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An der Machtfrage wird sich vieles klären

„Bericht zur Lage“ von Diözesanratsvorsitzendem Dr. Michael Wolf – Bischof Dr. Franz Jung lobt Gastfreundschaft im Bistum Mbinga – Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran: Bisherige Dekanatsratsvorsitzende stimmberechtigt bei Dekanewahl 

Würzburg (POW) Viele Fragen in der Kirche werden beantwortet, wenn die Machtfrage geklärt ist. Das hat Diözesanratsvorsitzender Dr. Michael Wolf in seinem „Bericht zur Lage“ bei der Herbstvollversammlung des Diözesanrats (siehe eigener Bericht) der Katholiken im Bistum Würzburg betont. „Organisation muss sein, eine große Menge Menschen, die wir in der katholischen Kirche sind und bleiben wollen, braucht Organisation. Die Frage wird sein: Wer ist wem und in welchem Umfang verantwortlich?“ Mit Blick auf die Aufarbeitung des Missbrauchs, insbesondere im Erzbistum Köln, fragte er zudem, wie viel Rückhalt eine Führungsfigur bei ihren Mitarbeitern und den Gläubigen haben müsse, damit das „Projekt Kirche“ gelingen könne.

Wolf zeigte sich betroffen, dass bei den Bundestagswahlen vor wenigen Wochen mehr als zehn Prozent der Wählerinnen und Wähler sich für Parteien entschieden hätten, die Verschwörungstheorien, kruden Nationalismus und eine „Deutschland zuerst“-Politik vertreten. Noch schlimmer sei, dass diese eine politische Heimat für Ideen wie den Antisemitismus böten. „Schwindelig“ mache ihn zudem, dass laut Statistischem Bundesamt in Deutschland 17,4 Prozent der Menschen von Armut bedroht seien. Eine neue Bundesregierung muss sich laut Wolf auch um die Flüchtlingsfrage kümmern. Eine Rückschiebung an den Grenzen der Europäischen Union finde aktuell mit nie gekannter Härte statt. Hier müsse die Geschichte Wegweiser sein. „Auch viele Deutsche verdanken ihr Überleben in Freiheit der Bereitschaft eines anderen Lands, Asyl zu gewähren. Und viele mussten während des ‚Tausendjährigen Reichs‘ sterben, weil kein Staat bereit war, diese Flüchtlinge aufzunehmen.“

Papst Franziskus rücke mit dem Synodalen Prozess auf Ebene der Weltkirche die Synodalität in den Blick und betone zugleich, dass Synodalität nicht gleich Demokratie sei. „Aktuell bleibt uns wohl nur, im Rahmen unseres Synodalen Prozesses Verbesserungsvorschläge zu machen und zu hoffen, dass der Heilige Geist Einsicht für alle Beteiligten bringt“, sagte Wolf. Der von Rom vorgegebene, enge Zeitplan, der eine Arbeit vor Ort auf nur drei Monate begrenze, mache eine umfassende Einbindung des Kirchenvolks so gut wie unmöglich. Dennoch stehe den Katholiken im Bistum ein Nichtteilnehmen schlecht zu Gesicht. „Wie, wenn nicht auf diese Weise, können wir unsere Wünsche nach Rom tragen?“

Auch beim Synodalen Weg in Deutschland sei es wichtig, sich mit den Kernproblemen der kirchlichen Organisation auseinanderzusetzen. Es sei zudem zentral, die unterschiedlichen Meinungen auszudiskutieren, die dort aufeinanderprallten. „Ausscheren und eigene Gegenpositionen im Internet veröffentlichen ist nicht hilfreich“, sagte er mit Blick auf ein ostbayerisches Bistum. Wolf warnte davor, in Organisationsdingen einen Absolutheitsanspruch zu definieren. Stattdessen plädierte er für eine „Einheit in Vielfalt“. „Die Kirchengeschichte zeigt so viele Spielarten der Organisation, dass ich fast alles – von der Demokratie bis hin zur monarchischen Struktur – historisch begründen kann.“ Unter anderem gehe es auch um die Frage, ob aus heutiger Sicht Frauen nur aufgrund ihres Geschlechts von Diensten ausgeschlossen werden können. „Selbst in der früheren Männerbastion Bundeswehr können Frauen heute jeden Dienst übernehmen – vom Infanteristen bis hin zum Strahlflugzeugführer. Es kommt ausschließlich auf die Eignung an.“ Auch in der Kirchengeschichte gebe es diesbezüglich kein einheitliches Bild. So habe den Äbtissinen von Burgos oder Santa Maria la Real de Las Huelgas neben Stab auch die Mitra zugestanden. Sie seien außerdem berechtigt gewesen, in der Messe zu predigen – eine Aufgabe, für die schon damals die Diakonenweihe Voraussetzung war.

Bischof Dr. Franz Jung berichtete in seinem Wort an die Versammlung unter anderem davon, dass er bis 2023 alle Pastoralen Räume besuchen werde, um die Pastoralteams und die Gremienvertreter kennenzulernen und Chancen sowie Kooperationen in den Blick zu nehmen. Besonders wichtig sei ihm in diesem Zusammenhang, Pastoral und Caritas enger miteinander zu verknüpfen. Als „ehrlich, konstruktiv, kritisch und wertschätzend“ bezeichnete der Bischof die Synodalversammlung in Frankfurt am Main vor wenigen Wochen. Die Länge der Texte, die dort diskutiert wurden, hätten viele als Überforderung empfunden. Offenbar deswegen habe eine nicht geringe Anzahl der Synodalen keine Anmerkungen dazu gemacht. Sehr angetan zeigte der Bischof sich von seiner Pastoralreise ins tansanische Partnerbistum Mbinga. „Es ist schön, ein Partnerbistum zu haben.“ Besonders hob er die überbordende Gastfreundschaft und die ausgelassene Festfreude in Liturgie und Leben der Menschen in Tansania hervor. Mit den Menschen in der afrikanischen Partnerdiözese habe das Bistum ein konkretes Gegenüber sowie persönliche Kontakte und unterstütze nicht pauschal irgendwelche Fördermaßnahmen. Zudem habe er mit Bischof John Ndimbo bei dem Besuch erste Pläne für einen gemeinsamen Besuch in Würzburgs brasilianischem Partnerbistum Óbidos geschmiedet, berichtete Bischof Jung.

Einstimmig verabschiedete der Diözesanrat den neuen Schlüssel für die Delegierten aus den Pastoralen Räumen im Diözesanrat für die Wahlperiode 2022 bis 2026. Mit großer Mehrheit wurden die Mustergeschäftsordnung für die Gemeinsamen Pfarrgemeinderäte sowie die Geschäftsordnung für das Dekanatsforum, den Nachfolger des Dekanatsrats, verabschiedet. Anerkennung zollten die Delegierten Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran für dessen Entscheidung, dass bei der anstehenden Wahl der Dekane in den neun neuen Dekanaten jeweils alle bislang in den alten Dekanaten amtierenden Dekanatsratsvorsitzenden stimmberechtigt sein werden. 

mh (POW)

(4221/1017; E-Mail voraus)

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