Würzburg (POW) Kurz vor Ende seiner langjährigen Tätigkeit als Leiter des Katholischen Kirchensteueramts Würzburg hat er es noch in die bundesweiten Schlagzeilen geschafft: „Die Kirchensteuer wird nicht auf dem indischen Teppichmarkt ausgehandelt“, zitiert ihn die Süddeutsche Zeitung zu Jahresbeginn 2012. Deutliche Worte liebt er, wenn es um das Steuergesetz geht. Und sie sind ihm wichtig. Denn für ihn steht fest: „Die Kirchensteuer ist nicht verhandelbar.“ Dieser Devise ist Oskar Hehn in seiner 33-jährigen Amtszeit im Kirchensteueramt treu geblieben. Ende Mai tritt er kurz nach seinem 65. Geburtstag in den dauernden Ruhestand.
Insgesamt liegen dann 49 Dienstjahre hinter dem in Kürnach lebenden Finanzer und verheirateten zweifachen Familienvater. Nach 16 Jahren bei der Bayerischen Finanzverwaltung mit Ausbildung zum Finanzbeamten im mittleren Dienst und einem im Abendstudium nachgeholten Betriebswirt wechselt Hehn 1979 zur Diözese Würzburg, an die Spitze des Katholischen Kirchensteueramts. In seinen ersten Dienstjahren ist er noch Bischöflichem Finanzdirektor Dr. Adolf Bauer als Leiter des Kirchensteueramts unterstellt. Zum 1. April 1989 wird Hehn die eigenständige Leitung der Steuerbehörde übertragen. Dass sich Hehn 1979 für die Kirche als Arbeitgeber entscheidet, mag zum einen daran liegen, dass ihm dadurch so mancher Ortswechsel im Beruf erspart bleibt, zum anderen an den besseren beruflichen Perspektiven bei der Diözese Würzburg. Und dann kommt natürlich seine Zugehörigkeit zur Kirche seit Kindertagen als Chorknabe in der Pfarrei Unsere Liebe Frau in Würzburg hinzu. „Ich durfte sogar bei der Neujahrsmesse 1961 mit Papst Johannes XXIII. im Petersdom in Rom singen.“
In den mehr als drei Jahrzehnten an der Spitze des Kirchensteueramts finden unter Hehns Regie entscheidende Veränderungen statt. „Als ich 1979 begann, wurde das Kirchensteueramt noch vollständig manuell geführt; alles auf Papier. Mein Auftrag war es, den Einsatz der EDV zu prüfen und die EDV dann auch als Hilfsmittel einzuführen“, erzählt er. Und der neue Leiter zögert mit der Umsetzung nicht lange: Bereits im Oktober 1981 ist das Kirchensteueramt komplett auf EDV-Betrieb umgestellt und die Mikroverfilmung im Einsatz. Von 1984 bis 1987 wird unter Federführung Würzburgs ein neues Kirchensteuerprogramm geschaffen, dem sich später die Diözesen Augsburg, Bamberg, Eichstätt und Passau anschließen. Schließlich folgt im Jahr 2008 die Einführung der elektronischen Steuerakte, die Mikroverfilmung wird durch ein elektronisches Archiv abgelöst.
In seiner Amtszeit erlebt Hehn immer wieder Versuche von Steuerzahlern, an der Höhe der Kirchensteuer zu drehen. Für den Amtsleiter ist klar: „Die Kirchensteuer ist Gesetz. Aber im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten ist zu prüfen, ob man einem Antrag auf Reduzierung oder Befreiung stattgeben kann oder ihn ablehnen muss. Eine Ablehnung ist notwendig, wenn die Voraussetzungen nach der Abgabenordnung nicht zutreffen. Denn sonst wird der Willkür Tür und Tor geöffnet.“ Weh tut es Hehn, wenn Steuerbürger mit Hinweis auf einen möglichen Kirchenaustritt Druck ausüben und so versuchen, eine Entscheidung herbeiführen zu wollen, die sich gegenüber der Steuerzahlergemeinschaft nicht rechtfertigen lässt. Hier ist er sehr dankbar für die Rückendeckung durch die Bistumsleitung. „Bei der Kirchensteuer gibt es keine Deals“, hatte erst Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Haushaltspressekonferenz 2012 geäußert.
