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Eine Zeit des geistlichen Aufbruchs

Ausstellung in Archiv und Bibliothek der Diözese zu 200 Jahren Neugründung des Bistums Würzburg eröffnet

Würzburg (POW) Eine Ausstellung mit dem Titel „1821 – Bruch, Beginn, Wandel. 200 Jahre neues Bistum Würzburg“ ist am Freitag, 26. November, in Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg eröffnet worden. In der älteren Geschichtsforschung würden die Säkularisation und der damit verbundene Umbruch häufig als Beraubung und als zerstörerischer Angriff auf die katholische Kirche gesehen, sagte Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran. „Erst mit zunehmender Distanz wurde sie nicht nur als gewalttätiges Ende einer alten Ordnung, sondern auch als Chance für einen positiven Neuanfang erkannt.“ Dieser habe die Kirche in den Stand versetzt, sich mit Nachdruck wieder auf ihre wesentlichen Aufgaben zu besinnen und als religiös-geistliche Instanz zu wirken. „Nehmen wir als Bistum Würzburg auch in der gegenwärtigen Stunde der Kirche die uns gestellte Aufgabe an, aus einem vertieften Glauben heraus Kirche im Übergang zu leben und zu gestalten“, sagte der Generalvikar.

Wie das im konkreten Fall vor 200 Jahren in Würzburg aussah, erläuterte Thomas Wehner, stellvertretender Leiter des Diözesanarchivs und Macher der Ausstellung, in einem Vortrag. Professor Dr. Wolfgang Weiß, Vorsitzender des Diözesangeschichtsvereins, überreichte Bischof Dr. Franz Jung und Generalvikar Vorndran je ein Exemplar des neuesten Bands der Würzburger Diözesangeschichtsblätter.

Die grundlegenden politischen wie gesellschaftlichen und geistigen Veränderungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts hätten nicht nur zu einem institutionellen Neubeginn der katholischen Kirche geführt, sagte Generalvikar Vorndran in seiner Ansprache. Sie hätten auch einen inneren Wandel und einen religiösen Um- und Aufbruch bewirkt. „Es folgte eine Konzentration auf die gegenwartsbezogenen pastoralen Kernaufgaben unter den veränderten Bedingungen, die Entwicklung einer neuen Spiritualität sowie eine Vertiefung und Erneuerung des Frömmigkeitslebens im Zeichen der katholischen Romantik.“ Vorndran dankte allen, die an der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Jubiläums und den vielfältigen Begleitveranstaltungen beteiligt sind. Er wünsche sich, dass alle, die die Ausstellung besuchten, einen kraftvollen Impuls für die Gestaltung der Zukunft mitnehmen.

Die Präsentation im Foyer von Archiv und Bibliothek ist in fünf Sektionen aufgeteilt. „Im Fokus stehen die territorialen Veränderungen und wichtigsten Würzburger Persönlichkeiten der Krisenzeit seit 1803, die Rechtsgrundlagen der Bistumsneugründung, der neue Würzburger Diözesanbischof, das neue Domkapitel, die Diözesanverwaltung sowie Maßnahmen des geistlichen Aufbruchs im Bistum“, erklärte Wehner. Die Exponate stammten fast ausschließlich aus den eigenen Archiv- und Bibliotheksbeständen.

So verdeutlichen drei Karten aus dem 15. Jahrhundert, von 1817 sowie von 1896 die territorialen Veränderungen vom alten zum neuen Bistum Würzburg. Zwischen 1808 und 1813 seien etwa 150 ehemals Würzburger Pfarreien im Steigerwald, Taubertal, Hohenlohischen und Neckar-Odenwald-Gebiet abgetrennt und 1821 den neuen Erzbistümern Bamberg und Freiburg beziehungsweise der Diözese Rottenburg zugeordnet worden. Umgekehrt erhielt das neue Bistum Würzburg das frühere Mainzer Gebiet am nun bayerischen Untermain, im Spessart und Odenwald mit Aschaffenburg, Lohr und Miltenberg sowie die auf bayerischem Staatsgebiet liegenden Teile des Bistums Fulda mit den Hauptorten Hammelburg und Brückenau. „Davon betroffen waren insgesamt 85 Pfarreien mit rund 125.000 Katholiken. Zur Einordnung: 1821 zählte das Bistum insgesamt 392 Pfarreien mit etwa 455.000 Katholiken“, erklärte Wehner.

Der 1802 ernannte Würzburger Weihbischof Gregor Zirkel habe schon früh die zukünftigen Konfliktlinien mit dem Staat erkannt. Bayern habe die Kirche als staatsimmanente Institution begriffen, die als sittliche und ordnungsstiftende Autorität zum Wohl und Nutzen des Staates in die Gesellschaft hineinwirken, aber sich zugleich auf das Kircheninnere und die Wahrnehmung ihrer pastoralen Kernaufgaben beschränken sollte, sagte Wehner. Bischof Adam Friedrich Freiherr von Groß zu Trockau sei dann die treibende Kraft für die weiteren Entwicklungen im Bistum Würzburg gewesen. An Heiligabend 1821 habe er in seinem Pastoralschreiben die Diözesanen „zu christlicher Frömmigkeit und Nächstenliebe“ aufgerufen und vor religiöser Gleichgültigkeit und Aberglauben und einer Form von Aufklärung und Vernunft gewarnt, „die ausschließlich auf den irdischen und materiellen Sinn des Lebens abzielte“. In seiner Amtszeit bis 1840 habe Bischof Groß zu Trockau die diözesane Verwaltung reorganisiert, die Priesterausbildung reformiert, die neuen Bistumsgebiete integriert, Seelsorge und Glaubensvermittlung vereinheitlicht, Kirchen- und Volksfrömmigkeit verbunden, Glaubens- und Frömmigkeitsleben intensiviert und kirchliche Rechte gegenüber der staatskirchlichen Vereinnahmung verteidigt – „bei gleichzeitiger Loyalität gegenüber dem bayerischen Königshaus“.

„Die Maßnahmen des Bischofs zur religiösen Erneuerung führten in der Würzburger Ortskirche zunehmend zu konservativen Grundhaltungen und ultramontaner Kirchentreue und zielten auf eine geschlossene, sich auf die Volksfrömmigkeit stützende und gegen den säkularen Zeitgeist abgrenzende katholische Lebenswelt“, erklärte Wehner. Die vor 200 Jahren neu geschaffene Ordnung sei Grundlage des kirchlichen Lebens in Bayern bis zum Konkordat von 1924 und darüber hinaus geworden. „Einige der damals getroffenen Entscheidungen bilden noch immer das Fundament für unsere heutigen Verhältnisse.“

Die Ausstellung ist bis 10. März 2022 montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr in Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg, Domerschulstraße 17, 97070 Würzburg zu sehen. Führungen unter 2G-plus-Bedingungen finden nach Voranmeldung mittwochs um 17 Uhr oder nach Vereinbarung statt. Anmeldung sowie nähere Informationen unter Telefon 0931/38667100 oder E-Mail abbw@bistum-wuerzburg.de.

(4821/1163; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet