Würzburg (POW) Sein neues Buch „Zeichnung als Zwiesprache. Die künstlerische Gestaltung des neuen ,Gotteslob‘“ hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Donnerstag, 10. Dezember, im Würzburger Burkardushaus vorgestellt. „Die Menschen dürfen vor moderner Kunst nicht alleine gelassen werden“, sagte Bischof Hofmann. Er leitete die Unterkommission „Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch“ der Deutschen Bischofskonferenz, die auch für die künstlerische Gestaltung verantwortlich war. Das im Würzburger Echter-Verlag erschienene Buch solle die Menschen begleiten und an das hinführen, was sie sehen. Dabei bleibe viel Raum für eigene Interpretationen: „Es wird nie langweilig“, sagte der Bischof.
Die Inspiration, das „Gotteslob“ mit modernen Zeichnungen zu illustrieren, habe er bei einem Besuch Ende der 1980er Jahre in Paris bekommen, erzählte Bischof Hofmann. Dort habe er liturgische Bücher gesehen, die durch ihre ungewöhnliche grafische Gestaltung auffielen, darunter auch Kohlestift- und Pinselzeichnungen. „Mit ganz leichten Strichen haben sie in dieses Buch hinein Zeichen gesetzt“, beschrieb er. „Diesen Gedanken habe ich mitgenommen.“ Auf die Kunst von Monika Bartholomé sei er durch einen Vorschlag des Katholischen Bibelwerks in Stuttgart aufmerksam geworden. Rund 130 Zeichnungen fertigte sie für das „Gotteslob“ an. Als er das erste Mal mit seinen Vorschlägen bei der Deutschen und der Österreichischen Bischofskonferenz vorstellig wurde, habe er in skeptische Gesichter geblickt, erzählte Bischof Hofmann. Doch fanden sich auch Fürsprecher. Ein Bischof sei sofort aufgestanden und habe erklärt, dass das große Kunst sei, erinnerte er sich.
Die Zeichnungen regten dazu an, sich immer wieder mit ihnen auseinanderzusetzen, und würden dabei Raum für eigene Interpretationen lassen, sagte Bischof Hofmann. Mit seinem Buch wolle er den Lesern dabei helfen, sich auf die Darstellungen einzulassen und einen eigenen Weg zum Verstehen zu finden. Anhand einiger Beispiele erklärte er die vielfältigen Möglichkeiten. Gleich mehrere Assoziationen lasse zum Beispiel die Darstellung auf dem Einband des „Gotteslob“ zu, die auch auf dem Cover des neuen Buchs zu finden ist. So könne der Betrachter zum einen ein „Tau“ sehen, das auf den kommenden Erlöser verweist. In den drei gebogenen Linien lasse sich aber auch eine abstrahierte Gestalt mit ausgebreiteten Armen erkennen oder eine Anspielung auf die heiligste Dreifaltigkeit. „Wir wollten damit zum Nachdenken anregen“, erklärte Bischof Hofmann. Wie aus Papier gefaltet wirkt dagegen die Treppe, welche den Abschnitt zur Beichte illustriert. „Lebensläufe können ganz anders verlaufen, als man es gewollt hat“, sagte Bischof Hofmann zu dieser in sich verschlungenen, mehrfach gewundenen Zeichnung. An moderne Architektur wiederum erinnert eine Zeichnung mit dicken, schwarzen Linien und Flächen. Das könne man im übertragenen Sinne folgendermaßen deuten: „Kirche ist erbaut aus lebendigen Steinen, hellen wie dunklen, stabilen und brüchigen.“
Das Buch enthält weiterhin Erläuterungen zu den drei farbigen Abbildungen im „Gotteslob“: „Erschaffung des Adam“ von Michelangelo, das Bild eines romanischen Kruzifix aus Erb (um 1170) sowie ein Detailbild des Würzburger Kiliansstabs, das ein kleines Boot mit den Frankenaposteln Kilian, Kolonat und Totnan zeigt. Ein eigenes Kapitel befasst sich mit der Aufbewahrung der Originalzeichnungen, die im April an das Kunstmuseum „Kolumba“ der Erzdiözese Köln übergeben wurden. Von dort sollen sie künftig für Ausstellungen in den Diözesen zur Verfügung gestellt werden.
Mit rund sechs Millionen verkaufter Exemplare sei das „Gotteslob“ der Bestseller des vergangenen Jahres gewesen, betonte Bischof Hofmann. „Wir haben zwei Millionen Exemplare mehr verkauft als erwartet.“ Er wünsche sich, dass das „Gotteslob“ auch jenen Menschen bei Fragen zum Glauben helfen könne, die der Kirche entfremdet sind.
Friedhelm Hofmann: „Zeichnung als Zwiesprache. Die künstlerische Gestaltung des neuen ,Gotteslob‘“. 104 Seiten, 34 Abbildungen. 9,90 Euro. Echter Verlag, Würzburg 2015. ISBN 978-3-429-03905-9.
sti (POW)
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