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„Zusammenhalt ist eine der Stärken Deutschlands“

Diözesanempfang in Würzburg mit Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel als Festrednerin – Thema: „Verbundenheit in offener Gesellschaft“ – Rund 2000 Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft

Würzburg (POW) „Die Bereitschaft, offen füreinander zu sein, sich auf andere einzulassen, die Welt mit den Augen anderer zu sehen, das ist eine schöne Erfahrung.“ Das hat Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel vor rund 2000 Gästen beim Diözesanempfang am Montagabend, 23. Januar, im Congress Centrum Würzburg gesagt. In ihrem Festvortrag zum Thema „Verbundenheit in offener Gesellschaft: Pluralität und Identität – Herausforderung und Chance“ forderte sie zu Respekt und Zusammenhalt in einer offenen Gesellschaft auf. Ausdrücklich dankte sie in ihrer mehrfach von Applaus unterbrochenen Rede allen Ehrenamtlichen für ihr großes Engagement. „Sie haben allen, die hier sind, aus dem Herzen gesprochen“, sagte Bischof Hofmann. Die Bundeskanzlerin habe mit ihrer Ansprache das Gespräch zwischen Politik und Kirche, Gesellschaft und Religion wieder befördert.

In ihrer rund 30-minütigen Rede ging Merkel unter anderem ausführlich auf die Flüchtlingsproblematik ein. Die große Zahl der Flüchtlinge habe die Verbundenheit in Deutschland vor große Herausforderungen gestellt. „Wir erwarten, dass diejenigen, die zu uns kommen, sich an die Rechtsordnung halten“, sagte Merkel zum Thema Integration. Aber die Bereitschaft zur Verständigung müsse von beiden Seiten da sein. „Nur im Respekt zum Gegenüber kann unsere Ordnung eines friedlichen Zusammenlebens überhaupt gedeihen.“ Der Rechtsstaat wiederum stehe vor der schwierigen Aufgabe, denen Hilfe und Unterstützung zu gewähren, die sie brauchen, und zugleich jenen, die kein Aufenthaltsrecht bekommen, zu sagen, dass sie Deutschland wieder verlassen müssten. In diesem Zusammenhang nahm sie das Abkommen der Europäischen Union mit der Türkei in Schutz. Es sei ein Weg, um Illegalität zu unterbinden. Die Zahl von mehr als 4000 im Mittelmeer ertrunkenen Menschen zeige, dass man andere Wege der Hilfe finden müsse als die illegalen Fluchtwege, betonte die Kanzlerin.

Als eine „riesige Herausforderung“ bezeichnete sie den islamistischen Terror. „Die Bürger erwarten mit Recht, dass wir Sicherheit und Freiheit so gut wie möglich garantieren“, sagte sie. „Wir müssen unseren Sicherheitsbehörden die richtigen Instrumente in die Hände geben.“ In ihren Augen sei es nicht weiterführend, den Problemen der Zeit mit Polarisierung und Populismus zu begegnen. Sie forderte dazu auf, sich eindeutig gegen Attacken auf die Demokratie zu stellen und Courage zu zeigen. Klar sprach sie sich gegen Abschottung und Protektionismus aus. Wer sich wie in einem Dunkelraum abschotte, der sei zwar vor Regen und Wind geschützt, aber zugleich auch abgeschieden von Luft und Licht, zitierte sie den chinesischen Präsidenten Xi Jinping.

Ein weiterer Schwerpunkt Merkels war das Thema Familie. Sie bezeichnete die Familie als den Kern einer offenen Gesellschaft. „Familie ist die Verantwortung vom Anfang bis zum Ende des Lebens, von Eltern für Kinder und Kindern für Eltern.“ Deshalb müsse man mit Familien sorgsam umgehen und ihnen Unterstützung zukommen lassen. Dazu gehöre auch die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Wir schreiben nicht vor, wie Familien ihr Leben gestalten sollen“, sagte Merkel. Vielmehr wolle man dabei helfen, dass Familien das von ihnen gewünschte Lebensmodell auch leben könnten – egal, ob die Eltern nun erwerbstätig sein oder Elternzeit nehmen wollten. In diesem Zusammenhang sprach sie auch das Thema Pflege an. Die Hauptlast trügen in den meisten Fällen immer noch die Angehörigen. „Auch das ist ein Ausdruck des Zusammenhalts in unserer Gesellschaft.“

