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„Zeugen des Vertrauens“

Predigt von Weihbischof Ulrich Boom am Montag, 9. Juli, in der Würzburger Neumünsterkirche beim Wallfahrtstag der Dekanate Haßberge, Kitzingen, Würzburg-rechts des Mains und Würzburg-links des Mains

Der Katholikentag in diesem Jahr in Mannheim stand unter dem Leitwort: „Einen neuen Aufbruch wagen“. Vielleicht war das etwas steil formuliert, dass der Eindruck entstehen konnte, wie wenn das ganze Land und die Kirche am Boden lägen. Das ist wohl nicht so, weil, wer sich umschaut, an vielen Orten und durch viele Menschen ein großes Engagement sehen kann. Was wäre unser Land ohne den Einsatz im Großen und im Kleinen durch die vielen Menschen in Kirche und Gesellschaft, die sich in den verschiedenen Diensten, sei es haupt- oder ehrenamtlich, berufen oder geweiht, einbringen. Gewiss ist es wohl so, dass viele Leute sich fragen, wohin aller Einsatz führt, ist genug getan und wird alles erreicht?

Da stehen wir vor einer Fülle an Fragen und Sorgen, weil wir bei den vielen Umbrüchen in der Gesellschaft eben nicht nur Aufbrüche, sondern nicht wenige Zusammenbrüche sehen. Das macht vielen nicht nur Sorgen, sondern es macht Angst. Aber Angst führt in die Enge, in die Aussichtslosigkeit.

Wenn wir in unserem Bistum eine Woche lang unsere Frankenapostel in die Mitte stellen, können sie uns Ermutigung sein für unseren Lebens- und Glaubensweg, als Einzelne und in der Gemeinschaft. Sie haben von sich weg auf Gott und die Menschen geschaut. Sie haben nicht nur ihre Heimat, sondern sich selbst verlassen und sich ganz auf Gott und die Menschen eingelassen, denen sie begegneten.

Die Darstellung unserer drei Frankenapostel auf dem Kiliansschrein in der Krypta hier im Neumünster sagt uns, was sie haben, sozusagen im Herzen tragen und in Händen halten, was ihr Leben ausmacht. Und was sie haben, können sie auch geben. Sie kommen in ihrer einfachen Art, wie sie sich geben, dem Betrachter entgegen. Der Hl. Kilian hält das aufgeschlagene Buch, in dem zu lesen ist: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm“ (1 Joh 4,16b). Kilian hat für sein Leben erkannt und ist davon ergriffen, dass er von Gott geliebt und angenommen ist. Das nimmt die Angst vor dem Aufbruch, sowohl im Blick auf Lebensentscheidungen als auch an jedem neuen Tag. So kann er sich auf Neues einlassen, Schritt für Schritt.

Kolonat bringt Brot und Wein, Zeichen für die alltäglichen Sorgen und Nöte. die Freuden und Hoffnungen. Er hält sozusagen Lebensmittel in den Händen, das, was wir tagtäglich brauchen. Er weiß, dass er das hat, was er zum Leben braucht, nicht mehr und nicht weniger. Totnan hält eine Kerze in der einen Hand, mit der anderen schützt er das Licht. Er hält diese Kerze im wahrsten Sinne des Wortes an sein Herz.

Kilian, Kolonat und Totnan halten in Händen, was Gott ihnen gibt. Was sie haben, können sie geben. Sie rufen uns in Erinnerung, was uns im Glauben geschenkt ist: Du bist von Gott geliebt, Gott gibt dir, was du zum Leben brauchst und Gott mach dein Dunkel hell. So können sie geben, was sie haben.

Die Welt wartet nicht auf weitere starke Männer und Frauen, die immer schon wissen, wie und was morgen geht. Davon gibt es genügend. Mir sind sie geradezu unheimlich. Die Welt wartet auf Zeugen des Vertrauens, wie sie uns in den Frankenaposteln in ihrer Schlichtheit vor Augen geführt werden mit ihrem Zeugnis: Du bist geliebt, du darfst leben und dein Dunkel wird hell. Je mehr wir uns selbst von Gott beschenkt wissen und beschenken lassen, desto mehr können wir geben. Er gibt die Kraft, die Grenzen und Mauern unserer Herzen zu überwinden.

Wo wir gleich den Frankenaposteln von uns selbst wegschauen und uns selbst verlassen, kann uns gelingen, was so notwendig ist: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ (Ps 18,30). In diesem Vertrauen können wir an jedem neuen Tag aufbrechen und einen neuen Aufbruch wagen. Gewiss nicht ohne Sorgen, aber ohne Hoffnungslosigkeit und Angst.

Amen.

(Es gilt das gesprochene Wort)