Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Reportage

Zeitreise zu Jesus und seinen Freunden

Ostergarten im Bibelturm in Haßfurt macht Passionsgeschichte Jesu erfahrbar – Führungen während der Fastenzeit für Jung und Alt – Führende erzählen von Glaubenserfahrung und geben frohe Botschaft weiter

Haßfurt (POW) „Wir würden in der ersten Reihe stehen, weil wir wissen wollen, wie Jesus aussieht“, sagen die Kommunionkinder Fabian und Julien. Im obersten Raum des Bibelturms in Haßfurt stehen sie neben einem großen Stoffesel, der an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnern soll, und erklären, warum sie sehen wollen würden, wie Jesus nach Jerusalem kam. Wie damals die Menschen vor Jerusalem machen auch sie den Weg für Jesus mit bunten Tüchern schön. „Jesus kam nach Jerusalem, weil er mit seinen Freunden ein Fest feiern wollte“, erklärt Angelika Reinhart. Sie ist eine der zehn Haupt- und Ehrenamtlichen, die die Gruppen durch den Ostergarten im Bibelturm führen. Zusammen mit der Kommuniongruppe aus Gerolzhofen will sie das Passahfest, zu dem Jesus nach Jerusalem gekommen war, nachfeiern. „Bei dem Fest erinnern sich die Freunde daran, wie Gott die Israeliten aus der Knechtschaft der Ägypter gerettet hat“, fährt Reinhart fort. „Ah, das haben wir gerade auch im Religionsunterricht“, wirft Fabian ein und berichtet alles, was er über Moses und die Israeliten weiß.

Weitere Bilder

Seit 2007 bietet der Verein Bibelwelten während der Fastenzeit Führungen durch den Ostergarten im Bibelturm an. In unterschiedlich gestalteten Räumen können die Besucher die Passion Christi nacherleben und Jesus vom Einzug in Jerusalem über die Kreuzigung bis zur Auferstehung auf Schritt und Tritt begleiten. Im vergangenen Jahr kamen rund 2500 Personen vom Vorschul- bis ins Erwachsenenalter in den Ostergarten. Beim Einzug in Jerusalem, im ersten Raum, werden die Besucher gleich mit ins Geschehen genommen. „Wir haben die Zeit dafür, dass jeder ein Tuch legen darf. Damit sind alle von Anfang an bei der Sache“, sagt Reinhart.

Im zweiten Raum stellt Reinhart mit den Kommunionkindern das Passahfest nach, das Jesus mit seinen Freunden gefeiert hat. „Aber irgendwie merkten die Freunde, dass dieses Mal irgendetwas anders war“, erklärt Reinhart den Kindern. Sie erzählt, wie Jesus seine Freunde aufforderte, das Brot miteinander zu teilen, und ihnen sagte, dass er immer da sei, wenn sie miteinander teilen und gut zueinander sind. Um das einmal nachzuspielen, greift Reinhart zu einem Fladenbrot und bittet die Kinder, es Jesus und seinen Freunden gleichzutun. Die Kinder reißen sich ein Stück vom Brot ab und geben es an den Nachbarn weiter. Dabei sagen sie sich gegenseitig: „Ich teil das Brot mit dir, weil ich es schön finde, dass du heute da bist.“ In absoluter Stille isst jeder sein Stück Brot. Danach reichen sich die Kinder gegenseitig einen Becher mit Traubensaft, denn „Jesus teilte auch seinen Wein mit den Freunden“, sagt Reinhart. „Tut dies zu meinem Gedächtnis, heißt es in der Kirche. Genau das können wir jetzt auch tun: miteinander teilen, zusammen feiern und dabei an Jesus denken.“

Annerose Simon begleitet Reinhart während der Führung, um sich noch ein paar letzte Tipps und Anregungen für ihre eigene Führung zu holen. „Schön ist, dass wir als Führende sehr unterschiedlich sind und jeder auf seine Weise die Gruppen durch den Turm führt“, erklärt Simon. Manche würden sich sogar ein Gewand wie aus der Zeit von Jesus anziehen und in eine andere Rolle schlüpfen, um zu zeigen, wie die Menschen damals gelebt haben. „Jeder kann seine eigene Persönlichkeit und seine eigene Glaubenserfahrung einbringen und diese an die Gruppen weitergeben.“

