Würzburg (POW) In seiner letzten Sitzung im Jahr 2008 hat das Domkapitel zu Würzburg am Freitag, 19. Dezember, die neue Läuteordnung für den Kiliansdom genehmigt und noch einige liturgische Anregungen eingebracht. Somit wird in diesem Jahr erstmals die Heilige Nacht auch mit den hellen Zimbelglocken der Kathedrale eingeläutet. Die Änderung und Vergrößerung der Läutemotive war durch die Erweiterung des bisherigen Domgeläuts auf insgesamt 20 Glocken im Frühjahr 2008 notwendig geworden. „Glocken sind für die Verbindung zur Öffentlichkeit von besonderer Bedeutung“, erläuterte Dompropst Weihbischof em. Helmut Bauer. Wie Kirchen sichtbare Zeugen des Glaubens der Vorfahren seien, schlügen Glocken eine akustische Brücke in die heutige Zeit.
Siegfried Issig, Glockensachverständiger des Bistums Würzburg, bezeichnete die neue Läuteordnung und die ihr vorausgegangene Erweiterung des Domgeläuts um acht Zimbelglocken als das „größte und schönste Projekt“ seiner bisherigen Tätigkeit. „Der Umfang wird vielleicht am besten dadurch deutlich, dass zwei Uhren parallel geschaltet werden mussten, um alle Glocken ansteuern zu können“, erläuterte Issig. Nach seinen Worten hat Würzburg mit Abstand eines der größten und schönsten Geläute in Deutschland – „und weit darüber hinaus“. Dompfarrer Dr. Jürgen Vorndran betonte, dass durch die mehr als 50 Läutemotive das Spektrum von Freude und Trauer, von Zurückhaltung und Überschwang, das auch in den Festen des Kirchenjahrs seinen Widerhall finde, im Glockenklang eine Entsprechung habe. Der mit der Festlegung der Läuteordnung beauftragten Kommission unter Leitung von Bischofssekretär Domvikar Simon Mayer gehörten neben Issig und Vorndran der Carilloneur Diakon Dr. Jürgen Buchner, Liturgiereferent Dr. Stephan Steger sowie die Dommesner Harald Müller-Höfler und Thomas Schumann an.
Zu den vom Domkapitel beschlossenen Grundsätzen der Läuteordnung gehört unter anderem, dass alle Pontifikalgottesdienste mit der großen Salvatorglocke und den hellen Zimbelglocken angekündigt werden. Die Zimbelglocken sind außerdem bei allen Ämtern an Sonn- und Feiertagen zu hören, mit Ausnahme der Fastenzeit. Bei marianischen Hochfesten erklingt das große Salve-Regina, das Vorläuten erfolgt mit der Salvatorglocke. „Auch die Lobdeburgglocke, die älteste Glocke des Würzburger Doms, wurde in einige Motive integriert, um neben den Tonarten g-Moll, B-Dur, d-Moll und F-Dur auch Klangprägungen in c-Moll und Es-Dur zu erzielen“, sagte Glockensachverständiger Issig.
Die Idee für das neue Zimbelgeläut entstand bei der Feier des 750. Jubiläums der Lobdeburgglocke am Michaelstag 2007. Dompropst Weihbischof Bauer und Issig trieben die Idee voran und konnten Spender für den Guss der acht Zimbelglocken gewinnen. Die neuen Glocken des Zimbelgeläuts wurden am 7. März 2008 in der Glockengießerei Perner in Passau gegossen. Weihbischof Bauer weihte die neuen Glocken am Ostermontag, 24. März, bei einer Feier im Kiliansdom. Am 3. April wurden die neuen Glocken in den Glockenturm der Würzburger Kathedralkirche gezogen. In dem Turm hängen bereits die 750 Jahre alte Lobdeburgglocke, die die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg überlebte, sowie die große Salvator-Glocke. Sie wurde 1965 bei dem anerkannt besten Nachkriegsglockengießer Friedrich Wilhelm Schilling zusammen mit den zehn anderen Glocken des nordwestlichen Turms gegossen. Am Fronleichnamsfest 2008 erklangen erstmals alle 20 Glocken.
(0109/0001; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet