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„Zeugnis von der Gegenwart Gottes in dieser Welt geben“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Diakonenweihe am 20. Oktober 2012 in der Abteikirche Münsterschwarzach

Liebe Schwestern und Brüder,

Einer der entscheidenden Sätze des vor 50 Jahren eröffneten Zweiten Vatikanischen Konzils steht in dem Konzilsdekret „gaudium et spes“ und lautet: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“

Die im Konzil prägnant formulierte Aussage gehört zur Kernbotschaft der Kirche. Und auch unsere fünf Weihekandidaten haben in ihrem Leitthema aus dem Römerbrief noch einmal diesen Grundsatz bekräftigt: „Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.“

Sie ziehen mit ihrer Bereitschaft, sich heute zu Diakonen weihen zu lassen, die Konsequenz aus diesem Anspruch. Als zumeist verheiratete Männer, die zunächst als Ehemann und Vater ihre Aufgaben wahrzunehmen haben, wollen sie sich bewusst in den Dienst der Kirche nehmen lassen und über Familie und Beruf hinaus helfend in die unterschiedlichsten Lebenssituationen ihrer Mitmenschen eingreifen.

Der Weg zu dieser Entscheidung dürfte nicht ganz einfach gewesen sein. Bei vieren von den fünf Weihekandidaten stehen zunächst die Ehefrauen und Kinder an erster Stelle. Es braucht viel Bereitschaft und Kraft, sich den häuslichen Anforderungen so zu widmen, dass auch die heutigen Lebensumstände aus christlicher Sicht gemeistert werden können.

Ob als Krankenpfleger, Rettungsassistent, als Pastoralreferent, kaufmännischer Angestellter oder Diplomsozialpädagoge, die beruflichen Aufgaben fordern sie ganz ein.

Dennoch haben sie sich vor mindestens vier Jahren auf den Weg gemacht und die Ausbildung zum Ständigen Diakon in einem umfangreichen Studium der Theologie und Pastoral mit einem 18-monatigen Gemeindepraktikum auf sich genommen. Nach der Weihe schließen sich in der Berufseinführungsphase noch zwei weitere Ausbildungsjahre an.

Aus welcher Motivation kommen sie zu diesem weitreichenden Entschluss? Die Entscheidungen der Einzelnen mögen so unterschiedlich sein wie die einzelnen Lebensläufe. Dennoch bleibt festzuhalten, dass der Wunsch, die Menschen mögen wieder mehr den Schatz der Frohen Botschaft wahrnehmen und daraus Kraft schöpfen, sie ebenso motiviert hat wie die Liebe Gottes den Menschen konkret erfahrbar zu machen. Sie wünschen sich alle eine Kirche, die den Menschen geschwisterlich nahe ist und ihnen gerade dadurch den Weg zu Gott öffnet. Von daher könnte das Motto des Verbandes der Katholischen Religionslehrerinnen und -lehrer an beruflichen Schulen ihnen allen gemeinsam sein: „Wir halten den Himmel offen!“

Soziale Arbeit kann ich auch ohne Glauben leisten. Aber zu bezeugen, dass ich aus der Liebe Gottes lebe und sie durch meine Weihe und Sendung weitergebe, das verweist auf Gott und auf den offenen Himmel.

Darum, liebe Schwestern und Brüder geht es: Die Berufungsgeschichten, die uns in der Bibel überliefert sind, beginnen im Anruf Gottes an den einzelnen Menschen. Gott ist der Ersthandelnde. Er ruft und beruft als ein Gott, der den Menschen in alle ihren Lebenssituationen nahe ist, damit sie so den offenen Himmel erfahren.

Ihm ist es nicht gleichgültig wie es uns, wie es jedem einzelnen von uns geht.

Manchmal spüren wir unmittelbar seinen Anruf, so wie ihn die trauernde Maria am leeren Grab vom Auferstandenen vernahm: „Frau, warum weinst du?“ (Joh 20,13) Nachdem Maria ihren Schmerz über den vermeintlich weggenommenen Leichnam Jesu bekundet hat, spricht Er sie mit ihrem Namen an: „Maria!“ Jetzt erkennt sie ihn: Der, der mit ihr spricht, ist der auferstandene Herr. Wen wundert es da noch, dass sie von dieser Begegnung nicht schweigen kann, sondern es den Aposteln und dann allen anderen, denen sie begegnet, mitteilt.

So kann es auch uns ergehen: Gott ruft Menschen an und beruft sie, damit sie Zeugnis von seiner Gegenwart in dieser Welt geben.

Wie viele Menschen klagen in ihrer Not: Wo ist Gott? Warum zeigt er sich nicht? Darauf können, ja müssen wir antworten, er kommt dir durch mich nahe. Er will, dass ich seine Liebe zu Dir konkret lebe.

Das ist wahrhaft nicht immer einfach. Neben den eigenen Anforderungen, Pflichten und schweren Belastungen, sollen wir anderen den Himmel offen halten! Das kann nur gelingen, wenn wir selber den gegenwärtigen Herrn erfahren: im Gebet, in der Liturgie, in den Sakramenten, in Seinem Wort, der Heiligen Schrift, und in der gelebten Nächstenliebe!

Als Christen sind wir alle berufen, diese seine Liebe glaubwürdig zu leben. Darüber hinaus aber beruft Gott Menschen, die noch einmal verstärkt und durch die Weihe bestärkt, den Weg der Kreuzesnachfolge als Zeugen seiner Liebe vorangehen.

Durch diese Diakonenweihe werden unsere Weihekandidaten in die Liturgie eingebunden, damit sie aus ihr Kraft für ihren Liebesdienst gewinnen. Durch diesen neuen Dienst werden sie so zu Hoffnungsträgern über ihre Familien hinaus.

Der heilige Paulus hat uns eindringlich im Römerbrief, aus dem wir eben in der Lesung hörten, aufgefordert, uns ganz und gar, mit Leib und Seele, einzusetzen. Seine Ratschläge und Mahnungen sind hochaktuell: „Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden! Seid untereinander eines Sinnes; strebt nicht hoch hinaus, sondern bleibt demütig! Haltet euch nicht selbst für weise! Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht! Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden!“ (Röm 12,15-18)

Amen.