Nachdem die Kommunionkinder erfahren haben, wie Jesus zum Tode verurteilt und von seinem besten Freund verraten worden ist, betreten sie einen schwach beleuchteten Raum. Aus einem CD-Player ertönt leise melancholische Musik. Vor ihnen stehen drei große Kreuze aus Holz. „Auf dem Weg zum Kreuz wird Jesus von den anderen Menschen verspottet und sie setzen ihm eine Krone mit Dornen auf“, erklärt Reinhart. Vorsichtig dürfen die Kinder die Dornen einer selbstgebastelten Krone anfassen. „Die sind so spitz wie eine Nadel“, stellt Julien fest. Reinhart erklärt in einem ruhigen und leisen Ton, dass es für die Freunde von Jesus sehr schwer gewesen sein muss, als er am Kreuz gestorben ist. „Aber Jesus stirbt am Kreuz für alles Schwere in der Welt und für alles Schwere in deinem Leben“, sagt sie zu den Kindern. Sie ermutigt die Kinder, einen Stein aus dem bereitstehenden Korb zu nehmen und im Stillen Jesus zu sagen, was für sie schwer ist. Ihren jeweiligen Gedanken dürfen sie mitsamt dem Stein vor dem Kreuz ablegen.

Manchmal spielten sich vor dem Kreuz Szenen mit den Kindern und Eltern ab, die selbst den Führenden unter die Haut gehen, sagt Simon. Wenn zum Beispiel die Oma gestorben ist, dann fühlt man sich vor den Kreuzen wieder in diese Trauerphase zurückversetzt. „Aber das ist gut so, denn hier im Ostergarten kann man Gefühle hochkommen lassen und sie vor dem Kreuz ablegen. Das ist die Botschaft, die ich dann immer gerne in den Raum gebe.“ Auch für sich selbst erleben Simon und Reinhart den Ostergarten als eine Bereicherung. Seit es den Ostergarten gibt, feiern sie das Osterfest viel bewusster. „Im Ostergarten erleben wir alle Facetten: Wir feiern zusammen, wir trauern, aber wir freuen uns auch, dass Jesus wiederauferstanden ist“, erklärt Simon. Es sei einfach cool, das zu erzählen, woran man selbst glaubt, ergänzt Reinhart. „Das ist die frohe Botschaft und es funktioniert. Sie ist etwas, was wir weitersagen können und dürfen.“

Die frohe Botschaft erleben die Kinder schließlich im letzten Raum, am offenen Grab von Jesus. Als Zeichen der Auferstehung entzündet Reinhart eine Osterkerze. „Bei Gott geht das Leben weiter, da hört es nicht mit dem Tod auf“, sagt sie zu den Kindern. Auf der Kerze ist ein kleiner Spiegel angebracht. „Jesus ist auferstanden und will dein Freund sein“, sagt Reinhart zu jedem einzelnen Kind und hält dabei die Osterkerze vor jedes Kommunionkind, sodass sie sich selbst auf der Kerze sehen. Als kleine Erinnerung an diese frohe Botschaft erhalten die Kinder einen Stempelabdruck auf ihre Hand, auf dem steht: Ich bin bei Euch. „Jesus ist bei dir. Wann immer es dir gut geht, aber auch, wenn es dir mal schlecht geht.“

Führungen durch den Ostergarten

Der Ostergarten ist ein ökumenisches Projekt des Vereins Bibelwelten. Er wird von evangelischen und katholischen Christen aus dem Landkreis Haßberge gestaltet. Zehn Haupt- und Ehrenamtliche beider Konfessionen führen die Gruppen bis Gründonnerstag, 18. April, durch die Räume und machen die Passionsgeschichte Jesu erfahrbar. Rund 100 Treppenstufen werden bei der Führung bestiegen. Schulklassen, Kinder-, Jugend- und Erwachsenengruppen ab zwölf Personen können sich im Internet unter www.bibelwelten.de/startseite/projekte/ostergarten/fuehrungsanfrage/ anmelden. Öffentliche Führungen für Einzelpersonen finden am Sonntag, 24. März, um 15.30 Uhr und am Sonntag, 14. April, um 14 Uhr statt. Eine Anmeldung hierfür ist nicht erforderlich. Der Eintrittspreis beträgt pro Person für Kinder 2,50 Euro und für Erwachsene vier Euro. Weitere Informationen im Internet unter www.bibelwelten.de.

Rebecca Hornung (POW)

(1219/0309; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet