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Wo Schiffe Weihnachten ankündigen

Christen der griechisch-orthodoxen Gemeinde in Würzburg feiern Weihnachten von der Geburt bis zur Taufe Christi – Zur Vorbereitung auf das Fest fasten die Gläubigen – Im Januar segnet der Pfarrer die Häuser

Würzburg (POW) Seit fünf Jahren ist Martinos Petzolt Pfarrer der griechisch-orthodoxen Gemeinde in Unterfranken. Von Crailsheim bis Fulda und von Schweinfurt bis Aschaffenburg ist er für rund 5000 Griechen zuständig. Das bedeutet für Petzolt vor allem in der Weihnachtszeit viel Planung, um möglichst viele Gemeindemitglieder anzutreffen und gemeinsam die Gottesdienste zu feiern.

Eine Adventszeit gebe es in der griechisch-orthodoxen Kirche nicht, sagt Petzolt. „Stattdessen beginnt bei uns am 15. November die 40-tägige Philippus-Fastenzeit.“ In dieser Zeit werde vegan gegessen, also auf Fleisch, Milch, Eier, Käse oder Butter verzichtet. Lediglich Fisch sei seit knapp 100 Jahren als kleine Stärkung erlaubt. Das Fasten sei die Vorbereitung und diene der Reinigung auf das große Fest. „An Weihnachten sind wir nüchtern und der Körper ist leer. So erst wird der Mensch würdig, die große Gnade der Kommunion zu empfangen“, erklärt Petzolt.

In den 1920er Jahren habe die griechisch-orthodoxe Kirche entschieden, die weihnachtlichen Feiertage an den gregorianischen Kalender anzupassen. So feiert auch Petzolts Gemeinde Heiligabend am 24. und Weihnachten am 25. und 26. Dezember. Die Weihnachts-Vigil am 24. Dezember sei besonders schön ausgestaltet. „Es gibt wunderschöne Hymnen und dazu Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament rund um das Weihnachtsgeschehen. So können wir uns auf die eigentliche Weih-NACHT einstimmen.“ Petzolt feiert die Vigil an Heiligabend in Künzelsau. Mit rund 1000 Gläubigen stellt Künzelsau die größte griechisch-orthodoxe Gemeinde in Unterfranken dar. In Würzburg feiert der Pfarrer die Vigil bereits am Vormittag, am 25. Dezember in Aschaffenburg und am 26. Dezember in Schweinfurt.

„Die Weihnachtszeit ist für uns schön, weil sie zehn Tage dauert“, sagt Petzolt. Egal, wo die Menschen leben oder arbeiten, an Weihnachten würden alle zur Familie zurückkehren, um gemeinsam das Fest zu feiern. In Anspielung auf die Schiffernation Griechenland komme im klassischen Brauchtum deshalb dem Schiff eine große Bedeutung zu. An Weihnachten kommen die Seeleute seit jeher nach Hause zu ihren Familien, weshalb die Griechen ihre Fenster und Wohnungen mit Schiffen dekorieren. „Das Schiff ist das Symbol dafür, dass man gemeinsam das Jahr beendet.“

Wenn man in der Weihnachtszeit ein Haus besucht, „dann bringt man unbedingt Gebäck mit“. Das Weihnachtsgebäck schlechthin sei „kourabiedes“ – ein mürbes Gebäck, das mit sehr viel Puderzucker bestreut ist. Auch das Honiggebäck „melomakarona“ sei sehr beliebt. „Mit diesen beiden typischen Gebäcken verbindet einfach jeder Weihnachten, ähnlich wie mit dem Christstollen oder Lebkuchen.“ Der klassische Geschenketag für die Griechen ist der 1. Januar, der Namenstag des heiligen Basilius. „Er ist der Geschenkebringer und war ein großer Fürsorger.“ Petzolt selbst beschenkt seine Kinder aber schon am 25. Dezember. „Sie wollen ja auch mit den Geschenken spielen, und sonst spielen sie in die Schulzeit hinein.“

Nach der Geschenkeübergabe geht es schließlich auf den Höhepunkt der Weihnachtsfeiertage zu. „Das zweithöchste Fest im Kirchenjahr ist der 6. Januar, Theophanie. Wenn ein Grieche nur zweimal im Jahr in den Gottesdienst geht, dann ist es an Ostern und an Theophanie“, erklärt Petzolt. Im Mittelpunkt steht an diesem Feiertag die Taufe Jesu im Jordan. Während bei anderen christlichen Konfessionen an die Heiligen Drei Könige erinnert wird, spielt bei den Griechisch-Orthodoxen das Wasser an diesem Tag eine besondere Rolle. Im Gedächtnis an die Jordanweihe findet eine Wasserweihe statt. „Wir ehren das Wasser, das vom Heiligen Geist erfüllt ist, sehr hoch und trinken es nur nüchtern.“ In der Kirche stehe dann ein großes Becken, woraus sich alle Gemeindemitglieder Wasser abschöpfen können. Dann sei es üblich, dass der Pfarrer in seiner Gemeinde von Haus zu Hause geht, um die Häuser mit dem geweihten Wasser zu segnen. Auch Petzolt setzt diesen Brauch in die Tat um, auch wenn das für ihn bedeutet, dass er bis in den Februar hinein in Unterfranken unterwegs ist. „Das ist eine pastorale Chance, die man nutzen sollte. Ich komme mit Menschen in Kontakt, auch mit denen, die nicht in die Kirche kommen. Alle erwarten mich und die Türen stehen mir offen.“

Rebecca Hornung (POW)

(5118/1340; E-Mail voraus)

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