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Zentrales Element im Bistumsleben

Jahresversammlung des Würzburger Diözesangeschichtsvereins im Diözesanarchiv – Bischof Jung betont Wichtigkeit der historischen Forschung – Dr. Janis Witowski blickt auf Geschichte der Henneberger mit dem Bistum

Würzburg (POW) Erstmals hat Bischof Dr. Franz Jung an der Jahresversammlung des Würzburger Diözesangeschichtsvereins teilgenommen. Aus den Händen von Vorsitzendem Professor Dr. Wolfgang Weiß nahm er am Freitag, 8. November, in Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg den 82. Band der Würzburger Diözesangeschichtsblätter entgegen. In seinem Grußwort hob der Bischof hervor, dass die Pflege der Geschichte der Würzburger Ortskirche keine Randerscheinung, sondern ein konstitutives Element im Leben und der Selbstwahrnehmung des Bistums darstelle. „Zum Hirtenamt gehört es damit auch, hier nicht nur ermutigend und unterstützend zu wirken, sondern die geschichtliche Tradition dieses Bistums selbst zu erfassen, zu durchdringen und zu verstehen.“ Das könne nur im Dialog mit denen gelingen, die sich um eine vertiefte Erforschung der Diözesangeschichte bemühten. „Gerne nehme ich daher die Aufgabe des Protektors des Vereins wahr“, erklärte Bischof Jung. Er dankte allen, die durch ihre Studien und Veröffentlichungen zum vertieften Verständnis der Diözesangeschichte beitragen und zudem allen, die durch ihre Mitgliedschaft den Verein unterstützen.

Vorsitzender Weiß erläuterte, dass die Zahl der persönlichen und institutionellen Vereinsmitglieder sich derzeit auf 508 belaufe, vier weniger als im Vorjahr. Er bat darum, potentielle neue Mitglieder anzusprechen, damit die Mitgliederzahl nicht unter 500 falle. Der Tauschverkehr von Druckwerken des Vereins mit Einrichtungen und Institutionen im In- und Ausland belaufe sich auf 137 Exemplare. Ein Höhepunkt des vergangenen Jahres war laut Weiß die Tagung aus Anlass des 500. Todestags von Lorenz von Bibra, die im Mai in Wechterswinkel (Landkreis Rhön-Grabfeld) durchgeführt wurde. Diese werde im kommenden Band 79 der Reihe „Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg“ dokumentiert. Für das Jahr 2020 kündigte Weiß außerdem eine Gedenkveranstaltung zu Ehren des aus Würzburg stammenden Jesuitenpaters und China-Missionars Kilian Stumpf an. In Zusammenhang mit der kommenden Jahresversammlung ist zudem ein diözesangeschichtliches Kolloquium geplant. Anlass ist der Abschluss der Würzburger Bischofsreihe, deren erste drei Bände bis Bischof Julius Echter von Alfred Wendehorst verfasst wurden und die jetzt Dr. Winfried Romberg in drei weiteren Bänden fertigstellte.

Den wissenschaftlichen Vortrag bei der Versammlung hielt Dr. Janis Witowski, stellvertretender Direktor des Naturhistorischen Museums Schloss Bertholdsburg im thüringischen Schleusingen. Er blickte auf die wechselvolle Geschichte der Würzburger Bischöfe und das Burggrafenamt unter den Grafen von Henneberg. Diese Aufgabe habe es durch eine Fülle von Rechten und Besitzungen den Inhabern ermöglicht, Einfluss auf die bischöfliche und hochstiftische Politik zu nehmen. „Als Lorenz von Bibra 1495 durch Würzburg schritt, trug ihm Wilhelm VI. von Henneberg-Schleusingen als hochstiftischer Marschall das Schwert voran und suggerierte damit, dass er den Bischof gegen seine Feinde verteidigen werde. Doch allzu häufig waren es die Henneberger selbst, die das Schwert gegen die Würzburger Bischöfe gerichtet hatten“, sagte Witowski.

Die Aufgabe des Burggrafen habe sich nicht allein auf den Bereich der kaiserlichen Pfalz oder Burg beschränkt. „Das legt die synonym zum ‚burggravius‘ verwendete Bezeichnung ‚Urbis prefectus‘, als Stadtpräfekt, nahe.“ Witowski interpretierte Quellen aus dem 12. und 13. Jahrhundert so, dass „den Hennebergern nicht nur die Stadtbefestigung und -verteidigung sowie der Oberbefehl über das Würzburger Herr oblag. Mit dem sogenannten Grafenbann besaßen sie auch die oberste richterliche Gewalt – freilich nur in weltlichen, nicht in geistlichen Angelegenheiten.“ Der Historiker stimmte in seinem Vortrag auch der These zu, dass das Burggrafenamt Ende des 11. Jahrhunderts durch Kaiser Heinrich IV. an den Henneberger Gotebold übertragen worden sei. Unter Heinrichs Ägide sei eine politische Neuverteilung der kaiserlichen und politischen Kräfte innerhalb Würzburgs erkennbar. „Die Henneberger machten sich diesen Einfluss zunutze, indem sie mit dem Amt in Verbindung stehende Lehen wie ihre Eigengüter behandelten und ihrer Herrschaft einverleibten“, erklärte Witowski.

Mit dem Rückzug der Königsgewalt und dem Erstarken der Bischöfe sei den Hennebergern im 12. Jahrhundert ein mächtiger Rivale erwachsen, der ihren Machtausbau über die Grenzen des Henneberger-Territoriums hinaus erfolgreich aufgehalten habe. Dieser Konflikt zwischen Würzburg und Henneberg sei schließlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in teilweise blutigen Auseinandersetzungen eskaliert. „Im Zuge des Machtkampfs, der immer wieder durch Versuche der Versöhnung und Kompromissfindung unterbrochen wurde, verloren sich der Titel und offensichtlich auch das Amt des Burggrafen von Würzburg unter Popp VII. von Henneberg und seinen Söhnen. Verschwunden war es allerdings nie“, betonte der Historiker. Später sei es an die Linie von Henneberg-Schleusingen als ein vom Bischof zu empfangendes Lehen weitergegeben worden. „Allerdings hatten die Henneberger da beinahe alle mit dem Amt verbundenen Befugnisse verloren, sodass sie es selbst gar nicht mehr persönlich bekleideten, sondern an ihre Vasallen weitergaben.“

mh (POW)

(4619/1217; E-Mail voraus)

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