinem Vater auch für die Kirche erbittet. „Die Kirche als Gemeinschaftsform soll ─ von der Weltkirche angefangen bis zur Familie als Hauskirche ─ diese gemeinsame Ausrichtung auf Gott als höchstes Gut durch ihren Teamgeist bezeugen.“ Dieser Geist, den die Kirche von Gott her empfange, führe zur Einheit, bewahre die Einheit und fördere sie. „Das Beispiel des Stephanus aus der Apostelgeschichte führt uns das lebendig vor Augen.“ Aus Saulus, dem jungen Mann, zu dessen Füßen die Mörder ihre Kleider zum Zeugnis ablegen, werde Paulus, einer der wirkmächtigsten Verkünder des neuen Glaubens.
Es sei dieser Geist, der auch dafür sorge, dass die Kirche ihren Blick auch immer wieder über sich selbst hinaus richte, hin auf ein Ziel, das sie nicht selbst machen und erreichen könne. „Darum gilt einer der Schlusssätze aus der Offenbarung des Johannes dem Anfang und Ende, dem Alpha und Omega, Jesus, mit der Bitte: ‚Komm, Herr Jesus.‘“
Am Geist der Einheit werde sichtbar, dass Jesus in den Menschen lebe und mit seiner Liebe wirke. Dann werde die Gemeinschaft zu einem Raum, „die persönliche Freiheit einzubringen und sich durch die gottgegebenen Möglichkeiten mit anderen verbunden zu wissen in der Ausrichtung auf ein gemeinsames Gut: Größe und Schönheit, Heiligkeit und Wahrheit Gottes schon jetzt anfänglich erfahrbar werden zu lassen“.
Der Gottesdienst wurde bundesweit auf Bibel TV ausgestrahlt sowie auf TV Mainfranken und dem YouTube-Kanal des Bistums Würzburg übertragen. Für die musikalische Begleitung sorgten der Würzburger Domchor, Solistinnen und Solisten sowie die Camerata Würzburg unter der Leitung von Domkantor Julian Beutmiller und Domorganist Professor Stefan Schmidt mit Werken von Michael Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Charles-Marie Widor.
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mh (POW)
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