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Zum Dialog gibt es keine Alternative

Fastenpredigt im Kiliansdom über Verhältnis von Christen und Muslimen – Pfarrer Singer: Gemeinsamkeiten entdecken, ohne Unterschiede zu verschweigen

Würzburg (POW) Für einen gelingenden Dialog müssen Muslime und Christen Gemeinsamkeiten entdecken, ohne die Unterschiede zu verschweigen. Das hat Pfarrer Alfred Singer, Referent für Religions- und Weltanschauungsfragen, bei seiner Fastenpredigt im Würzburger Kiliansdom am Mittwochabend, 7. März, betont. Sie stand unter der Überschrift „Wie begegnen wir unseren muslimischen Nachbarn?“ Christen müssten sich fragen lassen, was der christliche Glaube für sie bedeute. „Diese Frage müssen wir auch unseren muslimischen Mitbürgern zumuten: Was bedeutet euch euer Glaube? Wie wollt ihr ihn leben – in unserer westlich-demokratischen Gesellschaft?“

Es sei unumgänglich, dass beide Seiten Schritte aufeinander zu tun. „Entweder finden wir – trotz mancher Schwierigkeiten, Rückschläge und Enttäuschungen – zur Begegnung und zum Dialog, oder es wird über kurz oder lang zum ‚clash of civilisations’, zum Zusammenprall der Kulturen kommen“, sagte Singer. Es sei die tiefe Überzeugung von Papst Johannes Paul II. gewesen, dass es zum Dialog letztlich keine Alternative gebe.

Ausdrücklich sprach Singer sich gegen einen Generalverdacht aus und warnte davor, in jedem in Deutschland lebenden Muslim einen potenziellen Terroristen zu sehen. „Sicherlich gibt es auch unter den hier lebenden Muslimen einzelne, die extremistisch, vielleicht sogar gewaltbereit sind. Das zu verallgemeinern, würde aber dem bei weitem größten Teil der Muslime unter uns Unrecht tun.“

Die Muslime seien gefordert, sich mit der Frage auseinander zu setzen, wie sie sich in die Gewohnheiten Deutschlands integrieren könnten, ohne sich selbst, ihre Herkunft und Wurzeln, ihren Glauben und ihre Überzeugungen aufzugeben. Sowohl dieser innerislamische Klärungsprozess als auch der Dialog zwischen Völkern und Kulturen, zwischen Christen und Muslimen, stünden noch am Anfang, betonte Singer. „Erschwerend kommt hinzu, dass es ja nicht einfach um den Dialog zwischen Christen und Muslimen geht, sondern beide in einem säkularen Staat leben, in dem ein erheblicher Teil der Bevölkerung mit Religion und Kirche wenig zu tun haben will.“

Schon das Zweite Vatikanische Konzil ermahnte Christen und Muslime, „das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung sozialer Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen.“ Wenn das Konzil davon spreche, dass Christen und Muslime an den einen Gott glauben, so sei damit nicht ausgesagt, dass beide an den selben Gott glaubten. „Christen und Muslime glauben an den einen, einzigen Gott, aber sie glauben in verschiedener Weise“, betonte Singer. Der Islam verstehe die christliche Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes oft als Drei-Götter-Lehre. Das christliche Gottesverständnis weise darauf, dass Gott in sich selbst Leben und Beziehung ist. Im Koran dagegen heiße es unmissverständlich: „Ungläubig sind wahrlich, die da sprechen: Allah ist der Dritte von Dreien.“

Weil es über diese und andere Glaubensunterschiede keinen Kompromiss zwischen Christen und Muslimen geben könne, sei auch kein gemeinsames Gebet möglich, bei dem beide miteinander dieselben Texte sprechen. „Würde man sich darüber hinweg setzen, dann nähme man den Partner nicht ernst oder würde ihn für eigene Zwecke vereinnahmen.“ Unproblematisch sei ein gemeinsames Gebet der Religionen, wie es 1986 auf Einladung von Papst Johannes Paul II. in Assisi stattfand. Damals betete jeder Vertreter aus dem Gebetsschatz seiner Religion, während die anderen schweigend, gleichsam als Zeugen, zugegen waren. „Dieses Modell ist bis heute Vorbild für alle interreligiösen Gebete.“

In der alltäglichen Begegnung zwischen Christen und Muslimen seien kleine Schritte gefordert. „Vielleicht wäre es ein erster Schritt, zunächst einmal den tiefen Glauben vieler bei uns lebender Muslime anzuerkennen. Zu Recht wurde schon die Frage gestellt, ob nicht die Stärke des Islam bei uns mit der Schwäche des christlichen Glaubens zusammenhängt“, sagte Pfarrer Singer.

Wenn nur die Bereitschaft vorhanden sei, gebe es durchaus Möglichkeiten der Begegnung mit Muslimen. „Warum nicht einmal eine muslimische Familie einladen oder sich einladen lassen?“ Abschließend ermahnte Singer die Zuhörer, im Blick auf Abraham Schritte aufeinander zu zu machen, der für Christen Vater im Glauben und für die Muslime das Vorbild eines Gott ergebenen Menschen ist. „Abraham verbindet Menschen über Grenzen von Herkunft und Sprache, von Kultur und Religion hinaus im Glauben an den einen Gott.“

(1107/0392; E-Mail voraus)