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„Krippen machen Weihnachten zum Fest“

Krippenschnitzer Thomas Eyring freut sich über wachsendes Interesse – „Junge Familien kaufen vermehrt Weihnachtskrippen“ – Mit großer Auswahl am Würzburger und Fuldaer Weihnachtsmarkt

Weisbach (POW) „Die Nachfrage nach Weihnachtskrippen ist in den vergangenen Jahren größer geworden. Vor allem junge Familien sind daran interessiert.“ Thomas Eyring, Holzbildhauer aus Weisbach in der Rhön, freut sich über das wachsende Interesse an Weihnachtskrippen. Bereits in der sechsten Generation besteht das Familienunternehmen, das sich auf Holzbildhauerei, Herstellung von Standuhren sowie die Drehorgelproduktion spezialisiert hat. Das Schnitzen der Weihnachtskrippen zähle zum Bereich der Holzbildhauerei und bestehe in der traditionellen Art, wie Eyring und seine Angestellten sie pflegen, nur noch wenige Male in Deutschland. „Traditionelle Holzschnitzer gibt es mehr im Alpenraum“, erklärt Eyring. Außer in seinen Ausstellungs- und Verkaufsräumen in Weisbach kann man die Arbeiten des Rhöner Holzschnitzers jedes Jahr auf dem Würzburger und Fuldaer Weihnachtsmarkt bewundern.

Mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl führt Eyring das Schnitzeisen über das weiche Lindenholz. Die Figur, an der er gerade arbeitet, fertigt er auf Wunsch des Pastoralverbunds „Sankt Michael Hohe Rhön“ in Eckweisbach (Bistum Fulda). Alle Figuren sowie den Krippenstall haben die Eyrings schon für die Eckweisbacher Weihnachtskrippe geschnitzt. Alle paar Jahre wird die Krippe um eine Figur erweitert. In der Weisbacher Werkstatt ist die 40 Zentimeter große Frauenskulptur, eine Hirtenfrau mit Wasserkrug, bis auf einige Stellen schon fast fertig geschnitzt. „Neben Heiligenfiguren verkaufen wir auch profane Modelle. Vor allem Handwerksberufe, wie etwa eine Schmied- oder Maurerfigur, sind da traditionell gewachsen und öfter gefragt. Schornsteinfeger dienen oft als Glücksbringer“, erzählt Eyring. Trotzdem seien etwa die Hälfte der Käufer kirchliche Institutionen.

Eine klassische Weihnachtskrippe bestehe aus Maria, Josef und dem Jesuskind. „Damit beginnen die meisten“, sagt Melanie Weigand, Tochter von Eyring. Sie schloss 2003 ihre Lehre zur Holzbildhauerin ab. „Nur einer wollte mal zuerst das Kamel haben“, fügt sie amüsiert hinzu. Viele schauen zuhause auf der Homepage, welche Produkte sie wollen, und bestellen sie dann entweder online oder kommen in den Laden in Weisbach. Weigand weiß, dass Kundenakquise heutzutage besonders wichtig ist: „Wir stellen auf Messen in ganz Deutschland aus, auf Weihnachtsmärkten und verkaufen im Onlineshop. Man muss sich schon anstrengen.“ Das Schöne am Beruf des Holzbildhauers sei, dass kein Tag gleich sei, weil die Arbeit von den Kundenwünschen, aber auch von Modeerscheinungen abhänge. Thomas Eyring sei immer wieder auf der Suche nach neuen Ideen und Produkten: „Wir haben uns darauf eingerichtet, moderner zu sein.“

