Triefenstein (POW) Mit einem ökumenischen Ordensfest haben sich am Sonntag, 12. März, katholische Ordensleute und Mitglieder evangelischer Kommunitäten an den Feierlichkeiten zum Reformationsgedenken beteiligt. Mehr als 200 Kommunitätsmitglieder sowie Ordensfrauen und -männer aus über 50 Ordensgemeinschaften und Kommunitäten nahmen an der Veranstaltung im Kloster Triefenstein (Landkreis Main-Spessart) der Christusträger-Bruderschaft teil. Eingeladen hatten die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) und Ordenschristen aus evangelischen Kommunitäten.
Mit einem gemeinsamen Buß- und Versöhnungsgottesdienst in der Klosterkirche setzten sie ein Zeichen ökumenischer Gemeinschaft und ihrer gemeinsamen Berufung in eine besondere Lebensform. Thematisch schloss der Gottesdienst an den Versöhnungsgottesdienst an, den die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) einen Tag zuvor in Hildesheim gefeiert hatten, schreibt die DOK.
Die Ordensgemeinschaften und Kommunitäten erinnerten daran, dass Christen Krieg gegeneinander führten und weite Teile Deutschlands und Europas im Namen von evangelischen und katholischen Parteien verwüstet wurden. Menschen wurden um ihres Glaubens willen verfolgt und vertrieben, gefoltert und getötet. Vor diesem Hintergrund riefen Prämonstratenserabt Hermann-Josef Kugler, Vorsitzender der DOK, und Schwester Ruth Meili, Leitende Schwester der Communität Casteller Ring, dazu auf, heute mitzuhelfen, dass „unsere Gemeinschaften, Kirchen, Völker und Kulturen ‚in Vielfalt geeint' leben können“. Es gelte, Menschen anderer Weltanschauung und Angehörigen anderer Religionen mit Respekt zu begegnen und das offene Gespräch zu suchen. Sie forderten die Ordensgemeinschaften und Kommunitäten zu Einsatz für Mitmenschlichkeit und Frieden in der Welt auf und formulierten die Vision eines Miteinanders „in und zwischen unseren Gemeinschaften, in und zwischen unseren Kirchen, in Europa und der ganzen Welt“.
Vor dem Gottesdienst wurden das Buch „Kloster auf Evangelisch. Berichte aus dem gemeinsamen Leben“ und das Themenheft der Zeitschrift Ordenskorrespondenz über Evangelische Kommunitäten und Ökumenische Ordensprojekte vorgestellt.
Kirchenrat Manuel Ritter, in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) zuständig für die Kommunitäten und geistlichen Gemeinschaften, stellte in seiner Würdigung des Buches „Kloster auf Evangelisch“ fest, an Kommunitäten und geistlichen Gemeinschaften würden „Grundregeln und Modelle christlichen Lebens beispielhaft deutlich und anschaulich“. Insofern seien sie für die Landeskirchen unverzichtbar. Die Aufnahme der Kommunitäten in die Kirchenverfassung der ELKB trage dem Rechnung. Das Buch selbst entfalte einen reichen Bilderbogen von über zwei Dutzend Gemeinschaften. Schon der Titel mache neugierig durch die Kombination von angeblich Unvereinbarem wie „Kloster“ und „Evangelisch“. Auch die theologische Standortbestimmung am Schluss des Buches bilde eine „anschauliche Darstellung dessen, was gemeinsames Leben zu Wege bringt“.
Abt Kugler stellte fest, das aktuelle Heft der Ordenskorrespondenz vermittle einen lebendigen Eindruck davon, dass „gottgeweihtes Leben“ in den protestantischen Kirchen in verschiedenen Ausformungen und Prägungen wieder erstanden und gewachsen sei und eine neue Wertschätzung erfahren habe. Das freue ihn besonders als Vorsitzender der Ordensobernkonferenz der katholischen Ordensgemeinschaften in Deutschland. Theologische Annäherungen gebe es auch von katholischer Seite mit einer neuen Standortbestimmung des Ordenslebens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Ordensleben werde heute als ein Weg verstanden, „die in der Taufe grundgelegte Berufung“ zu konkretisieren. Er dankte dafür, dass im Jahr des Reformationsgedenkens ein solches konfessionsverbindendes Treffen von evangelischen und katholischen Ordensfrauen und -männern stattfinden könne.
Bruder Christian Hauter, Leiter der Christusträger-Bruderschaft, stellte fest, die evangelischen Kommunitäten seien „an diesem besonderen Tag überrascht und beschenkt durch die starken Zeichen von Freundschaft, die wir von unseren katholischen Geschwistern erleben“. Beide verbinde das gemeinsame Anliegen, Christus in ihrem Leben Gestalt annehmen zu lassen und das in einer besonderen Lebensform zu tun. „Als katholische Ordensgemeinschaften und evangelische Kommunitäten sind wir schon recht erfreulich gemeinsam unterwegs. Der heutige Tag ist für uns dabei eine große Bekräftigung.“
Das Buch „Kloster auf Evangelisch. Berichte aus dem gemeinsamen Leben“, herausgegeben von Anna-Maria aus der Wiesche, ist für 12,80 Euro im Buchhandel erhältlich. Das Themenheft 1/2017 der Zeitschrift Ordenskorrespondenz kann zum Preis von zehn Euro bei der Deutschen Ordensobernkonferenz (E-Mail info@orden.de) bezogen werden.
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