Immer wieder betonte die Bundeskanzlerin in ihrer Rede die Wichtigkeit des Ehrenamts. Mehrfach dankte sie Kirchen, Hilfswerken, Haupt- und Ehrenamtlichen für ihr Engagement, sei es für Flüchtlinge oder innerhalb der Gesellschaft. Der Zusammenhalt sei eine der großen Stärken Deutschlands. Die große Zahl von Ehrenamtlichen garantiere ein Netzwerk für Menschen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen. „Auf dieses Netzwerk der Ehrenamtlichkeit können wir stolz sein.“ Merkel dankte auch der Kirche für ihre Förderung für diesen Bereich. Sie legte zudem ein klares Bekenntnis zum Religionsunterricht ab. „Ich bin der Meinung, dass Religionsunterricht in den heutigen Zeiten eher wichtiger als weniger wichtig ist, weil es hier um Gewissens- und Herzensbildung geht, weil es hier um mehr geht als nur unser eigenes Leben.“ Nach ihrer Rede erhielt sie lang anhaltenden Applaus.

In seiner Begrüßung hatte Bischof Hofmann die Bedeutung von Vielfalt und Verbundenheit für eine demokratische Gesellschaft betont. Es sei Aufgabe der Menschen, miteinander die Balance zwischen Identität und Pluralität zu suchen und zu halten. „Es gibt uns Menschen nicht ohne die Offenheit für Andere“, unterstrich der Bischof. Bei der Lösung der mit den Themen Zuwanderung und Integration verbundenen Fragen müsse das Fundament an Werten und Grundüberzeugungen leitend sein, welches das Zusammenleben ausmache und ein gelungenes Miteinander ermögliche. „Das christliche Ethos der Solidarität darf in unserer Gesellschaft nie verloren gehen. Es ruft uns dazu auf, den Nächsten zu lieben und Frieden zu stiften. Ablehnung oder gar Hass haben hier keinen Platz“, betonte der Bischof. Merkel trug sich nach ihrer Ankunft im Foyer ins Goldene Buch der Stadt Würzburg mit dem persönlichen Gruß „Alle guten Wünsche für die Bürgerinnen und Bürger Würzburgs“ ein.

Zu Beginn des Abends hieß Bischof Hofmann die Vertreter der Kommunal-, der Landes-, der Bundes- und Europapolitik und die Mitarbeiter in der Kirche auf Pfarrei-, Dekanats- und Diözesanebene willkommen. Besonders begrüßte er Landtagspräsidentin Barbara Stamm, den bayerischen Justizminister Professor Dr. Winfried Bausback, Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel und Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Ebenfalls auf der Gästeliste standen Bundespostminister a. D. Wolfgang Bötsch und Bundeswirtschaftsminister a. D. Michael Glos. Ein herzliches Willkommen galt auch Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und zahlreichen weiteren Diözesanbischöfen.

Zu den Gästen zählten Bundestags- und Landtagsabgeordnete, Landräte, Bezirks- und Kreisräte, Bürgermeister, Dekane, Pfarrer, pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Ordensleute, Mitglieder des Diözesanrats und der Dekanatsräte, der Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen, Vertreter der Caritas sowie Professoren der Universität Würzburg mit Universitätspräsident Professor Dr. Alfred Forchel an der Spitze. Vertreter der Justiz, der Polizei, der Behörden und Ämter, der Fachhochschulen, der Wohlfahrtsverbände, der unterfränkischen Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammer standen weiter auf der Grußliste. Bischof Hofmann begrüßte besonders Regionalbischöfin Gisela Bornowski vom evangelischen Kirchenkreis Ansbach-Würzburg, Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, und Ahmet Bastürk als Vertreter der Muslime in Würzburg.

Organisiert wurde der Diözesanempfang von der Domschule Würzburg und dem Caritasverband für die Diözese Würzburg. Rund 40 Mitarbeiter des Bistums Würzburg sorgten hinter den Kulissen für einen reibungslosen Ablauf. Für die musikalische Gestaltung sorgte das Ensemble „Blechschaden“ der Münchner Philharmoniker um Ensemblegründer und Conférencier Bob Ross.

Ein Video des gesamten Diözesanempfangs ist im Internet unter www.youtube.com/watch?v=1e3UqUAmZWM zu sehen.

sti (POW)

(0417/0100; E-Mail voraus)

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