Würzburg (POW) Eine positive Bilanz der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Exerzitienhaus Himmelspforten hat der Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zum Abschluss der Veranstaltung gezogen. Im folgenden Interview spricht er unter anderem über seine Rolle als Gastgeber und über den besonderen Geist von Würzburg.
POW: Herr Bischof, welchen Eindruck nehmen Sie von der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Würzburg mit nach Hause?
Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Es heißt von der ersten Bischofsversammlung 1848 in Würzburg, dass der Ort sich positiv auf das Klima der Konferenz ausgewirkt habe. Ich muss sagen: das war jetzt genauso. Würzburg und das Exerzitienhaus Himmelspforten mit seiner gastlichen Atmosphäre haben eine Bereitschaft zur Zusammenarbeit gebracht, die sich sehr positiv während aller Sitzungen ausgewirkt hat.
POW: Wie haben Sie die besondere Rolle als Gastgeber einer solchen Veranstaltung erlebt?
Bischof Hofmann: Es ist natürlich klar, dass man in Detailabsprachen auf mich zukommt. Insofern ist man sehr gefordert. Aber es war ein Wohlwollen zu spüren und eine Dankbarkeit für all das, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bistums Würzburg in diesen Tagen geleistet haben.
POW: Stichwort Medienpräsenz: Derart im Mittelpunkt des Interesses hat bisher wohl kaum eine Bischofskonferenz gestanden, oder?
Bischof Hofmann: So viele Journalisten habe ich bislang auf keiner Konferenz erlebt. Es waren ja weit mehr Journalisten als Bischöfe da. Die gesamte Medienlandschaft war vertreten. Auch für uns war es beflügelnd zu erleben, dass die Öffentlichkeit ein Interesse an diesen innerkirchlichen Vorgängen hat. Wir machen also nicht irgendetwas, das nur am Rande Aufmerksamkeit findet, sondern versuchen auch, in die Gesellschaft hinein Impulse zu geben.
POW: Wie erklären Sie sich das große öffentliche Interesse?
Bischof Hofmann: Das hängt zum einen mit der Wahl des Vorsitzenden der Bischofskonferenz zusammen, aber auch damit, dass nach 160 Jahren wieder eine Vollversammlung der deutschen Bischofskonferenz in Würzburg stattfindet. Vermutlich hat es auch mit der gesellschaftlichen Stimmung zu tun: Kirche und Religiöses nehmen wieder mehr Raum ein. Das merken wir in der Literatur, den Filmen, der bildenden Kunst. Das Interesse für religiöse Fragen blüht auf. Für uns Bischöfe ist das umso herausfordernder, als wir uns fragen müssen, ob wir die richtigen Antworten auf die Fragen der Menschen im 21. Jahrhundert geben.
POW: Ein inhaltlicher Schwerpunkt im Konferenzteil war der Themenkomplex Ehe und Familie. Welche Anregungen für diesen Bereich haben Sie von der Tagung für das Bistum Würzburg bekommen?
Bischof Hofmann: Das Bistum Würzburg war in der Vorstellung der einzelnen Aktivitäten sehr gut vertreten. Wir werden unsere bisherigen Anstrengungen fortsetzen. Beim Studientag Ehe und Familie haben uns hoch kompetente Referenten die empirisch-familiensoziologische, die sozialethische und die rechtswissenschaftliche Perspektive aufgezeigt. So wurden wir aus anderen Blickwinkeln herangeführt an eine Problematik, die wir erkennen und gerne mit aller Kraft innerlich aufarbeiten wollen. Wir haben festgestellt, dass in diesem Zusammenhang unsere Sicht der Ehe als gesellschaftsstabilisierendes Grundelement voll geteilt wird. Selbst da, wo steigende Ehescheidungen zu konstatieren sind, sind der Wille und der Wunsch nach einer gelingenden und geglückten Beziehung überall festzustellen. Wir konnten von unserer Seite aus auch das kirchliche Arbeitsfeld von Ehe und Familie untersuchen und uns fragen, wo wir aus unseren christlichen Wurzeln heraus Ehe auch anders definieren als bloß durch einen Vertrag. Kirche hinkt nicht hinter der Zeit her. Wir können sehr wohl in die konkrete Situation Hilfen geben.
POW: Kinder gelten heute zum Teil als Armutsrisiko. War das auch für die Bischöfe ein Thema?
Bischof Hofmann: Es wurde ganz deutlich gemacht, dass sozial schwache Familien zum Teil deswegen sozial schwach sind, weil sie viele Kinder haben. Gefragt wurde, was wir tun müssen, damit die Bereitschaft zum Kind in allen Gesellschaftsschichten wächst. Wie können wir als Kirche in die Politik hinein Ratschläge geben, damit die Gesellschaft wieder familienfreundlicher wird?
POW: Können Sie ein paar dieser Ideen skizzieren?
Bischof Hofmann: Die Erziehung zuhause und in der Krippe dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Frauen, die zuhause Kinder erziehen, leisten einen wertvollen Dienst für die Gesellschaft, der sich finanziell niederschlagen muss, zum Beispiel auch in einer Alterssicherung. Beruf und Familie müssen sich mehr ergänzen und dürfen nicht ständig zu einer Kontroverse führen. Das heißt, auch die Wirtschaft sollte Arbeitszeitmodelle bieten, damit Mütter mit kleinen Kindern ohne schlechtes Gewissen zum Arbeiten gehen können.
POW: Die Bischofskonferenz hat sich auch mit den Regelungen für die Tridentinische Messe beschäftigt. Welche Neuerungen kommen diesbezüglich auf das Bistum Würzburg zu?
Bischof Hofmann: In Würzburg gibt es die entsprechenden öffentlichen Verlautbarungen. Wir sind vollkommen in der großen Einheit aller Bischöfe und der Weltkirche. Ein größerer Handlungsbedarf ist nicht gegeben.
POW: Wissen Sie schon, wann die nächste Vollversammlung der deutschen Bischöfe in Würzburg tagt?
Bischof Hofmann: Zu meinen Lebzeiten nicht mehr (lacht). Der Ständige Rat, in dem alle Diözesanbischöfe Mitglieder sind, ist in Würzburg Stammgast und trifft sich fünfmal pro Jahr hier. Die Weihbischöfe haben sich bei mir sehr für die für sie besondere Gelegenheit bedankt, dieses einzigartige und gastfreundliche Haus Himmelspforten mit seiner sehr gepflegten Atmosphäre erleben zu dürfen.
POW: 160 Jahre müssen die deutschen Weihbischöfe aber hoffentlich nicht wieder bis zur nächsten Chance auf eine Vollversammlung in Himmelspforten warten.
Bischof Hofmann: Das hoffe ich auch.
Interview: Markus Hauck (POW)
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