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Wo Kilian zur Schule ging

Das Kloster von Clonmacnoise war einst bedeutendstes kulturelles und kirchliches Zentrum Irlands – Ein irisches Hochkreuz auch in Würzburg

Clonmacnoise/Würzburg (POW) Zwei weithin sichtbare Rundtürme, eine Handvoll Kirchenruinen auf sanft aufsteigenden Wiesenhügeln und imposante Hochkreuze: So präsentiert sich Clonmacnoise heute. Vor mehr als 1000 Jahren war die heutige Klosterruine das bedeutendste geistliche und kulturelle Zentrum Irlands. Der Überlieferung nach erhielt der heilige Kilian dort seine Ausbildung, ehe er im siebten Jahrhundert Richtung Franken aufbrach. Die Pilger aus Würzburg feierten am Dienstag, 9. Juni, dort die heilige Messe in einem Pavillon, der 1979 für einen Besuch von Papst Johannes Paul II. errichtet worden war.

Der heilige Ciarán gründete das Kloster um 548 an der Kreuzungsstelle zweier zentraler Wege durch die Grüne Insel: dem von Nord nach Süd verlaufenden Fluss Shannon und dem von Ost nach West durch die Moorlandschaft verlaufenden Bergkamm Esker Riada. Aus der einfachen kleinen Holzkirche und den Hütten der ersten Mönche erwuchs eine beeindruckende Klosteranlage, die als Bastion irischer Religiosität, Literatur und Kunst galt. Sie gilt als der Prototyp keltischer Klöster. Die rund ein Dutzend Kirchen waren auf dem gesamten Gelände verteilt. Dazwischen befanden sich Holzhütten, die als Werkstätten, Skriptorien, Ess- und Schlafräume, Schulen und Spitäler sowie als Wohnungen für die Laien dienten.

Zwischen dem siebten und zwölften Jahrhundert kamen Mönche aus ganz Europa hierher, um zu beten und zu studieren. Bis zu 3000 Menschen lebten zur Zeit der höchsten Blüte in und um das Kloster. In den Schreibsälen wurden kostbare Bibelhandschriften gefertigt, Gold- und Silberschmiede schufen hier Kunstwerke von bis heute einmaliger Detailliebe und Kunstfertigkeit.

Die exponierte Lage und gute Erreichbarkeit waren dafür verantwortlich, dass das Kloster wiederholt Opfer von Raubzügen wurde. Zwischen 834 und 1204 wurde das Kloster sechsmal Opfer von Überfällen der Wikinger und Normannen. Dennoch, oder vielleicht auch deswegen, entstanden in dieser Zeit einige der bedeutendsten Kunstwerke. Das „Cross of the Scriptures“ aus dem neunten Jahrhundert gilt als eines der berühmtesten irischen Hochkreuze. Es thematisiert mit Szenen von Leiden, Tod und Auferstehung mehrheitlich zentrale Szenen aus dem Evangelium.

Im Freien finden sich heute von diesem und zwei anderen Hochkreuzen lediglich Kopien, die Originale wurden nach aufwendiger Renovierung in angrenzenden Museumsräumen aufgestellt. Für Unterfranken, die gerne einen Blick auf ein irisches Hochkreuz werfen möchten, folgender Tipp: Zur 1300‑Jahr-Feier des Martyriums der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan im Jahr 1989 schenkte der damalige irische Ministerpräsident dem Bistum Würzburg ein aufwendiges Exemplar. Es kann auf dem Gelände des Kilianeums-Haus der Jugend gleich links nach dem Eingangstor besichtigt werden. Dass die Kopie des „Cross of the Scriptures“ auf dem Gelände von Clonmacnoise, obwohl ähnlich jung, deutlich älter wirkt, ist einem simplen Trick der findigen Kopisten zu verdanken: Sie bestrichen die Sandsteinoberfläche mit Naturjoghurt und beschleunigten so den Bewuchs mit Pilzen und Flechten.

Das Kloster von Clonmacnoise, das neben den Überfällen auch 26 große Brände überstanden hatte, wurde 1552 ausgelöscht. Eine englische Garnison aus der nahen Stadt Athlone wütete so gründlich, dass praktisch kein Gebäude mehr stehen blieb. Zu den wenigen Kunstschätzen, die erhalten blieben, zählt der Bischofsstab der Äbte von Clonmacnoise. Er ist heute im irischen Nationalmuseum in Dublin ausgestellt.

Aus Irland berichtet Markus Hauck (POW)

(2515/0580; E-Mail voraus)

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