Wenn der Dienst im Kirchensteueramt auch nicht vergnügungssteuerpflichtig ist, Erfreuliches gibt es dennoch immer wieder. Als ein Beispiel zitiert Hehn die E-Mail eines Steuerberaters: „Ich bin jetzt schon 20 Jahre im Geschäft. Aber niemals, ich betone NIEMALS, wird mir von einer öffentlichen Institution so schnell und so höflich geantwortet. Respekt.“ Auf der anderen Seite bekommt Hehn aber auch die Verärgerung von Katholiken direkt mit: „Jetzt reicht es. Ich trete aus.“ Markante Aussagen leitet Hehn bis zu Bischof Hofmann weiter, bei angekündigten Austritten wird versucht, nochmals ein Seelsorgegespräch zu vermitteln. Oft ist das Kirchensteueramt aber selbst eine Art Seelsorgereferat. „Wir bekommen alles mit, was in der Kirche läuft: von Problemen bei der Besetzung von Pfarrstellen über Differenzen in den Gemeinden vor Ort und Unzufriedenheit über Predigten bis hin zu Diskussionen um Aussagen des Papstes. Und dann kommt der Kirchensteuerbescheid auf den Tisch.“ Hier ist Hehn besonders gefordert, um zuzuhören, Antworten zu geben, zu erklären. Gerade hier kann er über die Darlegung zur Verwendung der Steuergelder immer wieder Verständnis für die Kirchensteuer erreichen.
Etwas entspannt hat sich Hehn stets bei den Kickern des Bischöflichen Ordinariats. Als Mitglied der Gründerelf im Februar 1980 und deren Teamchef seither „trainiert“ er einmal pro Woche. Mit der Elf schaffte er es bis zum Match der Würzburger gegen den Vatikan-Meister, gegen den sie leider verloren. Besonderen Ruhm erreichte die Mannschaft mit dem zweimaligen Titelgewinn 1990 und 1991 als „Internationaler Kolpingmeister“ in der Schweiz. „In unser Sportengagement ist kein Cent Kirchensteuer geflossen, wir finanzieren uns selbst.“ Darauf legt Hehn Wert. Im Gegenteil: Mit dem Erlös zahlreicher Benefizturniere unterstützten die Ordinariats-Kicker unter anderem den Solidaritätsfonds Arbeitslose, die Sozialküche der Malteser in Sankt Petersburg, das Partnerbistum Mbinga, die Station Tanzbär der Kinderklinik am Mönchberg in Würzburg und viele weitere soziale Projekte. Fast 40.000 Euro sind so unter Hehns Regie von den Fußballern erspielt worden. Ein weiteres Turnier ist in Vorbereitung: Am 15. September richten die Kicker in der Höllberghalle in Kürnach ein Fußballturnier aus. Dessen Erlös kommt der Elterninitiative „KIWI e.V.“ an der Universitätsklinik Würzburg zugute.
Wenn Hehn nun am 31. Mai in den Ruhestand tritt, kann er ein bestelltes Feld hinterlassen – und das nicht nur bei den Kickern, denen er auch weiterhin die Treue hält. Das Kirchensteueramt verwaltet heute rund 440.000 Steuerkonten, unterteilt in sechs Steuerbezirke. 29 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in dem Amt beschäftigt, überwiegend Frauen. Und seine Nachfolge übernimmt ebenfalls eine Frau. Für die neue Leiterin Heike Horn hat er den Rat parat, der ihn durch die Jahrzehnte im Kirchensteueramt begleitet hat: „Es ist wichtig, dem Grundsatz treu zu bleiben: Wir als Kirchensteueramt haben für die Steuerbürger da zu sein und nicht umgekehrt!“
(2112/0571; E-Mail voraus)
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