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„Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens“

Predigt von Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele beim Wallfahrtsgottesdienst am 25. Mai 2008 in Walldürn

Das Blut des Bundes

Das heilige Blut, das wir in Walldürn verehren, schenkt uns ein einzigartiges Friedensfest, ein Fest, das unsere Welt so nötig hat wie nur je. Das eucharistische Blut ist „das Blut des Bundes“ (Mk 14,24), den der Herr mit uns schließen will. Dieser Bund ist ein Bund des allumfassenden Friedens. Dieser Bund soll Gott und die Menschen für immer vereinen. Ebenso sollen alle Menschen, die in diesem Bund einbezogen sind, zu einer neuen Gemeinschaft miteinander verbunden werden. Dafür geht unser Erlöser bis zum Äußersten. Weltliche Mächte vergießen das Blut anderer, um mit Gewalt den Frieden zu erkämpfen. Unser Erlöser gibt sein eigenes Blut dafür hin, das alle in Frieden leben können. Alle Friedensbündnisse, die Menschen fertig bringen, betreffen nur einen Teil unserer Welt. Zudem sind sie allesamt nur von kurzer Dauer. Der Friede Christi ist der ganzen Welt zugedacht und in ihr dem ganzen Menschen in allen Bereichen seines Lebens, und das für immer. Beim Blut des Bundes geht es um einen allumfassenden Frieden, der kein Ende hat.

Was unser Erlöser im Abendmahlssaal feiert vollendet er anderntags am Kreuz. Bis zum letzten Blutstropfen setzt er sich für uns ein. Was wie eine Niederlage aussieht, ist in Wahrheit ein überwältigtender Sieg. Das zeigt sich am Ostertag.

Der Friede Christi

Friedenssieg

Als der Auferstandene in den Kreis seiner engsten Freunde tritt, sagt er ihnen als erstes: „Friede sei mit euch“ (Joh 20,19). Das ist mehr als der vertraute Gruß; es ist auch mehr als ein frommer Wunsch. Christus gibt weiter, was er mit seinem Blut erkauft hat. Er macht wahr, was er vor seiner Passion mit den Worten versprochen hat: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch“ (Joh 14,27). Zugleich ruft er seine Freunde dazu auf, diese Gabe weiterzugeben. Seine Jünger sollen ein Werkzeug seines Friedens sein. Wie er vom Vater gesandt ist, um der Welt den Frieden zu schenken, so sendet er seine Jünger als Boten und Mittler des Friedens aus. Er sagt ihnen: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20,21).

Was unser Erlöser mit seinem Blut erkauft hat soll allen Menschen zugute kommen. Alle sollen in den Bund einbezogen werden, für den er sein Blut vergossen hat. Das soll auf dieselbe Weise geschehen wie er sich zeitlebens für den Frieden eingesetzt hat: Christus zwingt seinen Frieden nicht auf; er verhängt kein Friedensdiktat, dem alle sich beugen müssen. Der Friede ist eine Gabe seiner Liebe. An uns ist es, sie aufzunehmen und nach Kräften weiterzugeben und so für die Friedensordnung einzutreten, die alle Welt dringend braucht.

Friedensordnung

Im Zusammenhang mit den kriegerischen Auseinandersetzungen im Iran, im Sudan, in Tibet, im Heiligen Land ist vielfach gefragt worden: „Brauchen wir nicht eine globale Ordnung, die solche Kriege verhindert? Muss nicht etwa die UNO so stark gemacht werden, dass sie überall den Frieden garantieren kann?“ Viele halten das für einen ebenso verständlichen wie vergeblichen Wunsch. Andere befürchten, dass solche Fragen aus der politischen Trickkiste stammen und dass man mit ihnen andere ausspielen will. Sei es wie es sei – im Glauben wissen wir: Eine universale Friedensordnung ist kein leerer Traum, sie ist eine Realität. Der Bund des Friedens ist geschlossen. In Jesus Christus ist allen Menschen die Friedensordnung geschenkt, die die Welt verwandeln kann.

„Er ist unser Friede“ heißt, es im Epheserbrief (Eph 2,14). „Er vereinigte die beiden Teile und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder … Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib“ (Eph 2,14 – 16). Das bezieht sich zunächst auf den Frieden zwischen Juden und Heiden; es gilt aber darüber hinaus für alles, was sich in dieser Welt feindlich gegenüber steht. Im Blick auf alle Polarisierungen, die uns zu schaffen machen, heißt das: Unser Herr ist da, um das tödliche Gegeneinander zu überbinden. Er baut Brücken zwischen den feindlichen Fronten.

Ob und wie das in unserer Welt verwirklicht wird, hängt von uns allen ab.

Friedensdienst

Uns allen gilt die Seligpreisung der Bergpredigt: „Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden“ (Mt 5,9). Damit ist mehr gemeint als ein friedlich – friedliches Verhalten, das zu keinem Streit führt. Der aktive Einsatz für den Frieden ist gefordert, das Stiften des Friedens. Dass dies nicht leicht ist machen die sich anschließenden Worte Jesu deutlich: „Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 5,10). Gerechtigkeit und Frieden hängen ja eng zusammen. „Das Werk der Gerechtigkeit wird der Friede sein“, sagt der Prophet (Jes 37,17). Das kann uns bewusst machen, dass zum Friedensdienst der Einsatz für die Gerechtigkeit gehört. Wenn die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander geht, wenn weltweit eine große Mehrheit in bitterer Armut lebt und eine Minderheit nicht weiß, was sie mit ihrem Reichtum anfangen soll, kann das einen weltweiten Krieg auslösen. Das von Grund auf zu ändern fordert Klugheit, Mut und Opferbereitschaft.

Was alles zu tun ist, sagt das Gebet, das mit den Worten beginnt: „Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens.“ Im Geist des heiligen Franziskus heißt es sodann:

„Dass ich liebe, wo man hasst;

dass ich verzeihe, wo man beleidigt;

dass ich verbinde, wo streit ist;

dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;

dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;

dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;

dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert.“ (GL 29,6)

All das ist nicht Sache einiger weniger Politiker; es sind Aufgaben, die sich uns allen stellen. Sie gehören zu unserem Alltag. Von unserem Alltag hängt ab, wann der All-Tag des Friedens Christi Wirklichkeit wird. Bitten wir ihn: „Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens!“ Amen.