Würzburg (POW) Bis auf den letzten Stehplatz ist der Speisesaal gefüllt, als Weihbischof Ulrich Boom den Raum segnet. „Dieses Haus soll Gottes Liebe erfahrbar machen, ganz im Geiste Adolph Kolpings, der die Not der jungen Leute gesehen hat“, sagt der Weihbischof am Freitag, 11. Oktober, in seiner Ansprache. Neben Vertretern aus Politik und Kirche sind auch viele Berufsschüler ins umgebaute Kolping-Jugendwohnheim in Würzburg gekommen. Nach fast anderthalbjähriger Bauzeit ist das Gebäude am Kolpingplatz 2 nun offiziell eröffnet.
Die ersten Schüler sind bereits Anfang September eingezogen – pünktlich zum Start des neuen Schuljahres 2013/14. Das Wohnheim bietet Platz für 60 Jugendliche, die in Würzburg den ein- bis zweiwöchigen Blockunterricht der Berufsschule besuchen. Die meisten von ihnen gehen auf die Josef-Greising-Berufsschule für Bauberufe. Nach dem Umbau wohnen zwei oder drei Schüler in einem Zimmer zusammen. Rund 3,2 Millionen Euro kostet der Ausbau des Gebäudekomplexes. Mehrere Geldgeber teilen sich die Finanzierung: Neben der Diözese Würzburg sind dies die Katholische Gesellenhausstiftung, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die Bayerische Landesstiftung und das Bayerische Kultusministerium.
Die Katholische Gesellenhausstiftung von Kolping Mainfranken hat das Wohnheim komplett saniert. Die Fassadendämmung wurde modernisiert, neue, meist bodentiefe Fenster eingesetzt und zusätzliche Personalräume geschaffen. Außerdem wurde ein Aufzug eingebaut und das komplette Haus barrierefrei gestaltet, so dass unter dem Dach zwei neue behindertengerechte Zimmer entstanden. „Wir haben die Mitarbeiter und Jugendlichen in den Planungsprozess mit eingebunden. Jeder konnte seine Ideen mit einbringen“, erklärt Manfred Eck, Geschäftsführer der Katholisches Gesellenhausstiftung Mainfranken.
Die Umbaumaßnahmen starteten im Januar 2012. Eine Überraschung gab es beim Ausbau des Gebäudes um zwei Meter nach hinten: Eine alte Steinmauer ragte aus dem Erdreich hervor. Sie wurde nicht abgerissen und schmückt nun den Eingangsbereich des Wohnheims. Darüber prangt ein Zitat von Adolph Kolping: „Was der Mensch aus sich macht, das ist er!“ Weihbischof Boom zeigt sich überrascht von der Rundumerneuerung des Hauses: „Wenn man hier rein kommt, mag man kaum glauben, dass es kein Neubau ist. Aber man muss nicht immer alles abreißen. Es reicht aus, den Grundmauern ein neues Gewand zu geben.“
Besonders stolz ist Eck auf ein Projekt mit der Josef-Greising-Berufsschule. Die Auszubildenden der Meisterklasse für Maler und Lackierer gestalteten 25 individuelle Kreuze, die nun in den Bewohnerzimmern hängen. Jeder Berufsschüler verfasste zu seinem Werk auch einen kurzen Text. „Das ist nichts Theologisches, was oben von der Kanzel kommt, sondern das sind ganz einfache Worte von Herzen“, sagt Eck. Er merke, dass die Jugendlichen sich mit dem Glauben auseinander gesetzt hätten.
Landtagspräsidentin Barbara Stamm hebt in ihrer Ansprache den Wert der Kolpingarbeit hervor: „Wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie erfinden.“ Heutzutage sei immer mehr Mobilität notwendig, um Auszubildende und Ausbildungsort zusammenzuführen. Das Jugendwohnheim helfe dabei.
5,10 Euro bezahlen die Berufsschüler am Tag. Das Kolping-Wohnheim bietet ihnen dafür Unterkunft und werktags auch Essen im neugestalteten Speisesaal. Am Wochenende versorgen sich die Jugendlichen selbst. Neben der Unterkunft und Verpflegung sind die Mitarbeiter des Kolpingwerkes auch Ansprechpartner für die Fragen und Sorgen der Auszubildenden.
Christoph Niekamp (POW)
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