Lindenholz lasse sich am besten schnitzen, weil es sehr weich sei. „Außerdem erhalten die Figuren aus diesem Holz eine besonders schöne und glatte Oberfläche beim Schnitzen“, erklärt Thomas Eyring. „Das Holz kommt aus einem Wald in der Rhön. Wir kaufen es von einem Holzhändler ein.“ Im Sägewerk werden die Stämme schon grob zugesägt und dann in den hauseigenen Lagerhallen luftgetrocknet. Diese Bretter werden dann zu Rohlingen gefräst, deren Größe von den zu schnitzenden Figuren abhängt. Etwa zehn Jahre müsse das Holz lagern, bevor Eyring aus einem Holzrohling eine Figur herausschnitzen könne. Für Serienfertigungen werden mit der Kopiervorlage einer schon bestehenden Figur oder Maske mithilfe einer Fräsmaschine weitere Modelle hergestellt. „Bei Einzelstücken schnitze ich die Figur direkt aus dem Stück Holz heraus. Dazu brauche ich verschiedene Schnitzeisen, deren Schärfe entscheidend für eine glatte Oberfläche ist.“

Zur Anfangszeit, als Eyrings Vater Gerold Eyring die Werkstatt seines Vaters Isidor fortführte, seien vor allem die in der Rhön stationierten Amerikaner interessierte Kunden gewesen. Ihnen gefielen die sogenannten „Honey Waggons“, Bier- oder Jauchewägen, sowie geschnitzte Landschaftstische. Die Lehre zum Holzbildhauer begann Thomas Eyring 1977 bei seinem Vater Gerold im Familienbetrieb: „Die theoretische Ausbildung habe ich an der Berufsschule für Schreiner in Bad Neustadt gemacht. Damals gab es noch keinen speziellen Zweig für Holzbildhauer.“

Das größte Objekt, das Eyring und seine Mitarbeiter je geschnitzt haben, sei ein Holzkreuz mit dem Gekreuzigten gewesen: „1,60 Meter maß das Kruzifix. Es war eine Spezialanfertigung für eine Kirche in Honolulu auf Hawaii.“ Einzig ein Bild des berühmten Kruzifix aus der Kirche San Domenico in Arezza diente Eyring als Vorlage. Der Kunde sei ein Pfarrer aus Honolulu gewesen, der Bekannte in Deutschland habe. Diese hätten die Rhöner Holzschnitzerei empfohlen. „Das war ein Riesenprojekt. Das fertig geschnitzte und angemalte Kruzifix haben wir in eine große Holzkiste verpackt und verschickt“, erzählt Eyring. „Zur Einweihung sind wir dann nach Honolulu geflogen.“

Je nach Größe der Figur kann es ein paar Stunden oder ein paar Tage dauern bis sie fertig ist. Eyrings Figuren sind zwischen zwölf und 60 Zentimeter groß. Auch der Aufwand spielt eine Rolle bei der Dauer des Schnitzens. Figuren mit einem besonders detailreichen Faltenwurf oder einer extrem filigranen Krone können einige Tage in Anspruch nehmen. „Anschließend wird die Figur bemalt. Die Kunden können sich zwischen dreifarbig gebeizten, bunt bemalten und naturbelassenen Figuren entscheiden“, sagt Eyring. Zurzeit seien die verschiedenen Brauntöne, die durch das Bemalen mit Wachsbeize entstehen, im Trend. „Bei Weihnachtskrippen allerdings sind die Kunden mehr an leicht farbig bemalten Figuren interessiert.“

Derzeit kaufen vor allem junge Familien wieder Weihnachtskrippen. „Vielleicht erinnern sie sich an ihre Kindheit und wollen nun auch für ihre Kinder eine Krippe“, vermutet Eyring. Er freue sich über die Begeisterung der Kinder, die in seine Verkaufsräume kommen und mit leuchtenden Augen seine Weihnachtskrippen bestaunen. Die Weihnachtsgeschichte sei den Kindern aus dem Kindergarten bekannt und werde so mit Euphorie im Elternhaus etabliert: „In die Kirche gehen die Leute nicht mehr so viel, aber Weihnachtskrippen sind aktueller denn je. Die machen Weihnachten erst zum Fest.“

ch (POW)

(4917/1313; E-Mail voraus)

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