Würzburg (POW) „Eine Welt ohne Dienen, in der sich jeder bedient, ist bald am Ende. Das gilt für die Familie, die Gemeinschaft, ein Seminar und eine Gemeinde, es gilt im Großen wie im Kleinen.“ Das hat Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom bei der Diakonenweihe im Würzburger Kiliansdom am Samstag hervorgehoben. Unter Handauflegung und Gebet spendete der Weihbischof dem 27-jährigen Christian Staude aus der Pfarrei Sankt Kilian in Mellrichstadt, der auf dem Weg zur Priesterweihe ist, die Diakonenweihe. Nur eine dienende Kirche diene der Welt, erklärte der Weihbischof. „Wo uns das gelingt, spüren wir Ansehen im weitesten Sinne: Wenn wir Kranke besuchen, wenn wir Anwälte für junge Menschen sind, wenn wir Gottes Wort erschließen. Plötzlich wird uns der Mensch zur Gabe, nicht zur Aufgabe.“
An dem Festgottesdienst nahmen unter anderem die emeritierten Bischöfe Dr. Friedhelm Hofmann und Dr. Paul-Werner Scheele, Domkapitular Thomas Keßler, Ständiger Vertreter des Diözesanadministrators, Personalreferent Domkapitular Monsignore Dietrich Seidel, Regens Stefan Michelberger, Mitglieder des Domkapitels, zahlreiche Priester und Diakone sowie Verwandte, Freunde und Bekannte des neuen Diakons teil. Insgesamt feierten rund 500 Gläubige den Weihegottesdienst mit.
In seiner Predigt betonte der Bischof, dass die Kirche gesandt sei, das Evangelium zu verkünden. Entscheidend sei daher nicht die Frage, was aus der Kirche werde, sondern was aus der Welt werde. „Eine Kirche, die der Überzeugung wäre, ihre große Zeit liege bereits hinter ihr und sie habe jetzt nur noch das Schlimmste zu verhüten und Restbestände der großen Vergangenheit zu bewahren, hätte geistig kapituliert, wäre damit auch als kulturprägende Kraft am Ende“, zitierte der Weihbischof den Erzbischof von Paris, Kardinal Jean Maria Lustiger. Es müsse im Gegenteil die Kraft neu entwickelt werden, auch die gegenwärtige Kultur, das Denken, die politische Wirklichkeit, die Wirtschaft und die Kunst aus dem Geist des Evangeliums neu prägen zu können. Weihbischof Boom warnte davor, durch vermeintliches Allwissen und Selbstgerechtigkeit die Welt verändern zu wollen. „Das Geheimnis, wie diese Welt sich ändert und wandelt, feiern wir in dieser Stunde.“ Es gelte, das Evangelium so zu übersetzen, dass die Welt Christus kennenlerne, sagte der Weihbischof mit einem geflügelten Wort des heiligen Hieronymus.
Keine Weihe durch die Kirche sei eine Belohnung dafür, dass ein Mensch etwas Besonderes und mehr sei. Vielmehr werde dadurch deutlich, dass Christus der erste, der unterste Diener sei. Diakone seien Diener Gottes. Die Welt erhalte eine andere Perspektive, wenn sie nicht vom Sich-bedienen-lassen lebe, sondern vom Dienen. „Jesus ist mir durch die Weihe nahe, damit ich und andere mehr und besser leben können.“ Je mehr Christus in der Kirche sichtbar gemacht würde, desto mehr würden im Blick auf die Zukunft von Kirche und Welt die dunklen Schatten der Ungewissheit und Hoffnungslosigkeit genommen. „Diakon ist Diener sein, wie Christus Diener aller Menschen ist. Dass Dir das gelingt, darum beten wir, rufen zu Gott und allen seinen Heiligen“, sagte Weihbischof Boom direkt an Staude gewandt.
Zu Beginn der Weihe wurde der Kandidat aufgerufen. Er versprach, sein Leben an Jesus Christus auszurichten und ihm besonders in Armen, Kranken, Heimatlosen, Notleidenden und allen Ausgegrenzten zu dienen. Dem Bischof gelobte er Gehorsam. Zudem erklärte Staude seine Bereitschaft, zukünftig zölibatär zu leben. Während der Anrufung der Heiligen lag er als Zeichen der Hingabe an Christus ausgestreckt auf dem Boden. Danach legte ihm Weihbischof Boom schweigend die Hände auf und sprach das Weihegebet. Nach der Weihe wurde der Diakon mit Stola und Dalmatik bekleidet und bekam das Evangelienbuch überreicht. Anschließend umarmten der Diözesanadministrator Weihbischof Boom, die Bischöfe Hofmann und Scheele sowie die Verantwortlichen für die Ausbildung im Priesterseminar den Neugeweihten als Zeichen der brüderlichen Verbundenheit.
Am Ende des Gottesdienstes dankte Staude allen, die ihn auf dem bisherigen Weg begleitet und an der Feier im Dom mitgewirkt hatten. Musikalisch gestalteten Domorganist Professor Stefan Schmidt, die Katholische Kantorei Marktheidenfeld unter der Leitung von Hermann Grollmann, das Bläserensemble Marktheidenfeld unter der Leitung von Thomas Grön sowie Kantor Markus Althanns die Feier. Eine Begegnung auf dem Kiliansplatz zwischen Dom und Neumünster schloss sich an.
mh (POW)
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