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Dokumentation

Zeuge für das Evangelium und den Geist Christi

Ansprache von Weihbischof Paul Reder zum Abschluss der Weiheliturgie am Donnerstag, 9. Mai 2024, im Würzburger Kiliansdom

Liebe Mitfeiernde hier im Dom und überall, wo Sie durch die Medien mit uns verbunden sind!

Am Anfang steht ein Abschied. So haben wir es heute in der ersten Lesung zum Festtag gehört. Nicht nur zum Anfang der Apostelgeschichte gehört der Bericht vom Abschied Jesu, sondern damit auch zum Anfang dessen, was wir als Geschichte der Kirche verstehen.

Der Abschied Jesu kommt nicht unvorbereitet. Schauen wir dazu ganz an den Anfang des öffentlichen Wirkens von Jesus. Dort wird Jesus versucht. Und wir können seinen Heimgang zum Vater durch seinen Abschied aus unserer Welt und Zeit wie eine letzte Konsequenz der Versuchung lesen, die am Beginn seines Auftretens steht.

Da wehrt sich Jesus erstmals gegen die Versuchung, im weltlichen Sinn unverzichtbar zu sein. Hätte er damals die Steine in Brot verwandelt, wie unverzichtbar wäre er für alle geworden ‒ ein für alle Mal. Diese Versuchung, die eigene Unverzichtbarkeit zu demonstrieren, begleitet auch die Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit. Sie wird besonders bedrängend in den Zeiten, wo sich der Verlust an Relevanz nicht nur statistisch fassen lässt, sondern auch von uns selbst erlebt wird, in Bekannten- und Freundeskreisen, in Gemeinden, Nachbarschaft und Familien.

Doch auch die Antwort Jesu an den Versucher ist unserer Glaubensgemeinschaft bis heute eingestiftet. Jesus bezeichnet das Hören auf das Wort Gottes als das Lebensmittel schlechthin. Und das übt Jesus mit den Seinen als Lebensstil der Nachfolge gemeinsam ein. Gerade in der Erfahrung dieser hörenden Glaubens- und Lebensgemeinschaft wird er für sie zum Zeugen. Zum Zeugen dafür, dass für ihn im Hören auf Gottes Wort und dessen Weitergabe sein ganzes Leben und seine Sendung, ja eine ganz neue Welt begründet liegt. Und in dieser Zeugenschaft ist er für sie unverzichtbar geworden.

So liegt die Frage nahe, ob die Qualität einer zukünftigen Seelsorge nicht auch über folgende Frage entschieden wird: Pochen wir auf die eigene Unverzichtbarkeit oder sind wir bereit, die Entbehrlichkeit in den Augen vieler Menschen als Berufung und Sendung von Gott her zu verstehen? Und zwar, weil sie uns besonders in die Nähe jener Menschen bringt, die in unserer auf Maximierung getrimmten Welt nicht mehr mitkommen und entbehrlich scheinen.

In der sogenannten „Himmelfahrt“ des Herrn könnte ein Schlüssel für die Antwort liegen, die jeder von uns persönlich zu geben hat.

Indem Jesus seinen Heimweg antritt, wird er ein für alle Mal zum Zeugen dafür, dass die Koordinaten unserer Welt und Zeit lediglich vorläufig sind.

Indem Jesus Abschied nimmt, beginnt das Wagnis einer geistgewirkten und geistgeführten Glaubensbewegung, in der Jesus auf neue Weise gegenwärtig ist.

Diese Erfahrung allein ist für die Kirche unentbehrlich. Und allein in der Zeugenschaft für diese Erfahrung haben wir als Glaubensgemeinschaft eine unentbehrliche Sendung für unsere Welt.

Als ich in den Kindergärten Abschied genommen habe, hat mir ein Kind ein Pferd geschenkt, ausgeschnitten und bemalt. „Ein Bischof braucht ein Pferd“, war das Mädchen überzeugt. Andere Kinder hatten gesagt: der Bischof brauche eine Bischofsmütze und einen Stab. Das Mädchen hat mir erklärt, dass der Bischof Martin mit dem Pferd zum Bettler geritten ist. Darum brauche auch ich als Bischof ein Pferd.

Der Bettler der Martinsgeschichte steht sinnbildlich für ungezählte Menschen, die in den Augen der Welt entbehrlich, ja lästig geworden sind.

Der spätere Bischof wurde für einen von ihnen zum Zeugen, dass in den Augen Gottes kein Mensch als entbehrlich übersehen werden darf. Und darin liegt sein unentbehrliches Zeugnis für das Evangelium.

In diesem Sinn will ich mich im bischöflichen Dienst, der mir heute mit der Weihe übertragen wird, darum bemühen, für das Evangelium und den Geist Christi ein sattelfester Zeuge zu sein.